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Der Kongress Armut und Gesundheit schafft seit 1995 ein kontinuierliches Problembewusstsein für gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland. An drei Veranstaltungstagen tauschen sich Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen, Praxis und Selbsthilfe zu Themen gesundheitlicher Ungleichheit aus. Aktuelle Forschungsergebnisse werden ebenso diskutiert und vertieft wie neue Strategien, Lösungsansätze und Erfahrungen. Die vergangenen Kongresse haben bereits eine Vielzahl neuer Kooperationen auf den Weg gebracht und Entwicklungen und Diskussionen angestoßen.

Mit dem Engagement aller Akteur*innen und Teilnehmenden des Kongresses erfährt eine heterogene Gruppe von Menschen eine Lobby, die oftmals wenig Unterstützung erhält. 

Kongressprogramm

Versorgung für Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz gestalten

H4 Kompetenzen I

10:45 - 11:45

In der Session wird das Thema Gesundheitskompetenz sowie die Unterstützung benachteiligter Gruppen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Was fällt diesen Menschen besonders schwer? Wie finden sie sich in komplexen Versorgungssystemen zurecht? Wie kann ihre Gesundheitskompetenz gestärkt werden? Und wie werden Informationen am besten für die Zielgruppe aufbereitet? Der erste Beitrag skizziert Einfache Sprache und Leichte Sprache und geht der Frage nach, welche Variante für wen am besten geeignet erscheint: Welche Vor- und Nachteile haben die beiden Varianten, zum Beispiel für Menschen, mit geringen Deutschkenntnissen? Welche Folgen hat es, wenn Informationen explizit als „Leichte Sprache“ gekennzeichnet werden? Im Projekt Liter@te wurden persönliche Interviews (n=96) und Fokusgruppen (n=5) mit Erwachsenen, die nur einfache Sätze lesen und schreiben können (geringe Literalität), durchgeführt. Ziel des Projekts war es zu untersuchen, wie Erwachsene mit einer geringen Literalität im Alltag mit digitalen Medien umgehen und Gesundheitsinformationen erhalten. Der dritte Beitrag fokussiert die Versorgungsbedarfe von Kindern mit chronischen Erkrankungen und Familien mit eingeschränkter navigationaler Gesundheitskompetenz, die im Rahmen von semistrukturierten Interviews mit Eltern ermittelt wurden. Ziel des Projektes ist es, basierend auf den Interviewergebnissen ein kommunales Versorgungsnetzwerk mit Familienlots:innen für Kinder mit komplexen Versorgungsbedarfen zu entwickeln.
 

Gesundheitsinformationen in Einfacher oder Leichter Sprache: Was für wen und warum?

Beate Wiegard, Beate Zschorlich, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Evidenzbasierte Gesundheitsinformationen übersetzen Forschungsergebnisse, um Menschen bei Entscheidungen in gesundheitlichen Fragen zu unterstützen. Um Gesundheitsinformationen möglichst verständlich zu gestalten, werden sie in der Regel in Einfacher Sprache verfasst. Doch auch Leichte Sprache kann je nach Zielgruppe eingesetzt werden.

Einfache und Leichte Sprache: Worin unterscheiden sie sich?

Eine Information in Einfacher Sprache ist beim ersten Lesen verständlich. Fachbegriffe und komplexe Sätze werden vermieden. Einfache Sprache nutzt aktive Verben und bekannte Wörter, arbeitet mit Aufzählungen und Zwischenüberschriften und macht Texte für ein allgemeines Lesepublikum verständlich.

Auch Leichte Sprache will den Zugang zu Informationen erleichtern. Sie ist eine weiter vereinfachte Form der Sprache, die vor allem für Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelt wurde. Die Regeln des Netzwerks Leichte Sprache sehen etwa vor, aktive Verben und bekannte Wörter zu benutzen, lange Wörter mit einem Bindestrich zu trennen und auf hohe Zahlen sowie Prozentzahlen zu verzichten. Zudem soll jeder Satz mit einer neuen Zeile beginnen.

Zwei Varianten und reichlich Diskussionsbedarf

Einfache und Leichte Sprache werden oft verwechselt, sind aber nicht austauschbar. Doch welche Art der Aufbereitung ist im Einzelfall am besten geeignet, etwa für Menschen, die wenig deutsch sprechen oder ungeübt im Lesen sind? Braucht es eine inhaltliche Verknappung oder geht damit Wichtiges verloren? Welche Folgen hat es, wenn Texte explizit als „Leichte Sprache“ ausgewiesen sind? Gehen dadurch Zielgruppen verloren? Eine Diskussion dieser Fragen kann einen wichtigen Beitrag zur Klärung leisten und gleichzeitig den aktuellen Forschungsbedarf aufzeigen.

 

Digitale Gesundheitskompetenz von Menschen mit geringer Literalität: Ergebnisse des Projekts „Liter@te – Digitale Gesundheit finden, verstehen, benutzen“

Rebekka Wiersing1,2,Saskia Müllmann1,3, Tilman Brand1,2,3
1: Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS, Bremen; 2: Leibniz Living Lab, Gesundheitswerkstatt Osterholz, Bremen; 3: Leibniz-WissenschaftsCampus Digital Public Health Bremen

 

Hintergrund:

In Deutschland verfügen circa 12% der Erwachsenen über eingeschränkte Lese- und Schreibkompetenzen (Literalität). Bisher ist wenig über die digitale Gesundheitskompetenz und Nutzung von digitalen Gesundheitsangeboten von Menschen mit einer geringen Literalität bekannt. Ziel des Projekts Liter@te ist es zu untersuchen, wie die digitale Gesundheitskompetenz von Menschen mit einer geringen Literalität ist und wie sie im Alltag mit digitalen Gesundheitsangeboten umgehen.

Methoden:

Dazu wurden persönliche Interviews (n=96) und 5 Fokusgruppen mit Erwachsenen zwischen 18-64 Jahren mit einer geringen Literalität geführt. Die digitale Gesundheitskompetenz wurde mit der eHEALS Skala erfasst und mit Ergebnissen einer bundesweiten Stichprobe verglichen. In den Fokusgruppen absolvierten die Teilnehmenden einen Aufgabenparcours und diskutierten anschließend ihre Erfahrungen.

Ergebnisse:

Die Befragten waren im Mittel 44 Jahre alt, 72% waren weiblich und 92% nicht in Deutschland geboren. Im Vergleich zur bundesweiten Befragung zeigte sich eine geringere Nutzung von digitalen Gesundheitsangeboten. Die Nichtnutzung ging bei Personen mit geringer Literalität häufig auf Zugangsprobleme zurück. Zudem berichteten 35% eine geringe digitale Gesundheitskompetenz im Vergleich zu 8% in der Bevölkerungsumfrage. In den Fokusgruppen zeigte sich eine deutliche Präferenz für Videos und Bilder. Um die Vertrauenswürdigkeit der Informationen zu beurteilen, spielte das persönlichen Umfeld eine zentrale Rolle.

Ausblick:

Im weiteren Projektverlauf wurde ein Workshop mit Stakeholdern zur Erstellung eines Anforderungskatalogs für eine Intervention zur Verbesserung der digitalen Gesundheitskompetenz durchgeführt.

 

Stärkung der integrierten Versorgung von Kindern mit komplexen Versorgungsbedarfen und Familien mit eingeschränkter navigationaler Gesundheitskompetenz: Ergebnisse semistrukturierter Interviews mit Eltern

Maike Schröder1, Silke Voges2, Bettina Wrede2, Rana Tuncer-Klaiber2,Michael Eichinger1,3
1: Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg; 2: Jugendamt und Gesundheitsamt der Stadt Mannheim; 3: Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

 

Hintergrund:

Kinder mit komplexen Versorgungsbedarfen und Familien mit eingeschränkter navigationaler Gesundheitskompetenz sind besonders von Versorgungsbrüchen an Sektorengrenzen betroffen, da sie diese nur eingeschränkt durch eigene Koordinationsleistungen kompensieren können. Obwohl die Stärkung der integrierten Versorgung (IV) für diese Zielgruppe besonders wichtig ist, ist nur wenig über konkrete Ansatzpunkte bekannt. Wir identifizieren daher Bedarfe sowie Barrieren und Förderfaktoren der IV aus Elternsicht.

Methoden:

Derzeit führen wir mit Eltern zu folgenden Themen semistrukturierte Interviews: (i) persönliche Erfahrungen mit der aktuellen Versorgungssituation, (ii) Ansatzpunkte zur Stärkung der IV sowie (iii) hinderliche und förderliche Kontextfaktoren. Die Interviews werden anschließend inhaltsanalytisch nach Kuckartz ausgewertet. Auf Basis der Interviewergebnisse und der Expert Recommendations for Implementing Change werden wir theoretisch-fundierte Ansatzpunkte zur Stärkung der IV ableiten.

Diskussion:

Die Ergebnisse sollen gesundheitspolitisch Verantwortliche, Leistungserbringende und weitere Stakeholder bei der bedarfsgerechten Stärkung der IV von Kindern mit komplexen Versorgungsbedarfen und Familien mit eingeschränkter navigationaler Gesundheitskompetenz unterstützen. Darüber hinaus bilden die Ergebnisse die Grundlage für die Weiterentwicklung eines kommunalen Versorgungsnetzwerks mit Familienlots:innen zur Reduktion von Versorgungsbrüchen, das derzeit in einem Mannheimer Stadtteil mit vermehrten sozialen Risikofaktoren pilotiert wird. Durch die Zielgruppe und den Fokus auf Stadtteile mit ausgeprägten Bedarfslagen soll die Studie einen Beitrag zur Reduktion gesundheitlicher Ungleichheit leisten.

 

Themenfelder
  • Soziale Determinanten
  • Versorgung, Selbsthilfe, Patientinnen und Patienten
  • H4 - Persönliche Kompetenzen
Sprecher*innen
Saskia Müllmann
Beate Wiegard
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
Rebekka Wiersing
Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS, Bremen;Leibniz Living Lab, Gesun
Maike Schröder
Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg
Michael Eichinger
Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität
Saskia Müllmann
Saskia Müllmann

Veranstaltungsort - Präsenzteil

Henry-Ford-Bau (FU Berlin)

Garystraße 35

14195 Berlin

 

Kontakt

Email: kongress[at]gesundheitbb.de

Tel: +49(0)30 44 31 90 73

Veranstaltungsort - Präsenzteil

Henry-Ford-Bau (FU Berlin)

Garystraße 35

14195 Berlin

 

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