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Der Kongress Armut und Gesundheit schafft seit 1995 ein kontinuierliches Problembewusstsein für gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland. An drei Veranstaltungstagen tauschen sich Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen, Praxis und Selbsthilfe zu Themen gesundheitlicher Ungleichheit aus. Aktuelle Forschungsergebnisse werden ebenso diskutiert und vertieft wie neue Strategien, Lösungsansätze und Erfahrungen. Die vergangenen Kongresse haben bereits eine Vielzahl neuer Kooperationen auf den Weg gebracht und Entwicklungen und Diskussionen angestoßen.

Mit dem Engagement aller Akteur*innen und Teilnehmenden des Kongresses erfährt eine heterogene Gruppe von Menschen eine Lobby, die oftmals wenig Unterstützung erhält. 

Kongressprogramm

Posterpräsentation

Ausstellungsfläche

10:30 - 12:00

Moderierende:

Elsbeth Trouwborst, Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V.

 

Am 06.03. findet im Foyer gegenüber der Garderobe eine moderierte Posterpräsentation statt, bei der alle Poster vorgestellt werden und Teilnehmende die Möglichkeit haben, zu drei Postern vertiefend ins Gespräch zu kommen. Vor Ort wird es drei Runden geben von jeweils zwei bis drei Personen. Nach die zwei-drei Präsentationen in einem Runde können Sie sich entscheiden für eine Poster, um dort mit Ihnen gemeinsam über Ihr Thema zu diskutieren bzw. Frage zu stellen.   Die Poster werden dort dauerhaft ausgestellt.

 

Auswirkungen des Lebenskompetenztrainings auf die Integrationsförderung von MigrantInnen. Empirische Studie zur Förderung psychosozialer Kompetenzen im Integrationskurs

Hala Abdulhafiz, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover

Einleitung Viele Geflüchteten sind mit traumatischen Fluchterfahrungen in Deutschland angekommen und leben seither mit psychosozialen Problemen. Diese Studie befasst sich mit in Integrationskursen erworbenen Lebenskompetenzen sowie deren Auswirkungen auf die Integration syrischer MigrantInnen. Die psycho-sozialen Lebenskompetenzen, die laut der Definition der (WHO) Menschen dabei helfen, Herausforderungen des alltäglichen Lebens effektiv zu bewältigen sowie gesundheitliches Wohlbefinden zu stärken. Methoden Es wurden anhand qualitativer Experteninterviews bedeutsame Lebenskompetenzen für eine erfolgreiche Integration definiert. Daran schloss sich eine qualitative Inhaltsanalyse der verwendeten Lehrbücher im Integrationskurs an. Dazu wurden schriftlich gestützte Interviews mit ehemaligen TeilnehmerInnen des Integrationskurses durchgeführt. Ergebnisse Die Experteninterviews machten deutlich, dass Kommunikationskompetenzen und Problemlösefertigkeit hinsichtlich der Integrationsförderung im Vordergrund stehen. Gefühle- und Stressbewältigung bilden das Ende der Reihenfolge wichtiger Lebenskompetenzen. Viele Lebenskompetenzen finden ausführliche Anwendung in den Lehrbücher, jedoch mangelt es an Anlässen, Empathie, Kreativität, Gefühle und Stressbewältigung zu thematisieren. Die TeilnehmerInnen-Befragung ließ sich feststellen, dass die befragten MigrantInnen über einige Lebenskompetenzen verfügen, die sich positiv auf ihre Integration auswirken. Viele Befragte verspüren hinsichtlich der Stärkung der Selbstwertschätzung Bedarf. Gefühle und Stresssituationen ließen sich von ihnen schwer zu bewältigen. Schlussfolgerung Diese Kompetenzen sollten künftig durch weitere pädagogische Programme und Maßnahmen weiterentwickelt werden.

 

Nachhaltige Gesundheitsförderung von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung (MmgB) im Betrieb am Beispiel des Projekts Move [muv] – gemeinsam etwas bewegen!

Maike Massarczyk, Fenja Brandes, Special Olympics Deutschland in Bremen e.V., Deutschland

Ein Betriebliches Gesundheitsmanagement gehört heutzutage in den meisten Unternehmen zum festen Bestandteil der Unternehmenskultur. In inklusiven Betrieben sucht man oft noch vergeblich nach einer strukturell verankerten Gesundheitsförderung, welche die Beschäftigten mit Beeinträchtigung im Fokus hat und diese partizipativ miteinbezieht. Und das obwohl Menschen mit Beeinträchtigung schlechtere Gesundheitschancen haben als die Durchschnittsbevölkerung.
Das Projekt Move [muv] – gemeinsam etwas bewegen! setzt genau hier an.
Das von den Krankenkassen AOK Bremen/ Bremerhaven und hkk geförderte Projekt wird von und mit Menschen mit geistiger Beeinträchtigung (MmgB) in Bremen und Bremerhaven umgesetzt und wirkt in betriebliche und nicht-betriebliche Lebenswelten hinein. Im Rahmen des Projektes wurden MmgB inklusiver Betriebe akquiriert, zu Gesundheitsthemen geschult und damit zu Gesundheitshelfer*innen im Betrieb (GiB) ausgebildet. Als Multiplikator*innen setzen sie mit Unterstützung Gesundheitsangebote in ihrem Betrieb für alle Mitarbeitenden um. Die Angebote werden im Rahmen eines regelmäßig stattfindenden Gesundheitszirkels mit allen relevanten Akteuren geplant und evaluiert. Zusätzlich findet ein Auf- und Ausbau gesundheitsförderlicher Strukturen auf allen Ebenen des Betriebs statt. Stand heute wird das Projekt in vier Werkstätten umgesetzt und 30 Beschäftigte konnten zu GiB ausgebildet werden. Ziel ist es, das sich das Projekt bis 2025 eigenständig trägt und neue Strukturen etabliert sind. Welche Herausforderungen es auf dem Weg gab und wie eine nachhaltige Implementierung gelingen kann, möchten wir mit Ihnen diskutieren und unsere Erfahrungen aus dem Projekt teilen.

 

Gesundheitsvorsorge für Menschen in Unterkünften

Constanze Söllner-Schaar, Landeshauptstadt München, Gesundheitsreferat, Deutschland

In München sind derzeit ca. 12.000 Menschen in etwa 100 Unterkünften untergebracht. Der Sozialdienst vor Ort vermittelt Arztbesuche, kann jedoch kein Case Management leisten. Besonders die Betreuung von Menschen mit chronischen Erkrankungen wird als problematisch beurteilt. Sie beruht meist auf der Eigeninitiative der erkrankten Menschen. Dies ist jedoch vielen aufgrund der Schwere der Erkrankung oder einer Sozialisierung mit anderen Gesundheitskonzepten nicht möglich. Frage: Wie sind vulnerable Gruppen in Unterkünften erreichbar und ins Gesundheitssystem zu vermitteln? Ergebnisse: Gruppenveranstaltungen vor Ort oder Beratungsangebote außerhalb der Unterkunft sind für viele zu hochschwellig. Sie benötigen einen aufsuchenden, nachgehenden Beratungsdienst mit Sprachmittlung. Das Gesundheitsreferat der Stadt München baute 2015 ein Team aus drei Berufsgruppen auf, die allen Altersgruppen gerecht werden: Familienhebammen, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger*innen, Gesundheits- und Krankenpfleger*innen. Aufgabenprofil ist die individuelle Beratung zu gesundheitlichen Themen, Stärkung der Gesundheitskompetenz und bei Bedarf Case Management und Begleitung in das Gesundheitssystem. Dabei werden Kindeswohl und Erwachsenengefährdung besonders beachtet. Fazit: Aufsuchende Dienste sind unerlässlich. Sie sollten in den Unterkünften für Geflüchtete und Wohnungslose zukünftig angeboten werden, um vulnerable Gruppen medizinisch zu beraten und eine ausreichende gesundheitliche Versorgung zu gewährleisten. Eine niederschwellige Ergänzung des Gesundheitssystems sollte aufgebaut werden, um eine Inanspruchnahme durch alle Zielgruppen zu ermöglichen.

 

«Miteinander Zukunft gestalten – alle an einen Tisch» der Weg zu einem Kreisbündnis für seelische Gesundheit

Yvonne Keller-Frank, Gesundheitsamt/ Landratsamt Bodenseekreis, Deutschland

Im Sinne einer sektorenübergreifenden Zusammenarbeit, wurde das «Bündnis Seelische Gesundheit Bodenseekreis» als Kreisbündnis gegründet. Dies soll Berufsexpert*innen aller im Kreis vertretenen Träger, Verbände und Akteur*innen verbinden, welche die Versorgungslandschaft zum Thema seelische Gesundheit gestalten, gesundheitsförderliche Angebote vorhalten oder in ihrem Berufsalltag mit der Förderung von seelischer Gesundheit starke Berührungspunkte haben. Langfristiges Ziel ist es, zukünftig noch passgenauere Angebote zur Förderung der seelischen Gesundheit vorhalten zu können, sich vorhandenen Lücken in der Versorgung auf Kreisebene gemeinsam zu widmen, um Bürger*innen frühzeitig zu erreichen. Ein wesentlicher Aspekt der Prozessqualität ist die lückenlose Partizipation von Bürger*innen.

So begann die Gesundheitsplanung 2019 in einem ersten Teilschritt mit der Schaffung eines Bürger- und Beteiligungsprozesses. Auftakt bildete ein Bedarfserhebungsworkshop mit 32 Bürger*innen, die an sechs moderierten Thementischen (u.a. Wohnen, Arbeit, Versorgung, Gesundheitsförderung) jeweilige Bedarfe diskutierten und priorisierten. Einbezogen wurden explizit Menschen mit eigener Betroffenheit, die sich dauerhaft für bestimmte Themen mit ihrer Erfahrungsexpertise in die Planungsprozesse einbringen wollen. Die Ergebnisse dieser ersten Planungsphase bildeten die gemeinsame Diskussionsgrundlage für einen anschliessenden Workshop mit Berufsexpert*innen, durchgeführt im Rahmen der Gründungsveranstaltung des Bündnisses 2023. Die Strategie des ÖGD im Bodenseekreis hat grosses Übertragungspotential für andere Land- und Stadtkreise, um den Herausforderungen der Gegenwart hinsichtlich der Förderung von seelischer Gesundheit Rechnung zu tragen.

 

Digitales Bildungsangebot: "Learningsnacks for Mothers"

 

Prof.in Dr. Monika Greening1, Prof.in Dr. Sandra Bensch2, Annika Schröder1, Luisa Maria Zangardi2 - 1Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen; 2Katholische Hochschule Mainz

Nicht jede gebärfähige Frau in Deutschland wird – trotz gesetzlichem Anspruch – durch eine Hebamme prä- und postpartal betreut. Insbesondere Frauen ohne gemeinsame Sprache mit Akteur*innen des Gesundheitswesens, mit Fluchterfahrungen oder Migrationsgeschichte sind bedroht durch eine Mangelversorgung Schwangerschaftskomplikationen und Geburtstraumata zu erleiden.

Mit dem Projekt wird ein niedrigschwelliges, bildungsgradunabhängiges digitales Bildungsangebot in Form einer Webseite entwickelt und getestet. Adressiert werden besonders Erstgebärende der eben genannten Gruppen. Die Webseite wird in verschiedenen Sprachen zur Verfügung stehen. Ziel ist, den Zugang zum Gesundheitssystem zu erleichtern und Frauen in ihren selbststärkenden Fähigkeiten zu fördern.

Es wurde ein qualitativer Forschungsansatz gewählt. Um ein bedarfsgerechtes Angebot zu schaffen, wurden Fokusgruppen-Interviews mit Expert*innen durchgeführt. Diese erforschen welche Bedarfe die Befragten in Bezug auf Wissen und Information sehen und welche Erfahrungen im Zugang zu marginalisierten Gruppen bestehen. Betroffene Frauen werden in Einzelinterviews befragt, welche Bedarfe sie an Wissen und Information haben. Ein Feedbacktool auf der Webseite ermittelt, welchen Nutzen das Angebot für Betroffene hat.

Ein Expert*innen-Interview konnte zeigen, dass viele Frauen der Zielgruppe weniger soziale Medien als Informationsquelle verwenden. Betroffene erleben Zugangsbarrieren zum Gesundheitssystem durch fehlende gemeinsame Sprache, unzureichendes Wissen, fehlende Versicherung oder durch bürokratische, logistische und kulturell-religiös bedingte Hürden.

 

Überschuldung macht krank und blockiert die Teilnahme am Klimaschutz

Dieter Korczak, Europäischen Konsumentenschulden Netzwerkes zur Bekämpfung der Überschuldung (ECDN)

Wer arm ist, muss nicht überschuldet sein. Aber wer überschuldet ist, ist arm und von der sozialen und materiellen Teilhabe teilweise oder völlig ausgeschlossen. Seit Jahrzehnten bewegt sich der Anteil der überschuldeten Personen in Deutschland um 7 Millionen Menschen und der überschuldeten Haushalte um 4 Millionen. Überschuldete Menschen leiden überdurchschnittlich häufig an Krankheiten. Ihr Leben ist bestimmt von Scham, Resignation, Überforderung, Verzweiflung.

Die Organisation des Alltags mit äußerst knappen finanziellen Mitteln steht im Vordergrund. Nachhaltiges, ökologisches Verhalten ist aufgrund des notwendigen finanziellen Krisenmanagements kaum vertreten.

Es stellt sich daher die Frage, wie überschuldete kranke Menschen für ein klimagerechtes Verhalten gewonnen werden können?

 

Das Menschenrecht auf Gesundheit und der Klimawandel: Eine rechtliche Analyse

Julia Richter, Hochschule Luzern - Soziale Arbeit, Schweiz

Gesundheit ist ein fundamentales Menschenrecht, das für ein Leben in Würde unabdingbar ist. Die Realisierung dieses Rechts wird durch den Klimawandel erschwert. Beispielsweise bedrohen Dürren und Hitzewellen die Gesundheit und die ihr zugrunde liegenden Determinanten wie den Zugang zu sauberem Trinkwasser. Betroffen sind vor allem jene, die besonders vulnerabel und sozioökonomisch benachteiligt sind.

Dieser Beitrag zeigt den Zusammenhang zwischen dem Recht auf Gesundheit und dem Klimawandel auf. Viele Menschenrechtsverträge wurden entwickelt, bevor der Klimawandel auf die globale Agenda rückte. Dennoch gibt es zahlreiche Referenzen zu Umweltthemen. Auch an den UN-Klimakonferenzen wird seit den 1970er-Jahren wiederholt betont, dass Umweltschutz eine zentrale Voraussetzung für die Realisierung des Rechts auf Gesundheit ist.

Dies wird auch in nationaler und internationaler Rechtsprechung deutlich. Ein Beispiel ist die Entscheidung des deutschen Bundesverfassungsgerichts (2021), das festhält, dass das Recht auf körperliche Unversehrtheit Staaten dazu verpflichtet, die Gesundheit seiner Bürger:innen vor dem Klimawandel zu schützen. Und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte befasst sich derzeit mit einer Beschwerde der «Klimaseniorinnen», die konstatieren, dass die Klimapolitik der Schweiz nicht ausreichend sei, um die Einhaltung ihres Rechts auf Gesundheit zu garantieren.

Schlussfolgerung: Die Anerkennung des Zusammenhangs zwischen dem Recht auf Gesundheit und dem Klimawandel wächst. Dabei wird deutlich, dass ein konsequenter menschenrechtsbasierter Ansatz die Grundlage und den Referenzrahmen einer gesundheitsförderlichen Klimapolitik bilden muss.

Themenfelder
  • Frühe Hilfen
  • Gesundheitspolitik
  • Inklusion
  • Migration und Flucht
  • Partizipation
  • Versorgung, Selbsthilfe, Patientinnen und Patienten
  • Wohnungslosigkeit
  • Themenfeldübergreifende Veranstaltung
  • Klima – Umwelt
Sprecher*innen
Elsbeth Trouwborst
Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V. / ASH Berlin
Hala Abdulhafiz
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
Yvonne Keller-Frank
Gesundheitsamt/ Landratsamt Bodenseekreis, Deutschland
Dr. Constanze Söllner-Schaar
Landeshauptstadt München, Gesundheitsreferat, Deutschland
Fenja Brandes
Special Olympics Bremen
Maike Massarczyk
Special Olympics Deutschland in Bremen e.V.
Prof.in Dr.in Sandra Bensch
Katholische Hochschule Mainz
Julia Richter
Hochschule Luzern - Soziale Arbeit, Schweiz
Dr. Dieter Korczak
ECDN

Veranstaltungsort - Präsenzteil

Henry-Ford-Bau (FU Berlin)

Garystraße 35

14195 Berlin

 

Kontakt

Email: kongress[at]gesundheitbb.de

Tel: +49(0)30 44 31 90 73

Veranstaltungsort - Präsenzteil

Henry-Ford-Bau (FU Berlin)

Garystraße 35

14195 Berlin

 

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Email: kongress[at]gesundheitbb.de

Tel: +49(0)30 44 31 90 73