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Der Kongress Armut und Gesundheit schafft seit 1995 ein kontinuierliches Problembewusstsein für gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland. An drei Veranstaltungstagen tauschen sich Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen, Praxis und Selbsthilfe zu Themen gesundheitlicher Ungleichheit aus. Aktuelle Forschungsergebnisse werden ebenso diskutiert und vertieft wie neue Strategien, Lösungsansätze und Erfahrungen. Die vergangenen Kongresse haben bereits eine Vielzahl neuer Kooperationen auf den Weg gebracht und Entwicklungen und Diskussionen angestoßen.

Mit dem Engagement aller Akteur*innen und Teilnehmenden des Kongresses erfährt eine heterogene Gruppe von Menschen eine Lobby, die oftmals wenig Unterstützung erhält. 

Kongressprogramm

Vulnerabilität und Umweltfaktoren: Expert*innenwissen und Partizipationsmöglichkeiten

H5 Gesundheitsdienste I

10:45 - 11:45

Moderierende:

Dr. med. Martina Franzkowiak de Rodriguez

In drei Beiträgen werden unterschiedliche Problemfelder und Herangehensweisen vorgestellt: Welche Umwelteinflüsse führen zu schwer handhabbaren gesundheitlichen Problemen? Welche sozialen Faktoren führen zu einer erhöhten Belastung und machen zudem besonders vulnerabel? Wie können Auswirkungen umweltbedingter gesundheitlicher Belastungen auf vulnerable Personengruppen gemeinsam mit ihnen analysiert werden? Wie kann es gelingen, Vulnerabilität als Expertise im Umgang mit Umweltbelastungen zu nutzen?

 

Hitzeschutz für obdachlose und geflüchtete Menschen

Anke Kietzmann, Gesundheitsamt Düsseldorf

Länger dauernde Hitzeperioden in Deutschland erhöhen nachweislich die Mortalität und die Morbidität in der Bevölkerung. Eine Barriere in der Erstellung von Hitzeaktionsplänen (HAP) sind u.a. fehlendes Wissen über den Bedarf von Risikogruppen und die unklare Adressierung der Aufgabe zwischen den kommunalen Behörden. In groß angelegten kommunalen Befragungen wird bisher der Bedarf von chronisch erkrankten und von älteren Menschen abgefragt. Dagegen gibt es kaum Studien zum Bedarf des Hitzeschutzes von strukturell benachteiligten Gruppen wie obdachlose Menschen und Geflüchtete.

Um diese Forschungslücke zu füllen, werden in einer quantitativen Hauptabfrage obdachlose Menschen, die in Obdachlosenunterkünften und geflüchtete Menschen, die in Übergangswohnheimen nächtigen, zu ihren Beeinträchtigungen und ihrem Bedarf bei großer Hitze befragt. Die Befragung erfolgt als Online-Umfrage, bei der QR-Codes in verschiedenen Sprachen verfügbar sind, oder alternativ als Papier-Umfrage, die vor Ort ausgefüllt werden kann. In einer quantitativen Nebenabfrage werden Mitarbeiter:innen der Unterkünfte gebeten, einen Fragebogen zum Hitzeschutz der Notunterkünfte und Übergangsheime zu beantworten. Die Ergebnisse der Umfragen werden hinsichtlich der einzelnen Gruppen analysiert, verglichen und vergleichend mit Umfragen der Bevölkerung aus der Literatur, die diese Gruppen nicht eingeschlossen haben, reflektiert.

Die Studie soll zum einen zur Sichtbarmachung des spezifischen Bedarfs obdachloser und geflüchteter Menschen beitragen. Zum anderen sollen konkrete Handlungsempfehlungen entwickelt werden, die das Öffentliche Gesundheitswesen adressieren und in interdisziplinären kommunalen HAPs aufgenommen werden können.

Hitzefrei in Münchner Quartieren

Irmtraud Lechner, MAGs - München Aktiv für Gesundheit e.V., Stefanie Burger, Technischen Universität München

Die Folgen des von Menschen verursachten Klimawandels werden auch in der Landeshauptstadt München spürbar, die als am stärksten versiegelte Stadt Deutschlands gilt. Aus der Klimafunktionkskarte wird die Korrelation zwischen städtebaulicher Verdichtung, Verkehrsführung und Hitzeexposition ersichtlich.

Diese Zusammenhänge sind Bewohner*innen durch ihr eigenes Erleben während Hitzeperioden bewusst, insbesondere bei Mobilitätseinschränkungen, gesundheitlicher Vorbelastung und beschränkten Ressourcen. Die Erreichbarkeit wohnortnaher Abkühlungsorte oder Durchführung präventiver Maßnahmen an ihren Wohnräumen bzw. in ihren Lebensräumen (Quartieren) kann für viele Menschen mehr als nur eine Frage der Lebensqualität sein.

Zwischen dem persönlichen Erleben und der Entwicklung vorbeugender Maßnahmen zu Hitzestress im unmittelbaren Lebensumfeld baut die im Sommer 2023 pilothaft eingeführte web-basierte Hitze-App https://hitzefrei-muenchen.de eine Brücke: Mit der bürgerbeteiligenden Sammlung und Eintragung von (Trink-)Wasserstellen und kühlen Orten im öffentlichen/öffentlich zugänglichen Raum und der interaktiven Wegefindung anhand einer tageszeitabhängigen Schattensimulation werden vier gesundheitsbezogene Handlungsebenen miteinander in Beziehung gesetzt: Gesundheitsinformation, Partizipation, Klimaanpassungsberatung und Stadtteilentwicklungsplanung.

Im mehrjährig angelegten Projekt wird ein Dialog aufgebaut zwischen (vulnerablen) Expert*innen einerseits (Bewohner*innen eines Quartiers/Stadtteils mit ihrem Wissen über die gesundheitsrelevante Qualität ihres Lebensraums) und Verantwortlichen für präventive Maßnahmen in diesem Lebens- bzw. Sozialraum andererseits - mit möglichst kreativer (analoger/digitaler) Verarbeitung der Geodaten.

 

Versorgungssituation für Menschen mit umweltbezogenen Gesundheitsstörungen in Deutschland

Wolfgang Straff, Umweltbundesamt

Die Versorungssituation für Menschen mit umweltbezogenen Gesundheitsstörungen in Deutschland ist alles andere als optimal. Während in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts noch zahlreiche umweltmedizinische Ambulanzen und fachlich versiertes niedergelassenes ärtliches personal existierte, sind diese Versorgungsstrukturen in den letzten Jahrzehnten immer weiter abgebaut worden. Menschen, die gesundheitliche Probleme haben, welche sie auf Umwelteinflüsse z.B. in ihrer Wohnung oder ihrem Umfeld (z.B. Emissionen von Bauprodukten, Feinstaubbelastungen, Chemikalenexpositionen oder Lärm) haben es heutzutage sehr schwer noch kompetente Ansprechpartner zu finden.
Eine adäquate Analyse von persönlich relevanten Zusammenhängen zwischen Gesundheitszustand, Krankheit und einer möglicherweise verursachenden oder aggravierenden Umweltnoxe ist heute abhängig vom Zufall und gleichzeitig von der finanziellen Situation der betroffenden. Das Problem wird dadurch verstärkt, dass ärmere Menschen nicht nur überdurchschnittlich häufig von schädlichen Umwelteinflüssen betroffen sind, sondern zudem auch nicht über die sozioökonomischen Kapazitäten verfügen, diesen aus dem Weg zu gehen oder Aufklärung über die Verursachung ihrer Beschwerden daraus zu erlangen.

Themenfelder
  • Partizipation
  • H5 - Gesundheitsdienste
  • Klima – Umwelt
Sprecher*innen
Irmtraud Lechner
MAGs - München Aktiv für Gesundheit e.V., Deutschland
Dr. med. Martina Franzkowiak de Rodriguez
Dr. Wolfgang Straff
Umweltbundesamt, Deutschland
Dr. Anke Kietzmann
Heinrich Heine Universität Düsseldorf

Veranstaltungsort - Präsenzteil

Henry-Ford-Bau (FU Berlin)

Garystraße 35

14195 Berlin

 

Kontakt

Email: kongress[at]gesundheitbb.de

Tel: +49(0)30 44 31 90 73

Veranstaltungsort - Präsenzteil

Henry-Ford-Bau (FU Berlin)

Garystraße 35

14195 Berlin

 

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Email: kongress[at]gesundheitbb.de

Tel: +49(0)30 44 31 90 73