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Der Kongress Armut und Gesundheit schafft seit 1995 ein kontinuierliches Problembewusstsein für gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland. An drei Veranstaltungstagen tauschen sich Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen, Praxis und Selbsthilfe zu Themen gesundheitlicher Ungleichheit aus. Aktuelle Forschungsergebnisse werden ebenso diskutiert und vertieft wie neue Strategien, Lösungsansätze und Erfahrungen. Die vergangenen Kongresse haben bereits eine Vielzahl neuer Kooperationen auf den Weg gebracht und Entwicklungen und Diskussionen angestoßen.
Mit dem Engagement aller Akteur*innen und Teilnehmenden des Kongresses erfährt eine heterogene Gruppe von Menschen eine Lobby, die oftmals wenig Unterstützung erhält.
H1 Gesamtpolitik I
15:15 - 16:15
Moderierende:
Marina Martin und Stefan Pospiech, Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V.
Aktuelle Zahlen zu Armutslagen in Deutschland, u.a. des Paritätischen Gesamtverbandes, zeigen eine enorme Verfestigung und Ausweitung von Armut – „16,9 Prozent der hier lebenden Bevölkerung sind von Armut betroffen“ (Der Paritätische Gesamtverband 2023[1]). Der Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit ist für Deutschland umfassend und auf Basis einer breiten Datengrundlage dokumentiert. Die Befunde zeigen mit großer Übereinstimmung, dass Menschen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status deutlich häufiger von gesundheitlichen Beeinträchtigungen und schwerwiegenden chronischen Erkrankungen betroffen sind als jene mit höherem sozioökonomischem Status (Lampert, et al. 2017[2]). Darüber hinaus zeigt sich, dass die sozioökonomische Ungleichheit auch als Indikator für andere Missstände dienen kann: Länder mit großer Ungleichheit weisen beispielsweise deutlich mehr Kriminalität und Gewalt auf als solche mit weniger Ungleichheit (Wilkinson und Pickett 2009[3]).
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte auf dem Kongress Armut und Gesundheit 2023, "dass diese Zahlen eine Herausforderung für unseren Sozialstaat sind. Sie berühren nicht nur unser Gerechtigkeitsempfinden, sondern berühren den Zusammenhalt der Gesellschaft und damit das, was Grundlage und Voraussetzung jeder gelingenden Demokratie ist (…) (Steinmeier, Kongress Armut und Gesundheit 2023[4]).
Armut inmitten einer Wohlstandsgesellschaft ist nicht nur demokratiegefährdend, sondern führt auch zu einer Legitimations- und Akzeptanzkrise einer Wirtschaftsordnung, die sich als soziale Marktwirtschaft versteht. Gleichzeitig sind die Möglichkeitsräume für eine Um-/Gleichverteilung von Einkommen, Vermögen, Lebensbedingungen und Teilhabe in einer Markt- und Leistungsgesellschaft begrenzt. Im Gespräch mit den Podiumsgästen möchten wir Modelle und Konzepte kennenlernen, die Ungleichheit bekämpfen (wollen) (Bäcker et al 2021[5]).
In dieser Podiumsdiskussion möchten wir insbesondere darüber diskutieren:
Gäste der Podiumsdiskussion (in alphabetischer Reihenfolge):
[1] Der Paritätische Gesamtverband (2023): Zwischen Pandemie und Inflation. Paritätischer Armutsbericht 2022. Aktualisierte 2. Auflage. Berlin
[2] Lampert, Thomas; Hoebel, Jens; Kuntz, Benjamin; Müters, Stephan & Kroll, Lars E. (2017): Gesundheitliche Ungleichheit in verschiednen Lebensphasen. Institut Gesundheitsberichterstattung des Bundes gemeinsam getragen von RKI und DESTATIS. Berlin
[3] Wilkinson, Richard G., & Pickett, Kate E. (2009): „Income Inequality and Social Dysfunction.“ Annual review of sociology 35 (2009): 493-511.
[4] Kongress Armut und Gesundheit (2023): Eröffnungsveranstaltung Präsenzteil. Video. 21. März 2023 #KongressAuG2023: Eröffnungsveranstaltung Präsenzteil - YouTube
[5] Bäcker, Gerhard & Kistler, Ernst (2021): Dossier Verteilung von Armut + Reichtum. In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.) veröffentlicht am 05.03.2021
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