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Der Kongress Armut und Gesundheit schafft seit 1995 ein kontinuierliches Problembewusstsein für gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland. An drei Veranstaltungstagen tauschen sich Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen, Praxis und Selbsthilfe zu Themen gesundheitlicher Ungleichheit aus. Aktuelle Forschungsergebnisse werden ebenso diskutiert und vertieft wie neue Strategien, Lösungsansätze und Erfahrungen. Die vergangenen Kongresse haben bereits eine Vielzahl neuer Kooperationen auf den Weg gebracht und Entwicklungen und Diskussionen angestoßen.
Mit dem Engagement aller Akteur*innen und Teilnehmenden des Kongresses erfährt eine heterogene Gruppe von Menschen eine Lobby, die oftmals wenig Unterstützung erhält.
H3 Gemeinschaftsaktionen
09:00 - 10:30
Moderierende: Karin Buchner, Denkraum Zukunft
Bundesweit gibt es ein starkes Engagement von Menschen, die von Armut betroffen sind oder waren. Sie haben den Kampf für ihr Recht auf Teilhabe an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen selbst in die Hand genommen. Menschen mit Armutserfahrungen erleben Ausgrenzung, soziale Benachteiligung und Diskriminierung. Mit Vertreter*innen einiger dieser Initiativen arbeiten wir seit drei Jahren in dem Gremium „Menschen mit Armutserfahrungen“ zusammen. Das Ziel ist, die Perspektiven der Menschen stärker in die Diskussionen des Kongresses und in gesellschaftliche Entscheidungsprozesse einzubringen.
Das Gremium "Menschen mit Armutserfahrungen" lädt zu dieser Veranstaltung ein, mit
Persönlichen Statements zu den Strukturen, die zu Armut führen:
Im Anschluss gibt es ein Podiumsgespräch zwischen den Mitgliedern des Gremiums:
Und:
Dieter Lutz, Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Leiter Referat "Grundsatzfragen der Sozialhilfe, Lebensunterhaltungsleistungen"
zu den Fragen:
Hintergrund:
Die Situation der Menschen, welche mit Erwerbsminderungsrente leben müssen:
Arbeitsbedingungen in verschiedenen Berufszweigen können oft nicht an die Möglichkeiten bestimmter Menschengruppen angepasst werden. Immer mehr Menschen können dem immensen Druck, wie er im momentanen Berufsalltag an der Tagesordnung ist, einfach nicht standhalten. Sie wären durchaus in der Lage, einer Tätigkeit nachzugehen, sind aber nicht „Arbeitsmarktkompatibel“. Dazu gehören nicht nur Langzeiterwerbslose, sondern auch ein großer Teil Erwerbsminderungsrentner*innen. Und gerade diese Menschengruppen sehen sich einem Apparat von Vorschriften gegenüber, der es Ihnen schwer macht ihm willig und diszipliniert zu folgen. Es werden Hürden aufgebaut: Schwer auszufüllende Anträge, für unzählige gesetzlich verankerte Bezüge immer wieder neue Anträge, stigmatisierende Vorschriften und Gesetze verhindern eine selbst bestimmte Suche nach Bildung, Ausbildung, Weiterbildung, Umschulung und Arbeit.
Die Situation der Menschen, die Grundsicherung im Alter erhalten:
Wie geht es weiter, wenn ein Mensch nach jahrelanger Arbeit, nach jahrelangem Engagement für den Beruf in Rente geht? Wer „Pech“ hatte, in einer schlecht bezahlten Tätigkeit gearbeitet zu haben, wer mit seiner Selbstständigkeit genug Einkommen hatte, um das Leben zu bezahlen aber nichts mehr, um für eine private Altersvorsorge zu sorgen, der landet in Grundsicherung. Standards des Lebens müssen abgeschafft werden, unter Umständen muss sogar die gewohnte und geliebte Wohnung aufgegeben werden. Und das bis zum Lebensende. Da gibt es keinen „Point of return“. Das bleibt so. Der Traum, dass eine Urlaubsreise noch wahr werden könnte, die man sich verwehrt hat, weil die Arbeit wichtiger war, oder dass es Zeit gibt, sich einem regelmäßigen Hobby widmen zu können… Der Traum zerplatzt. Denn Hobbys kosten Geld. Und wenn dann der Augenblick kommt, in der ein Mensch wirklich Hilfe benötigt, weil Alter oder mangelnde Gesundheit es erfordern, dann landet man in einer Alten-Aufbewahrungsanstalt. Nur so kann man die aus der Regelversicherung finanzierten Altenheime nennen. Und es bleiben einem 80 € Taschengeld im Monat. Rentner*innen haben ihr ganzes Leben sehr viele Steuern gezahlt, um diesen Staat mitzufinanzieren. Und so ist es ein gutes Recht, wenn sie in den Ruhestand, in die gesetzlich geregelte Rente gehen, zu fordern, dass es eine Rente gibt, die ein sorgenfreies Leben garantiertt.
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