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Der Kongress Armut und Gesundheit schafft seit 1995 ein kontinuierliches Problembewusstsein für gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland. An drei Veranstaltungstagen tauschen sich Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen, Praxis und Selbsthilfe zu Themen gesundheitlicher Ungleichheit aus. Aktuelle Forschungsergebnisse werden ebenso diskutiert und vertieft wie neue Strategien, Lösungsansätze und Erfahrungen. Die vergangenen Kongresse haben bereits eine Vielzahl neuer Kooperationen auf den Weg gebracht und Entwicklungen und Diskussionen angestoßen.
Mit dem Engagement aller Akteur*innen und Teilnehmenden des Kongresses erfährt eine heterogene Gruppe von Menschen eine Lobby, die oftmals wenig Unterstützung erhält.
Konferenzraum III
13:15 - 14:45
Moderierende:
Anett Reinke, Verbraucherzentrale Brandburg
Ernährungsarmut und die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung sind aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen. Wie sie zusammenwirken, zeigen in dieser Session drei verschiedene Perspektiven – von einem Citizen-Science-Projekt mit Schüler*innen über Organisationen, die Lebensmittel retten bis hin zu Ernährungsarmut im Alter.
Der Beitrag „Die Foodforscher*innen: Mit Schüler*innen das Zusammenspiel von Ernährung und gesellschaftlichem Zusammenhalt erforschen“ thematisiert das komplexe Wechselspiel von Essen und Ernährung sowie dem gesellschaftlichen Zusammenhalt aus einem postmigrantischen Blickwinkel. Durch Projektpartnerschaften mit Foodsharing und Tafel e.V. werden alternative Zugänge zu Lebensmitteln aufgezeigt und u.a. gemeinsam mit Schüler*innen anhand einer Spendenaktion untersucht.
Der Beitrag „Lebensmittelrettung und Ernährungsarmut in Deutschland: Strategien, Herausforderungen und Chancen“ nimmt Organisationen im Bereich der Lebensmittelrettung und deren Umverteilung an Armutsbetroffene in den Blick. Auf Grundlage von qualitativen Interviews mit Vertreter*innen dieser Organisationen werden deren Motive und Hauptprobleme vorgestellt, um Ernährungsarmut zu adressieren.
Der Beitrag „Ernährungsarmut im Alter im ländlichen Deutschland“ beschreibt am Beispiel einer ländlichen Region des Bezirks Oberfranken das aufkommende und besorgniserregende Phänomen der Ernährungsarmut und dessen gesundheitliche Auswirkungen im fortgeschrittenen Lebensalter. Durch erste qualitative Erkenntnisse werden in diesem Vortrag Einblicke in die subjektive Wahrnehmung älterer Menschen zu ihrer Ernährungssituation sowie deren individuelle Bewältigungsstrategien präsentiert.
Lebensmittelrettung und Ernährungsarmut in Deutschland: Strategien, Herausforderungen und Chancen
Tina Bartelmeß, Universität Bayreuth
Ernährungsarmut stellt die Gesellschaft und die Ernährungs- und Gesundheitspolitik in Deutschland aktuell vor Herausforderungen. Gleichzeitig ist Lebensmittelverschwendung v.a. vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit und der Klimakrise ein gesellschaftliches Problem. Beide Probleme erfordern Lösungsstrategien. Einige Non-Profit-Organisationen und Sozialunternehmen in Deutschland haben auf der Grundlage der Lebensmittelrettung Strategien entwickelt, mit denen sie simultan einen Beitrag zur Abmilderung beider Probleme leisten. Dabei sind sie jedoch mit Herausforderungen auf unterschiedlichen Ebenen konfrontiert.
Dieser Beitrag beleuchtet auf der Grundlage von leitfadengestützten Interviews mit sieben VertreterInnen von Organisationen im Bereich Lebensmittelrettung und Ernährungsarmut die Motive der Organisationen sowie die Hauptprobleme, mit denen diese konfrontiert sind. Zu den Problemen zählen v.a. Ressourcenabhängigkeit, das Bewusstsein der Betroffenen und staatliche Vorgaben. Darüber hinaus wird im Beitrag erläutert, wie fünf von den sieben untersuchten Organisationen transsektorale Kooperationen eingehen, um ihre Wirksamkeit und Reichweite zu vergrößern. Abschließend wird diskutiert, inwieweit die Organisationen mit ihren Lösungsansätzen aufbauend auf der Lebensmittelrettung für Armutsbetroffene eine gesundheitsfördernde, klimagerechte und chancengleiche Ernährung ermöglichen.
Ernährungsarmut im Alter im ländlichen Deutschland
Sarah Jasiok, Universität Bayreuth
Die Foodforscher*innen: Mit Schüler*innen das Zusammenspiel von Ernährung und gesellschaftlichem Zusammenhalt erforschen
Tugba Link, INFOGES Dusiburg
Essen und Ernährung sowie gesellschaftlicher Zusammenhalt stehen in einem komplexen Wechselverhältnis zueinander (vgl. Hassel et al. 2023). Dies trifft insbesondere auf die postmigrantische Gesellschaft der Bundesrepublik zu, die durch Diversifizierung, Verflechtung und Neukombination kultureller Praktiken des Essens und der Ernährung gekennzeichnet ist. Das Zusammenspiel zwischen Essen und Ernährung und gesellschaftlichem Zusammenhalt tangiert dabei Fragen nach gerechten Zugangschancen zu gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln, nach ernährungsbezogener Solidarität sowie nach der gesellschaftlichen Akzeptanz der Vielfalt von Ernährungspraktiken.
Im Citizen-Science-Projekt „Die Foodforscher*innen: Wie Essen Duisburg verbindet” erforschen wir diese Fragen partizipativ mit Duisburger Schüler*innen. Dazu haben wir im Schuljahr 2023/2024 an drei Gesamtschulen AGs eingerichtet und kooperieren im Projekt mit kommunalen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen (u.a. Tafel Duisburg e.V., Foodsharing). Die Schüler*innen sind postmigrantisch Heranwachsende mit heterogenen sozialen, ethnischen und kulturellen Hintergründen. Diese helfen, die vielfältigen kulturellen Essens- und Ernährungspraktiken in Duisburg besser zu verstehen.
Im Beitrag werden der theoretische Rahmen und die praktische Umsetzung des Projekts vorgestellt. Es werden Herausforderungen benannt und Möglichkeiten des Transfers dargelegt. Diskutiert wird dabei, wie kollaborative Forschung mit Schüler*innen genutzt werden kann, lokale Problemlagen gemeinsam und lösungsorientiert zu erforschen.
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