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Der Kongress Armut und Gesundheit schafft seit 1995 ein kontinuierliches Problembewusstsein für gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland. An drei Veranstaltungstagen tauschen sich Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen, Praxis und Selbsthilfe zu Themen gesundheitlicher Ungleichheit aus. Aktuelle Forschungsergebnisse werden ebenso diskutiert und vertieft wie neue Strategien, Lösungsansätze und Erfahrungen. Die vergangenen Kongresse haben bereits eine Vielzahl neuer Kooperationen auf den Weg gebracht und Entwicklungen und Diskussionen angestoßen.

Mit dem Engagement aller Akteur*innen und Teilnehmenden des Kongresses erfährt eine heterogene Gruppe von Menschen eine Lobby, die oftmals wenig Unterstützung erhält. 

Kongressprogramm

Schwer erreichbare Zielgruppen und wo sie zu finden sind

H4 Kompetenzen II

09:00 - 10:30

Kern der Session ist die Frage nach der Erreichbarkeit von Dialoggruppen. Es wird diskutiert, ob es schwer erreichbare Zielgruppen überhaupt gibt und warum immer auf jemanden gezielt wird, wenn wir doch eigentlich in den Dialog treten sollten. Grundlage der Diskussion bildet eine qualitative Bedarfsanalyse des Institutes für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) zu den Informationsbedarfen und geeigneten Vermittlungskanälen von benachteiligten Familien und älteren Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz. Aufbauend auf die Erkenntnisse der Bedarfsanalyse stellen sich zwei Praxisprojekte aus Bremen und Frankfurt vor, die mit niedrigschwelligen Methoden zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz bestimmter Personengruppen arbeiten.

 

Benachteiligte Menschen möchten in Gesundheitsfragen aktiv sein und entscheiden: Ergebnisse einer qualitativen Bedarfsanalyse

Beate Zschorlich1,Beate Wiegard1, Nicole Warthun2, Dr. Klaus Koch1
Organisation(en):1: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG),  2: ComX Institut

 

Hintergrund:

Für benachteiligte Menschen ist der Zugang zu evidenzbasierten Gesundheitsinformationen oft erschwert. Die Bedürfnisse und Präferenzen in Bezug auf Inhalte, Aufbereitung und Zugangswege von Gesundheitsinformationen sind im deutschsprachigen Raum kaum untersucht worden.

Das IQWiG hat deshalb eine qualitative Bedarfsanalyse zur Ermittlung der Bedürfnisse, gewünschten Formate und geeigneten Vermittlungskanäle durchgeführt. Zudem wurden Empfehlungen für Gesundheitsinformationen abgeleitet und deren Umsetzung für das IQWiG geprüft. Es wurden folgende Gruppen ausgewählt: sozial benachteiligte Familien, ältere Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz sowie Multiplikatoren mit direktem Kontakt zu einer der beiden Gruppen.

Methoden:

Es wurden insgesamt 18 Fokusgruppen durchgeführt und inhaltsanalytisch ausgewertet. Es nahmen 58 Frauen und 23 Männer zwischen 26 und 74 Jahren teil.

Ergebnisse: Sowohl benachteiligte Familien als auch ältere Menschen haben die gleichen Ansprüche an Gesundheitsinformationen wie andere Gruppen und wollen verstehen, aktiv sein und in Entscheidungen eingebunden werden.

Der Zugang zu Gesundheitsinformationen erfolgt überwiegend über persönliche Kontakte. Darüber hinaus werden ausgewählte Online-Angebote und soziale Medien, insbesondere von Familien, genutzt.

Gesundheitsinformationen sollten den herausfordernden Alltag, die begrenzte verfügbare Zeit und die kurze Aufmerksamkeitsspanne sozial benachteiligter Familien und Alleinerziehender berücksichtigen. Kurze Texte und Videos werden bevorzugt. Ältere nutzen auch umfangreichere Formate.

Fotos und Illustrationen sind wichtige Elemente, um sich angesprochen zu fühlen und die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit Informationen zu steigern

 

Gesundheitsfachkräfte im Quartier – Bremen & Bremerhaven

 

Nicole Tempel, Marcus Wächter-Raquet, Lisann Focke, Iris Lettau, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V.

In Bremen werden seit 2021 in 18 benachteiligten Quartieren sogenannte Gesundheitsfachkräfte im Quartier (GiQs) eingesetzt. Die GiQs informieren niedrigschwellig und dialoggruppenspezifisch zu gesundheitsbezogenen Themen. Ziel ihrer Arbeit ist es, die Gesundheitskompetenz von Bewohner:innen im Quartier zu fördern. Zu den Aufgaben der GiQs gehört die Vermittlung von Gesundheitsinformationen sowie die Initiierung, Organisation und Begleitung von gesundheitsbezogenen Angeboten. Daneben werden im Projekt mehrsprachige Informationsmaterialien erarbeitet sowie Social-Media-Kanäle bedient. Die GiQs arbeiten eng vernetzt mit Stadtteilakteur:innen und vermitteln auch im Rahmen von Netzwerken relevante Gesundheitsinformationen. Bei Bedarf werden neue stadtteil- bzw. quartiersbezogene Arbeitskreise und Netzwerke zum Thema Gesundheit von den GiQs aufgebaut und koordiniert. Im Jahr 2021 informierten die GiQs insbesondere zur COVID-19-Pandemie. Im Jahr 2022 erfolgte eine Ausweitung auf weitere Gesundheitsthemen wie Ernährung, Bewegung, Gesundheitssystem in Deutschland, Frauen- und Kindergesundheit. In Bezug auf den Zusammenhang von Klima und Gesundheit gewinnen auch die Themen „Hitzeschutzmaßnahmen“ und „Sonnenschutz“ an Bedeutung. Die niedrigschwellige, aufsuchende, mehrsprachige und vernetzte Arbeitsweise der GiQs hat sich als erfolgreich erwiesen, um Gesundheitsinformationen verständlich und vertrauenswürdig zu vermitteln.

 

KoGi – „KLIMeinsam-Buddies“ für die Begleitung von vulnerablen Zielgruppen (alte Menschen) durch klimabezogene Extremwetterereignisse mit Einsamkeitsprävention als Synergieeffekt

Manuela Schade1, Sophia Stenzel2, Peter Tinnemann1
Gesundheitsamt Frankfurt am Main; 2: Mehrgenerationenhaus Gallus, Kinder im Zentrum Gallus e.V.

 

Hintergrund:

Die fortschreitende Klimakrise hat zunehmend negative gesundheitliche Auswirkungen auf Menschen in Städten (urbaner Hitzeinseleffekt). Neben Kleinkindern sind insbesondere die Risiken für ältere, chronisch kranke, alleinlebende und sozial isolierte Menschen erhöht. Wir stellen ein Konzept zur Stärkung der Gesundheitskompetenz und zielgerichteten Begleitung vulnerabler Hochrisikogruppe vor. Ziel ist durch „KLIMeinsam-Buddies“ soziale Teilhabe zu ermöglichen und erhöhte Morbidität, Hospitalisierung und vorzeitige Mortalität durch klimakrisen-assoziierte Auswirkungen auf die Gesundheit zu verringern.

Methodik:

In der Stadtgesundheitskonferenz 2023 wurde das Projektvorhaben eingebracht und in einem Workshop erörtert, welche Akteure zur Umsetzung benötigt werden, welche Zielgruppe das Projekt erreichen und der Zugang gelingen kann und was inhaltlich bei Kontakten mit der Zielgruppe thematisiert und vermittelt werden soll, insbesondere durch Kompetenzsteigerung von ehrenamtlichen Buddies.

Ergebnisse:

Unterschiedliche Akteure sind notwendig um die primäre Hochrisikogruppe - über 75 Jahre, alleinlebend, sozial isoliert und evtl. pflegebedürftig zu identifizieren und zu betreuen. Zugang zur Zielgruppe sollte über Hausarztpraxen erfolgen. Notwendige Schulungsinhalte zur Ausbildung von Buddies werden erarbeitet, u.a. zu den Themenbereichen z.B. Hitzeprävention, Erste Hilfe, verhältnispräventive Aspekte zu Hitze im Wohnraum, gesundheitsbezogene Warnzeichen erkennen.

Weiteres Vorgehen: Im Nachgang der Konferenz wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die derzeit einen Projektantrag erarbeitet. Darauf wird ein Curriculum für die Ausbildung von „KLIMeinsam-Buddies“ erarbeitet, welches als Grundlage für Schulungen ab Mai 2024 dient.

Themenfelder
  • Partizipation
  • Soziale Determinanten
  • H4 - Persönliche Kompetenzen
Sprecher*innen
Lisa Ambrosewicz
Jane Hagedorn-Holthausen
Beate Zschorlich
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Im Mediapark 8, 50670 Köln
Nicole Tempel
Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V.
Dr. Manuela Schade
Gesundheitsamt Frankfurt am Main, Deutschland

Veranstaltungsort - Präsenzteil

Henry-Ford-Bau (FU Berlin)

Garystraße 35

14195 Berlin

 

Kontakt

Email: kongress[at]gesundheitbb.de

Tel: +49(0)30 44 31 90 73

Veranstaltungsort - Präsenzteil

Henry-Ford-Bau (FU Berlin)

Garystraße 35

14195 Berlin

 

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Email: kongress[at]gesundheitbb.de

Tel: +49(0)30 44 31 90 73