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Der Kongress Armut und Gesundheit schafft seit 1995 ein kontinuierliches Problembewusstsein für gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland. An drei Veranstaltungstagen tauschen sich Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen, Praxis und Selbsthilfe zu Themen gesundheitlicher Ungleichheit aus. Aktuelle Forschungsergebnisse werden ebenso diskutiert und vertieft wie neue Strategien, Lösungsansätze und Erfahrungen. Die vergangenen Kongresse haben bereits eine Vielzahl neuer Kooperationen auf den Weg gebracht und Entwicklungen und Diskussionen angestoßen.

Mit dem Engagement aller Akteur*innen und Teilnehmenden des Kongresses erfährt eine heterogene Gruppe von Menschen eine Lobby, die oftmals wenig Unterstützung erhält. 

Kongressprogramm

Versicherte und pflegende Angehörige in besonderen Bedarfslagen

H2 Lebenswelten V

15:15 - 16:15

Moderierende:

Prof.in Dr.in Catharina Maulbecker-Armstrong, Technische Hochschule Mittelhessen, Gießen Deutschland

Die Session „Versicherte und pflegende Angehörige in besonderen Bedarfslagen“ befasst sich sowohl mit der Situation von Menschen mit chronischen Erkrankungen als auch mit dem Einfluss von sozialen Determinanten auf die Gesundheit und die digitale Gesundheitskompetenz von pflegenden Angehörigen.

Der erste Beitrag in dieser Session fokussiert auf Basis des Panels Arbeitsmarkt und soziale Sicherung die Pflege- und Gesundheitssituation von pflegenden Angehörigen, die zugleich eine kritische, die Gesundheit belastende Lebensphase in Erwerbslosigkeit bewältigen müssen. Im folgenden Vortrag werden aktuelle Befunde aus einer deutschlandweiten Online-Erhebung unter pflegenden Angehörigen zum Thema „Digital Health Divide bei pflegenden Angehörigen“ präsentiert. Im abschließenden Sessionsbeitrag werden Erkenntnisse aus der SERVE-Studie berichtet, in der die Verminderung des Frühverrentungsrisikos bei chronisch erkrankten Personen, die explorativ über Jobcenter (JC) und Arbeitsagenturen (AA) rekrutiert werden.

 

Beiträge der Session

„Die Pflegesituation und Gesundheit von pflegenden Erwerbslosen in Deutschland“

Dennis Mayer, Universität Kassel, Deutschland

Hintergrund und Fragestellung:

Die Pflege eines pflegebedürftigen Angehörigen lässt sich häufig nur schwer mit einer Erwerbstätigkeit vereinbaren und kann für Erwerbslose, die Pflegearbeit leisten, zu einem nachteiligen Effekt für den Verbleib in Arbeitslosigkeit bzw. die Integration in den Arbeitsmarkt führen. Gleichzeitig geht Arbeitslosigkeit mit einer Belastung der Gesundheit einher. Die Situation von pflegenden Erwerbslosen sowie die Auswirkungen dieser sozialen Doppelrolle auf die Gesundheit sind bisher nur wenig erforscht. Die Forschungsfrage der Studie ist, ob pflegende Erwerbslose im Vergleich zu anderen informell Pflegenden, aber auch zu Erwerbslosen, die keine Pflegearbeit leisten, einen schlechteren Gesundheitszustand aufweisen und welche Faktoren Einfluss nehmen.

Methode:

Bei der Methode handelt es sich um eine Sekundärdatenanalyse. Die Datenbasis ist das Panel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung (PASS).

Zu erwartende Ergebnisse:

Das PASS ist eine Datenbasis, mit deren Hilfe die individuellen Folgen der Pflege von pflegebedürftigen Angehörigen und von Arbeitslosigkeit bei pflegenden Angehörigen auf die Gesundheit untersucht werden können. Es ist zu erwarten, dass in den multivariaten Analysen Anforderungen, die mit der Pflege eines Angehörigen einhergehen (wie z. B. „durchschnittliche Anzahl der wöchentlichen Pflegestunden“) sowie das Merkmal „Arbeitslosigkeit“ bei informell Pflegenden einen starken Einfluss auf die Gesundheit nehmen. Auf Grundlage der Ergebnisse werden unterschiedliche Bedarfslagen zwischen pflegenden Erwerbstätigen und Erwerbslosen, die pflegen, identifiziert, woraus sich Implikationen für die Gestaltung von Strategien der Gesundheitsförderung in der Lebenswelt der informell Pflegenden ergeben.

Digital Health Divide bei pflegenden Angehörigen: Digitale Nutzungsgewohnheiten und Einflussfaktoren auf die digitale Gesundheitskompetenz

Melanie Messer, Tatjana Murau, Universität Trier, FB I, Abt. Pflegewissenschaft II, Deutschland

Hintergrund:

Der Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationen gehört für pflegende Angehörige zunehmend zu den Alltagserfordernissen. Zugleich scheinen sie gefährdet, vom Digital Health Divide betroffen zu sein. Der Beitrag betrachtet digitale Nutzungsgewohnheiten pflegender Angehöriger entlang sozialer Determinanten und geht der Frage nach, welchen Einfluss soziale Merkmale auf die digitale Gesundheitskompetenz (DHL) pflegender Angehöriger haben.

Methode:

Von Dezember 2022 bis Februar 2023 wurde eine deutschlandweite Online-Befragung unter pflegenden Angehörigen durchgeführt. Erfasst wurden u.a. soziodemographische Merkmale wie der sozioökonomische Status (SES), pflegebezogene Merkmale, die DHL und die Nutzung internetfähiger technischer Geräte sowie gesundheitsbezogener digitaler Anwendungen.

Ergebnisse:

An der Befragung nahmen 92 pflegende Angehörige mit einem durchschnittlichen Alter von 54 Jahren und einem mittleren SES (M=5,5) teil. Insgesamt zeigte sich bei den Befragten ein hoher Gebrauch von Smartphones. Pflegende Angehörige mit einem höheren SES nutzten jedoch insgesamt signifikant häufiger internetfähige technische Geräte (p<.001). Die durchschnittliche DHL der Befragten lag im mittleren Bereich. Zudem haben das Alter der Befragten und die Übernahme der Pflege einer Person mit Demenzerkrankung einen signifikanten Einfluss auf die selbstwahrgenommene digitale Gesundheitskompetenz.

Diskussion:

Die Befunde weisen darauf hin, dass sich bei pflegenden Angehörigen bestehende Ungleichheiten digital fortsetzen. Dies bietet einen wichtigen Ansatzpunkt für die zukünftige Entwicklung von Unterstützungsangeboten, um Teilhabe zu ermöglichen und einem Digital Health Divide in dieser Bevölkerungsgruppe entgegenzuwirken.

 

Sektorenübergreifende präventive Identifikation, Beratung und Unterstützung von Versicherten mit besonderen beruflichen Problemlagen - SERVE

Pellumbesha Seferi1, Karin Moser1, Catharina Maulbecker-Armstrong1, Veronika Van der Wardt2, Ulf Ulf Seifart3, Annette Becker2, Kristina Buch2 - 1Technische Hochschule Mittelhessen, Gießen Deutschland; 2Abteilung Allgemeinmedizin, präventive und rehabilitative Medizin Philipps-Universität Marburg, Marburg deutschland; 3Deutsche Rentenversicherung Hessen, Marburg Deutschland

 

Hintergrund:

Chron. Erkrankungen stellen ein bedeutendes Gesundheitsproblem dar und beeinträchtigen sowohl die Lebensqualität als auch die Arbeitsfähigkeit. Zudem erhöhen sie das Risiko einer Frühverrentung. Deshalb wurde die SERVE-Studie, gestartet, die aus einem randomisierten und einem explorativen Studienarm mit neuen sektorenübergreifenden Unterstützungsstrukturen besteht, um vorzeitige krankheitsbedingte Erwerbsminderungen zu reduzieren. Die Probanden werden explorativ über Jobcenter (JC) und Arbeitsagenturen (AA) rekrutiert und mit diesen gemeinsam betreut. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesprogramm rehapro des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.

Methode:

SERVE schließt Personen mit folgenden Kriterien ein: 40-60 Jahre, onkolog., orthopäd., psych. Erkrankung und/oder Long-Covid mit > 4-wöchiger Arbeitsunfähigkeit und erhöhtem Risiko für Erwerbsminderung. Die Probanden werden explorativ über JC/AA rekrutiert und betreut. Ein sozialmed. Kolloquium beschließt gezielte individ. Maßnahmen, die auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmt sind und, ggf., über die gesetzl. Leistungen hinausgehen. Das Hauptziel ist die Verringerung der Erwerbsminderung bei den Teilnehmern.

Fazit:

Im Fokus der explorativen Studie steht die Optimierung der Zusammenarbeit im med. und beruflichen Bereich über Sektorengrenzen hinweg. Durch gezielte Maßnahmen soll die Qualität in der med. und beruflichen Rehabilitation zu verbessern. Das Projekt erprobt neue Möglichkeiten, Kunden der JC/AA zu unterstützen. Die Erkenntnisse aus SERVE zeigen, wie der Therapieverlauf optimiert werden kann, um eine bessere Arbeitsfähigkeit der Kunden zu erreichen und eine vorzeitige krankheitsbedingte Erwerbsminderung zu verhindern.

 

 

Themenfelder
  • Versorgung, Selbsthilfe, Patientinnen und Patienten
  • H2 - Gesundheitsfördernde Lebenswelten
Sprecher*innen
Prof. Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong
Technische Hochschule Mittelhessen
Pellumbesha Seferi
Technische Hochschule Mittelhessen, Gießen Deutschland
Dennis Mayer
Universität Kassel, Deutschland
Prof. Dr. Melanie Messer
Universität Trier, FB I, Abt. Pflegewissenschaft II, Deutschland

Veranstaltungsort - Präsenzteil

Henry-Ford-Bau (FU Berlin)

Garystraße 35

14195 Berlin

 

Kontakt

Email: kongress[at]gesundheitbb.de

Tel: +49(0)30 44 31 90 73

Veranstaltungsort - Präsenzteil

Henry-Ford-Bau (FU Berlin)

Garystraße 35

14195 Berlin

 

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Email: kongress[at]gesundheitbb.de

Tel: +49(0)30 44 31 90 73