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Der Kongress Armut und Gesundheit schafft seit 1995 ein kontinuierliches Problembewusstsein für gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland. An drei Veranstaltungstagen tauschen sich Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen, Praxis und Selbsthilfe zu Themen gesundheitlicher Ungleichheit aus. Aktuelle Forschungsergebnisse werden ebenso diskutiert und vertieft wie neue Strategien, Lösungsansätze und Erfahrungen. Die vergangenen Kongresse haben bereits eine Vielzahl neuer Kooperationen auf den Weg gebracht und Entwicklungen und Diskussionen angestoßen.

Mit dem Engagement aller Akteur*innen und Teilnehmenden des Kongresses erfährt eine heterogene Gruppe von Menschen eine Lobby, die oftmals wenig Unterstützung erhält. 

Kongressprogramm

Häusliche und sexualisierte Gewalt als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

H5 Gesundheitsdienste I

15:15 - 16:15

Moderierende:

 

 

 

In dieser Veranstaltung werden folgende Beiträge diskutiert:

Bekämpfung häuslicher Gewalt als interdisziplinäre Aufgabe


Hilde Hellbernd, S.I.G.N.A.L. e.V.

Das EU finanzierte, interdisziplinäre Projekt IMPROVE („Improving Access to Services for Victims of Domestic Violence by Accelerating Change in Frontline Responder Organisations“) mit 16 Partnern aus 7 Ländern will Hürden bei der Hilfesuche Betroffener von häuslicher Gewalt senken und Unterstützungsmöglichkeiten verbessern. Das beinhaltet die Entwicklung und Erprobung eines AI-Chatbots als ein niedrigschwelliges, anonymes Angebot für Betroffene. Weiter sollen Interventionsstrategien bei häuslicher Gewalt durch innovative Trainingsprogramme und -materialien für Fachkräfte im Gesundheits- und Sozialbereich, der Polizei und Justiz, durch Workshops und Öffentlichkeitsarbeit nachhaltig gefördert werden (www.improve-horizon.eu).

Einen Meilenstein des Projekts bilden Interviews mit Betroffenen von Gewalt in Paarbeziehungen mit Fokus auf vulnerable Gruppen (Flucht/Migrationshintergrund, Behinderungen, psychische Erkrankungen, LGTBIQ+), um Informationen über Barrieren bei der Suche nach Unterstützung und zur Akzeptanz neuer Informationswege über AI-Chatbots zu erhalten. Mitarbeiterinnen von dem Verein S.I.G.N.A.L. e.V., Berlin und der Deutschen Hochschule der Polizei, Münster führten von April bis Juni 2023 Interviews mit gewaltbetroffenen Frauen (n = 16) in Deutschland durch. Die Ergebnisse zeigen, welchem Ausmaß an Bedrohungen und Desinformationen Betroffene ausgesetzt sind, welche Einschränkungen aufgrund gesundheitlicher Gewaltfolgen, fehlender Ressourcen und mangelnder gesellschaftlicher Unterstützung bestehen – sowie positive Erfahrungen, Wünsche und Vorschläge über die Betroffene berichten. Sie verdeutlichen vielfältigen gesellschaftlichen Handlungsbedarf.

 

Lebenslagen und Belastungen von ungewollt schwangeren Betroffenen von Partnergewalt - Ergebnisse des Teilprojektes ELSA-VG

Prof.in Dr.in Petra J. Brzank, Hochschule Nordhausen ISRV

Hintergrund: 

Von Partnergewalt betroffene Frauen weisen eine hohe Prävalenz von ungewollten Schwangerschaften auf. In Beratung und Versorgung wird die Gewalterfahrung meist nicht thematisiert oder adäquat begegnet. Mit den Schlussfolgerungen des ELSA-VG Projektes kann die Beratung und Versorgung dieser Gruppe verbessert werden.

Methode: 

Zur Erfassung der „Erfahrungen und Lebenslage ungewollt Schwangerer – Angebote der Beratung und Versorgung“ (ELSA) werden Daten von gewollt Schwangeren mit den ungewollt Schwangeren verglichen. Das Teilprojekt ELSA-VG fokussiert auf die von Partnergewalt Betroffenen. Von insgesamten 5112 Frauen bejahten 333 die Frage zu Partnergewalt.

Ergebnisse:

Aus der Online-Befragung zeigen sich für diese Gruppe etliche Zusammenhänge wie Angaben zu Schwangerschaften, die Inanspruchnahme von psychosozialer Beratung oder medizinischer Versorgung, die Partnerschaftssituation, Schwangerschaftsabbruchsaspekte, Soziodemografie und Lebenslagen.sowie Bedarfe bzgl. der Informationsvermittlung zu Partnerschaftsgewalt.

Diskussion: 

Erste Empfehlungen können für die Beratung und Versorgung dieser Gruppe abgeleitet werden.

 

Gesundheitsversorgung für Frauen nach häuslicher und sexualisierter Gewalt am Beispiel des Landes Hessen

Stefanie Haneck, Hochschule Fulda

Hintergrund:

Häusliche und sexualisierte Gewalt stellt ein zentrales Risiko für die Gesundheit von Frauen dar. In Deutschland erleben 40 % der Frauen sexualisierte und/oder körperliche Gewalt (Müller/Schröttle 2004). Frauen mit einer Behinderung sind 2- bis 3-mal häufiger betroffen als der weibliche Bevölkerungsdurchschnitt. Eine Studie der Weltnaturschutzunion (IUCN) zeigt, dass der Klimawandel geschlechtsspezifische Gewalt in der gesamten Welt noch verstärken könnte (IUCN 2020).

Seitdem die Istanbul-Konvention 2018 in Deutschland in Kraft getreten ist, gibt es für die gesundheitliche Versorgung nach Gewalt neue Anforderungen. Bisher fehlen systematische Übersichten über regional bestehende gesundheitliche Angebote und Vernetzungsformen. Ziel ist, die Versorgungsangebote und deren Vernetzungsformen in Hessen zu erfassen.

Methoden:

Es wurden 34 Epert*inneninterviews mit Gesundheitsfachkräften und weiteren relevanten Akteur*innen geführt, welche mit der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Gläser und Laudel (2010) ausgewertet wurden.

Ergebnisse:

Die Ergebnisse zeigen, dass eine adäquate Gesundheitsversorgung nach häuslicher und sexualisierter Gewalt nicht in jeder Region in Hessen gewährleistet ist. Insbesondere im ländlichen Raum existieren Versorgungslücken, welche zu ungleichen Chancen für die Betroffenen führen. Frauen mit Beeinträchtigungen scheinen dabei nur selten in der Gesundheitsversorgung anzukommen. Eine regelmäßige Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gesundheitseinrichtungen und weiteren Akteuren fehlt bisher.

Schlussfolgerung:

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine adäquate Gesundheitsversorgung im Sinne der Istanbul-Konvention bisher nicht gewährleistet werden kann und weiterer Handlungsbedarf besteht.

Themenfelder
  • Gesundheitspolitik
  • Versorgung, Selbsthilfe, Patientinnen und Patienten
  • H5 - Gesundheitsdienste
Sprecher*innen
Stefanie Haneck
Hochschule Fulda, Deutschland
Prof. Dr. Petra J. Brzank
Institut für Sozialmedizin, Rehabiltationswissenschaften und Versorgungsforschung, Hochschule Nordha
Dorothea Sautter
S.I.G.N.A.L. e.V.
MPH, Hilde Hellbernd
S.I.G.N.A.L. e.V., Berlin, Deutschland

Veranstaltungsort - Präsenzteil

Henry-Ford-Bau (FU Berlin)

Garystraße 35

14195 Berlin

 

Kontakt

Email: kongress[at]gesundheitbb.de

Tel: +49(0)30 44 31 90 73

Veranstaltungsort - Präsenzteil

Henry-Ford-Bau (FU Berlin)

Garystraße 35

14195 Berlin

 

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Email: kongress[at]gesundheitbb.de

Tel: +49(0)30 44 31 90 73