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Der Kongress Armut und Gesundheit schafft seit 1995 ein kontinuierliches Problembewusstsein für gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland. An drei Veranstaltungstagen tauschen sich Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen, Praxis und Selbsthilfe zu Themen gesundheitlicher Ungleichheit aus. Aktuelle Forschungsergebnisse werden ebenso diskutiert und vertieft wie neue Strategien, Lösungsansätze und Erfahrungen. Die vergangenen Kongresse haben bereits eine Vielzahl neuer Kooperationen auf den Weg gebracht und Entwicklungen und Diskussionen angestoßen.
Mit dem Engagement aller Akteur*innen und Teilnehmenden des Kongresses erfährt eine heterogene Gruppe von Menschen eine Lobby, die oftmals wenig Unterstützung erhält.
Wir wollen gemeinsam mit einer virtuellen Tasse Kaffee oder Tee in den Tag starten und uns auf den Kongresstag einzustimmen.
Dabei bieten wir auch die Gelegenheit offene Fragen zu klären und die Technik zu testen. Nutzen Sie den "Guten Morgen Kaffee" gerne um die Einwahl in Veranstaltungen zu erproben.
Wir freuen uns auf Sie und einen interessanten Kongresstag!
Viele Grüße
Ihr Kongressteam
Moderierende:
Anke-Christine Saß, Robert Koch-Institut,
Franziska Prütz, Robert Koch-Institut
Die Gesundheitsberichterstattung als elementarer Bestandteil von Public Health bietet eine Beschreibung der gesundheitlichen Lage der Bevölkerung, analysiert Problemlagen und weist auf (politische) Handlungsbedarfe hin. Dabei berücksichtigt sie die sozial und regional ungleiche Verteilung von Gesundheitsrisiken und Präventionspotentialen. Um eine kontinuierliche, zuverlässige und adressatengerechte Berichterstattung auch in Zukunft zu gewährleisten, muss sie sich nicht nur aktuellen Themen wie Klimawandel und Gesundheit widmen, sondern auch neue Datenquellen erschließen und nutzen.
Das Fachforum zeigt aktuelle Themen und Entwicklungen des Gesundheitsmonitorings am Robert Koch-Institut und der Gesundheitsberichterstattung des Bundes auf: Das Panel "Gesundheit in Deutschland" wird vorgestellt, künftig eine zentrale Datenquelle der Gesundheitsberichterstattung. Neue Daten zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen wurden 2022 – 2023 in der KIDA-Studie (Kindergesundheit in Deutschland aktuell) erhoben, aus der Ergebnisse präsentiert werden. Wichtige Informationen zur Kindergesundheit lassen sich auch aus den Schuleingangsuntersuchungen ableiten; in einem Pilotprojekt (AdiRaum) wurden gemeinsam mit mehreren Bundesländern Daten zu Adipositas zusammengeführt und mit kleinräumigen Daten verknüpft. Abschließend wird, anknüpfend an das GBE-Fachforum von 2023, der inzwischen veröffentlichte Sachstandsbericht Klimawandel und Gesundheit vorgestellt. Dieser enthält eine umfassende Synthese der aktuellen Evidenz in Deutschland und schließt auch Handlungsoptionen ein.
Nutzung von Paneldaten für Gesundheitsmonitoring und Public Health Surveillance
Ab 2024 wird am RKI das Panel „Gesundheit in Deutschland“ mit ca. 30.000 Teilnehmenden etabliert. Mit dieser Infrastruktur sollen regelmäßig Eckdaten zur Bevölkerungsgesundheit erhoben und eine auf nicht-übertragbare Erkrankungen fokussierte Public Health Surveillance aufgebaut werden. Zudem können ins Panel aktuelle und vertiefende Themen eingebracht und perspektivisch Sekundärdaten verknüpft werden. Zur Kommunikation der gewonnenen Erkenntnisse wird ein Health Information System entwickelt.
Bewegungs- und Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen und Einfluss der COVID-19-Pandemie – Daten der KIDA-Studie
Gert Mensink, Robert Koch-Institut, Almut Richter, Robert Koch-Institut, Kristin Manz, Robert Koch-Institut, Julika Loss, Robert Koch-Institut
Im Laufe der COVID-19-Pandemie zeigte sich, dass nicht nur die Infektionen, sondern vielmehr auch die Eindämmungsmaßnahmen (Einrichtungsschließungen, Kontaktbeschränkungen) die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigten. Die KIDA-Studie, ein telefonischer und Online-Survey, hat daher 02/2022-06/2023 umfassende Daten zur körperlichen und psychischen Gesundheit von etwa 7.000 Kindern (3-17 Jahre) in Deutschland erhoben. Vorgestellt werden KIDA-Ergebnisse zum Gesundheitsverhalten.
Schuleingangsuntersuchungen als Datenquelle für die Gesundheitsberichterstattung auf kommunaler Ebene, Landes- und Bundesebene: Herausforderungen und Potenziale
Anja Schienkiewitz, Robert Koch-Institut, Charlotte Kühnelt, Robert Koch-Institut, Anne Starker, Robert Koch-Institut,
Schuleingangsuntersuchungen werden vom Kinder- und Jugendgesundheitsdienst im ÖGD durchgeführt. Dabei werden Körpergewicht und -größe der Kinder erhoben und die Adipositasprävalenz als wichtiger Indikator für die GBE aggregiert auf Kreis-/Bezirksebene berechnet. In einem Pilotprojekt mit sechs Ländern wurden Adipositasprävalenzen zusammengetragen, mit kleinräumigen Indikatoren verknüpft und in einem Dashboard visualisiert. Herausforderungen und Potenziale dieses Projekts werden vorgestellt.
Der Sachstandsbericht Klimawandel und Gesundheit
Kirsten Kelleher, Robert Koch-Institut, Martin Mlinarić, Robert Koch-Institut, Hildegard Niemann, Robert Koch-Institut, Thomas Ziese, Robert Koch-Institut
Der dreiteilige Sachstandsbericht Klimawandel und Gesundheit (2023) befasst sich im 1. Teil mit den Folgen des Klimawandels für übertragbare Erkrankungen und antimikrobielle Resistenzen (AMR), im 2. Teil mit Auswirkungen auf nicht-übertragbare Erkrankungen und psychische Gesundheit, im 3. Teil mit Klimagerechtigkeit und der Bedeutung der Klimawandelkommunikation. Die aus den einzelnen Themen abgeleiteten Handlungsoptionen und Zielparameter für Public Health werden abschließend zusammengefasst.
Moderierende:
Petra Rattay, Robert-Koch-Institut,
Stefanie Sperlich, Medizinische Hochschule Hannover
Dass sozial benachteiligte Kinder, Jugendliche und Eltern oftmals eine schlechtere Gesundheit haben als Kinder, Jugendliche und Eltern, die mit mehr sozialen und ökonomischen Ressourcen ausgestattet sind, ist hinreichend bekannt. In der COVID-19-Pandemie waren gerade Kinder, Jugendliche und Familien durch die Eindämmungsmaßnahmen teils hohen Belastungen ausgesetzt. Dies scheint in besonderem Maße für sozial benachteiligte Kinder, Jugendliche und Eltern zu gelten. Obwohl zahlreiche Studien die gesundheitliche Situation von Kindern, Jugendlichen und Eltern während der Pandemie analysiert haben, gibt es vergleichsweise wenige Ergebnisse explizit zur Gesundheit von sozial benachteiligten Familien bzw. zur gesundheitlichen Ungleichheit bei Kindern, Jugendlichen und Eltern.
Der Workshop will einen breiten Überblick über die derzeitige gesundheitliche Situation von Kindern, Jugendlichen und Familien unter Berücksichtigung ihrer sozialen Lebensverhältnisse geben. Hierzu bündelt der Workshop aktuelle Ergebnisse aus verschiedenen Studien zu unterschiedlichen gesundheitsbezogenen Indikatoren wie Lebenszufriedenheit, psychische Gesundheit, Gesundheitsverhalten, Belastungen und Ressourcen. Neben der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen wird auch explizit auf die Gesundheit von Eltern eingegangen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Ergebnissen aus Deutschland, der um eine international vergleichende Perspektive ergänzt wird.
Gesundheit von Müttern und Vätern. Empirische Analysen mit dem familien-demografischen Panel FReDA
Mit Daten des neuen familien-demografischen Panels FReDA wurden für die Zeit der COVID-19-Pandemie Belastungsdimensionen und Resilienzfaktoren von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen analysiert. Mit Blick auf Mütter und Väter zeigt sich, dass Partnerschaft, eine positive Kommunikation in der Familie und die Fähigkeit zu Optimismus zentrale Resilienzfaktoren sind, während ökonomische Unsicherheit und geringere familiale Netzwerke mit geringerer Lebenszufriedenheit in der Pandemie zusammenhängen.
Elternschaft und Gesundheitsverhalten: Aktuelle Ergebnisse aus dem DFG-Projekt PARENTHEALTH
Nadine Reibling, Hochschule Fulda
Der Übergang in die Elternschaft ist ein einschneidendes Ereignis im Lebensverlauf mit Auswirkungen auf gesundheitsrelevantes Verhalten. In diesem Beitrag werden ein Einblick in die Forschungsliteratur gegeben sowie aktuelle Ergebnisse zu den Effekten von Elternschaft auf physische Aktivität, Rauchen, Alkoholkonsum und Schlaf präsentiert. Dabei werden auch Unterschiede zu anderen Industrienationen und soziale Ungleichheiten im Einfluss der Elternschaft auf Gesundheitsverhalten aufgezeigt.
Psychische und physische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen während der COVID-19-Pandemie – welche Rolle spielt der Sozialstatus?
Helena Ludwig-Walz, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung
Die Restriktionen während der COVID-19-Pandemie führten zu intensiven Einschränkungen im Leben von Kindern und Jugendlichen. Europaweite Meta-Analysen beschreiben als sekundäre gesundheitliche Folgen der Pandemie einen Anstieg von Depressions- und Angstsymptomen, während die körperliche Aktivität und Fitness bei Kindern und Jugendlichen abnahm. Der Beitrag geht der Frage nach, inwieweit sich bei den gesundheitlichen Folgen Unterschiede nach dem Sozialstatus der Familie zeigen.
Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Armut. Ergebnisse der KIDA-Studie
Petra Rattay, Robert Koch-Institut
Ergebnisse der KIDA-Studie zeigen, dass zum Ende bzw. nach der Pandemie die allgemeine und psychische Gesundheit für Kinder und Jugendliche, die in Armut leben, schlechter bewertet wurde als für Gleichaltrige aus Familien mit höheren Einkommen. Sie waren häufiger Konflikten in der Familie und finanziellen Einschränkungen ausgesetzt und erhielten weniger Unterstützung aus dem privaten Umfeld. Armutsbetroffene Familien nahmen zudem häufiger psychosoziale Unterstützungsangebote in Anspruch.
Moderierende:
Jobst Augustin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, AG Health Geography der DGEpi,
Nina Buttmann-Schweiger, Zentrum für Krebsregisterdaten, Robert Koch-Institut Berlin, AG Krebsepidemiologie der DGEpi und GMDS,
Jens Hoebel, Robert Koch-Institut Berlin, AG Sozialepidemiologie der DGEpi, DGMS und DGSMP,
Daniela Koller, Ludwig-Maximilians-Universität München, AG Health Geography der DGEpi,
Odile Sauzet, Universität Bielefeld, AG Sozialepidemiologie der DGEpi, DGMS und DGSMP,
Sebastian Völker, BFS health finance GmbH
Die Bedeutung sozialräumlicher Faktoren und lokaler Strukturen für die gesundheitliche Lage und Gesundheitsversorgung der Menschen vor Ort steht seit Jahren im Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen sowie Strategien der Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung. Dass lokale Bedingungen wie Wohnverhältnisse, Umweltbedingungen, sozialer Zusammenhalt, sozioökonomische Faktoren und Zugang zu Gesundheitsleistungen die Gesundheit beeinflussen können, ist mittlerweile gut dokumentiert. Es stellen sich aber weiterhin Fragen in Bezug darauf, wie Wissenschaft, Praxis sowie Entscheidungstragende und Beteiligte vor Ort noch mehr zusammenarbeiten können, um Erkenntnisse für die Krankheitsprävention, Gesundheitsförderung und -versorgung wirksam nutzbar zu machen. Angesichts fortdauernder Krisen und großer Herausforderungen wie dem wirtschaftlichen Strukturwandel, der Klimakrise und sozial-ökologischen Transformation, deren Auswirkungen bestimmte Bevölkerungsgruppen und Regionen stärker treffen können als andere, werden diese Fragen immer dringlicher. Diese Veranstaltung wird gemeinsam von mehreren Arbeitsgruppen gesundheitswissenschaftlicher Fachgesellschaften (DGEpi, DGMS, DGSMP) initiiert, um diese Fragen zu adressieren. Der Fokus soll auf Krebserkrankungen und deren Prävention gerichtet werden – einerseits exemplarisch, anderseits aufgrund der Tatsache, dass Krebserkrankungen in ihrer Public-Health-Bedeutung aufgrund der demografischen Alterung weiter zunehmen. Als Inputs dienen drei Fachbeiträge, in denen konzeptionelle Ansätze und empirische Ergebnisse vorgestellt werden. Für die Diskussion der Beiträge werden Vertreter:innen aus der Krebshilfe, Präventionsprojektförderung und eines lokalen Gesundheitszentrums eingeladen.
Was kann man von der Forschung zu sozialräumlichen Determinanten der Gesundheit für die Prävention lernen?
Odile Sauzet, Universität Bielefeld, AG Sozialepidemiologie der DGEpi, DGMS und DGSMP, Jens Hoebel, Robert Koch-Institut Berlin, AG Sozialepidemiologie der DGEpi, DGMS und DGSMP
Sozialräumliche Gesundheitsforschung und Epidemiologie untersucht, wie kleinräumige Merkmale, z.B. Arbeitslosigkeit oder soziale Normen in Nachbarschaften, mit der Gesundheit der Menschen vor Ort zusammenhängen. Beispielbefunde sind etwa, dass ein Teil des gesundheitsschädlichen Effekts von Luftverschmutzung oder Lärm durch den schlechteren sozialen Zusammenhalt in den betroffenen Nachbarschaften bedingt ist. Für Krebserkrankungen gilt z.B., dass deprivierte Regionen erhöhte Krebsraten zeigen.
Gesundheitsgeographische Aspekte der Krebsprävention
Jobst Augustin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, AG Health Geography der DGEpi
Health Geography (Gesundheitsgeographie) ist multidisziplinär und fokussiert v.a. die räumliche Perspektive von Gesundheit und Versorgung, wie bspw. räumliche Unterschiede von Erkrankungen und der Gesundheitsversorgung. Bei der Untersuchung von Erkrankungen werden geographische Faktoren wie Ort, Umwelt, soziale Lage und Erreichbarkeit von Versorgung einbezogen. Am Fallbeispiel Hautkrebs werden Perspektiven und Methoden der Health Geography vorgestellt.
Inanspruchnahme der HPV-Impfung und deren Abhängigkeit vom sozio-ökonomischen Status (SES)
Roxana Müller-Eberstein, Zentrum für Krebsregisterdaten, Robert Koch-Institut Berlin
Basierend auf der Datenbank GePaRD (Krankenkassendaten von 20% der dt. Bevölkerung) wird der Zusammenhang zwischen Inanspruchnahme der HPV-Impfung und dem SES untersucht. Ausgewertet wird I. auf individueller Ebene (Bildungsstand), und II. auf regionaler Ebene über den German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD). Personengruppen mit geringer Impfbereitschaft zu charakterisieren soll dazu beitragen, Interventionen zu konzipieren, die deren Erreichbarkeit im Gesundheitssystem verbessern.
Moderierende:
Nils Stakowski, Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V.,
Britta Kenter, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V.
Durch das Präventionsgesetz unterstützen Krankenkassen kommunale Gesundheitsförderung. 2022 wurde der Leitfaden Prävention des GKV-Spitzenverbands um das Kapitel zur Prävention klimabedingter Gesundheitsrisiken in Kommunen erweitert. Bisher adressieren nur wenige Projekte klimabedingte Gesundheitsrisiken. Allerdings sind bereits Programme aktiv, die in Quartieren sowohl Gesundheit fördern als auch gemeinsam mit kommunalen Ressourcen den Herausforderungen des Klimawandels begegnen. In der Session werden unterschiedliche Ansätze auf Quartiersebene vorgestellt und diskutiert. Der Austausch regt dazu an, wie Krankenkassen und Kommunen im Zusammenspiel zu mehr gesundheitlicher und sozialer (Klima)Gerechtigkeit beitragen können.
Methode:
Gemeinsam mit Quartiersakteur:innen stellen die Programme in Berlin, Niedersachen und Kassel Ansätze aus Quartieren mit dem Blick auf Klima und Gesundheit vor und diskutieren die erprobten Ansätze. Folgende Fragen werden bearbeitet:
Welche horizontalen/vertikalen Kooperationen sind nötig, damit Gesundheitsförderungsprojekte unter Berücksichtigung klimatischer Herausforderungen erfolgreich wirken?
Welche Ansätze berücksichtigen bereits die Themen Umwelt/Klima und ihre Verbindung zu Gesundheit?
Welche Entwicklungspotenziale gibt es für die Förderung von Gesundheit hinsichtlich klimatischer Veränderungen im Rahmen kommunaler Gesundheitsförderung?
Ergebnisse:
Es werden Anregungen gegeben für die Zusammenarbeit von Kommunen und Krankenkassen zur Förderung von Gesundheit angesichts klimatischer Veränderungen. Diskussion und Reflektion tragen zum Austausch über Lösungswege und Herausforderungen der Zusammenarbeit bei. Die Session fördert die Transparenz und Übertragbarkeit gelungener Ansätze.
„Gesund in Berlin – Stadtteile im Blick“ – Bewegungsförderung im Quartier
Boris Metz, Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V., Birgit Funke, bwgt e. V., Ingo Gust, Sozial-kulturelle Netzwerke casa e. V.
Das Programm „Gesund in Berlin“ fördert gesundheitsbezogene Projekte in sozial benachteiligten Quartieren. Ein Schwerpunkt bildet die Förderung von Bewegung und Teilhabe. Die Projekte zielen dabei auf die Nutzung des öffentlichen Raums, die Qualifizierung von Stadtteileinrichtungen als Bewegungsorte und die Stärkung des sozialen Zusammenhalts ab. Zwei Träger berichten, wie Sie vulnerable Personengruppen in Bewegung bringen und mit Aspekten der Umweltgerechtigkeit vor Ort umgehen.
„KaFöG“ – Förderung von Mikroprojekten für Gesundheit
Julia Kretschmer, Gesundheitsamt Region Kassel, Catarina von Schwerin, Kinderbauernhof Kassel e.V.
In der Region Kassel unterstützt das Angebot „KaFöG“ Träger, Vereine und Initiativen bei der Umsetzung von Kleinstprojekten der Gesundheitsförderung. Im Fokus stehen besonders Projekte mit einem Schwerpunkt in dem Bereich Ernährung. Neben der Förderung eines gesunden Ernährungsverhaltens, sensibilisiert ein Träger Kinder und Jugendliche für ein umweltbewusstes Verhalten. Ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen wird vermittelt und Themen rund um Klimaveränderungen werden greifbar gemacht.
„Gesundheit im Quartier“ Niedersachsen – Quartier:Garten
Sabrina Weitemeier, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V., Vivien Wiens, Quartier Schwarzer Berg, Braunschweig
Das Programm „Gesundheit im Quartier“ fördert die Verzahnung von Gesundheitsförderung und Quartiersentwicklung. Neben der Förderung von Gesundheitsprojekten rücken auch Aktivitäten zum Thema Klimawandel in den Programmfokus. Mitten in einem Quartier in Braunschweig entsteht dazu ein Gartenprojekt, welches einerseits die Gesundheitskompetenzen der Bewohner:innen und andererseits die Biodiversität sowie die Sensibilisierung für Themen rund um klimatische Veränderungen im Quartier fördert.
Moderierende:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA),
Hochschule für Gesundheit Bochum
Die UN-Behindertenkonvention stellt die Forderung nach gleichberechtigter Teilhabe für alle Menschen. Menschen mit sogenannten geistigen Behinderungen stoßen im Alltag häufig auf zahlreiche Barrieren und Herausforderungen. Partizipative Erhebungsinstrumente, die die Bedarfe dieser Personengruppe barrieresensibel erfassen, sind bislang noch nicht weit verbreitet und finden nur begrenzt Anwendung in kommunalen Beteiligungsprozessen.
Die Session bietet einen allgemeinen Einblick in das Instrument StadtRaumMonitor sowie in den internationalen wissenschaftlichen Stand zu Barrierearmut. Gemeinsam mit Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung als Expert*innen in eigener Sache wird und wurde in zwei Projekten (ParStaR und DiKomAll) im Co-Design an der Weiterentwicklung des Instrumentes gearbeitet.
Der StadtRaumMonitor ermöglicht den Menschen eines Stadtteils eine quantitativ und qualitativ umfassende Beurteilung ihrer Umgebung anhand von 15 Kategorien. Seit 2023 gibt es zudem ein optionales Cluster zum Thema Klimaanpassung mit vier weiteren Kategorien. Der StadtRaumMonitor wird international in analogen Präsenzformaten mit Menschen mit unterschiedlichen Formen der Behinderung angewendet, um den Zugang zu vulnerablen Dialoggruppen zu ermöglichen. Das derzeitige deutschsprachige Online-Tool ist noch nicht konsequent und vollständig barrierearm ausgerichtet.
Die Session zielt darauf ab, Herausforderungen für barrierearme Instrumente herauszustellen und zu diskutieren. Die Teilnehmenden werden informiert und aktiv in einen Diskurs dazu einbezogen, wie eine inklusive Implementierung des StadtRaumMonitors gelingen kann und welche Empfehlungen dafür bestehen.
StadtRaumMonitor – Einführung in das Instrument und die Weiterentwicklungen
StadtRaumMonitor partizipativ weiterentwickeln– praktische Erfahrungen aus dem Projekt „DiKomAll“
Moderierende:
),
Gemeindedolmetschdienst Berlin (GDD)
Diskutant*in(nen): (Der Paritätische Gesamtverband), (Charité-Universitätsmedizin Berlin), (Charité-Universitätsmedizin Berlin), (Vertretung Patient*innen), Elvira Iannone, Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. | BDÜ
Infolge zunehmender Migrationsprozesse in der globalisierten Welt nimmt die Anzahl der behandlungsbedürftigen Menschen mit Migrationsgeschichte im deutschen Gesundheitswesen immer weiter zu, nicht zuletzt können weltweite klimatische Veränderungen diese Entwicklung verstärken. Internationale Studien deuten in diesem Zusammenhang auf „höhere Gesundheitsrisiken und auf einen insgesamt schlechteren objektiven und subjektiven Gesundheitsstatus sowie auf Probleme der Fehl-, Über- und Unterversorgung“ für diese Gruppe hin. Ferner ist zu beobachten, dass Menschen mit Migrationsgeschichte mit höherer Wahrscheinlichkeit sozioökonom. benachteiligt sind und somit Gefahr laufen, mehrfach diskriminiert zu werden. Vor allem Sprachbarrieren stellen zentrale Zugangshürden zu einer gleichberechtigten Teilhabe im Gesundheitssektor dar, die zu einer systematischen Benachteiligung führen können. Gleichwohl wurde der positive Einfluss des Einsatzes von Sprachmittelnden bei der Reduktion dieser Barrieren nachgewiesen. Trotz dieser Befunde und obwohl auch aus der Zivilgesellschaft seit Jahren Lösungsansätze eingefordert werden, sind Dolmetschleistungen hierzulande nicht Bestandteil des SGB V und somit keine Leistung der GKV. Die Bundesregierung hat es sich im aktuellen Koalitionsvertrag jedoch zum Ziel gesetzt, Sprachmittlung in den Leistungskatalog der GKV bzw. ins SGB V aufzunehmen. Ein Gesetzentwurf ist auf den Weg gebracht. In der Diskussion wird zunächst die aktuelle politische und rechtliche Lage in Bezug auf Sprachmittlung in Deutschland aufgezeigt. Anschließend wird der Gesetzentwurf/das Gesetz zur Sprachmittlung im SGB V/Leistungskatalog der GKV im Multilog im Hinblick auf Verbesserungspotenziale und Handlungsempfehlungen diskutiert.
Die aktuelle Lage in Bezug auf Sprachmittlung in Deutschland
Paneldiskussion zum Gesetzentwurf/Gesetz zur Sprachmittlung im SGB V/ Leistungskatalog der GKV
Moderierende: Karin Buchner, Denkraum Zukunft
Bundesweit gibt es ein starkes Engagement von Menschen, die von Armut betroffen sind oder waren. Sie haben den Kampf für ihr Recht auf Teilhabe an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen selbst in die Hand genommen. Menschen mit Armutserfahrungen erleben Ausgrenzung, soziale Benachteiligung und Diskriminierung. Mit Vertreter*innen einiger dieser Initiativen arbeiten wir seit drei Jahren in dem Gremium „Menschen mit Armutserfahrungen“ zusammen. Das Ziel ist, die Perspektiven der Menschen stärker in die Diskussionen des Kongresses und in gesellschaftliche Entscheidungsprozesse einzubringen.
Das Gremium "Menschen mit Armutserfahrungen" lädt zu dieser Veranstaltung ein, mit
Persönlichen Statements zu den Strukturen, die zu Armut führen:
Im Anschluss gibt es ein Podiumsgespräch zwischen den Mitgliedern des Gremiums:
Und:
Dieter Lutz, Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Leiter Referat "Grundsatzfragen der Sozialhilfe, Lebensunterhaltungsleistungen"
zu den Fragen:
Hintergrund:
Die Situation der Menschen, welche mit Erwerbsminderungsrente leben müssen:
Arbeitsbedingungen in verschiedenen Berufszweigen können oft nicht an die Möglichkeiten bestimmter Menschengruppen angepasst werden. Immer mehr Menschen können dem immensen Druck, wie er im momentanen Berufsalltag an der Tagesordnung ist, einfach nicht standhalten. Sie wären durchaus in der Lage, einer Tätigkeit nachzugehen, sind aber nicht „Arbeitsmarktkompatibel“. Dazu gehören nicht nur Langzeiterwerbslose, sondern auch ein großer Teil Erwerbsminderungsrentner*innen. Und gerade diese Menschengruppen sehen sich einem Apparat von Vorschriften gegenüber, der es Ihnen schwer macht ihm willig und diszipliniert zu folgen. Es werden Hürden aufgebaut: Schwer auszufüllende Anträge, für unzählige gesetzlich verankerte Bezüge immer wieder neue Anträge, stigmatisierende Vorschriften und Gesetze verhindern eine selbst bestimmte Suche nach Bildung, Ausbildung, Weiterbildung, Umschulung und Arbeit.
Die Situation der Menschen, die Grundsicherung im Alter erhalten:
Wie geht es weiter, wenn ein Mensch nach jahrelanger Arbeit, nach jahrelangem Engagement für den Beruf in Rente geht? Wer „Pech“ hatte, in einer schlecht bezahlten Tätigkeit gearbeitet zu haben, wer mit seiner Selbstständigkeit genug Einkommen hatte, um das Leben zu bezahlen aber nichts mehr, um für eine private Altersvorsorge zu sorgen, der landet in Grundsicherung. Standards des Lebens müssen abgeschafft werden, unter Umständen muss sogar die gewohnte und geliebte Wohnung aufgegeben werden. Und das bis zum Lebensende. Da gibt es keinen „Point of return“. Das bleibt so. Der Traum, dass eine Urlaubsreise noch wahr werden könnte, die man sich verwehrt hat, weil die Arbeit wichtiger war, oder dass es Zeit gibt, sich einem regelmäßigen Hobby widmen zu können… Der Traum zerplatzt. Denn Hobbys kosten Geld. Und wenn dann der Augenblick kommt, in der ein Mensch wirklich Hilfe benötigt, weil Alter oder mangelnde Gesundheit es erfordern, dann landet man in einer Alten-Aufbewahrungsanstalt. Nur so kann man die aus der Regelversicherung finanzierten Altenheime nennen. Und es bleiben einem 80 € Taschengeld im Monat. Rentner*innen haben ihr ganzes Leben sehr viele Steuern gezahlt, um diesen Staat mitzufinanzieren. Und so ist es ein gutes Recht, wenn sie in den Ruhestand, in die gesetzlich geregelte Rente gehen, zu fordern, dass es eine Rente gibt, die ein sorgenfreies Leben garantiertt.
Moderierende:
Central Institute of Mental Health,
Gesundheitsamt der Stadt Hamm
Externe und interne Ereignisse können die psychische Gesundheit in Familien beeinflussen. Insbesondere Kinder psychisch kranker Eltern sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt, ohne effektive Interventionen selber psychische Erkrankungen zu entwickeln. Weltweit lebt jede/r 4. Minderjährige mit einem psychisch erkrankten Elternteil zusammen, in Deutschland sind es etwa 3-4 Millionen Kinder/Jugendliche.
Beispielsweise richtet das COMPARE-Projekt seinen Fokus auf diesen Zusammenhang und bietet ein spezielles Behandlungsangebot für Eltern mit Belastungen von Kindern zwischen 1,5 und 16 Jahren. Hierbei werden mögliche Effekte elterlicher Psychotherapieformen auf die Gesundheit ihrer Kinder erprobt, als Grundlage dafür, dass Kinder und Jugendliche gesund bleiben oder schneller genesen.
Auch Fluchterfahrungen bringen ein hohes Maß an psychischer Belastung für Familien mit sich. Erschwerend kommen kulturelle Unterschiede und Sprachbarrieren hinzu.
Die Studie „IMPROVE-MH“ hat zum Ziel, die psychische Gesundheit geflüchteter Familien mit jungen Kindern zu verbessern. Im Rahmen der hausärztlichen Versorgung werden die Bedürfnisse psychisch belasteter Eltern von Vorschulkindern erforscht, sie erhalten u.a. eine Kurzbehandlung zum Umgang mit Symptomen von Angststörungen und Depression.
In Familien mit besonderen Belastungen ist die psychische Gesundheit und die Resilienz aller Familienmitglieder zu stärken.
Dies gelingt z. B. über innovative kinder- und jugendpsychiatrische Versorgungsmodelle wie ambulante Reha oder in die Routineversorgung überführte Unterstützungsangebote für Familien/junge Erwachsene mit psychischen Belastungen/Erkrankungen am Zentrum für familienorientierte Hilfen und Behandlung, LWL Universitätsklinik Gütersloh/Hamm.
Psychische Gesundheit in Familien mit besonderen Belastungen: Innovative kinder- und jugendpsychiatrische Versorgungsmodelle
Kinder von Eltern mit psychischen Erkrankungen - das Projekt COMPARE-family
Improve Mental Health – Förderung der psychischen Gesundheit von geflüchteten Eltern und ihren Kindern
Kern der Session ist die Frage nach der Erreichbarkeit von Dialoggruppen. Es wird diskutiert, ob es schwer erreichbare Zielgruppen überhaupt gibt und warum immer auf jemanden gezielt wird, wenn wir doch eigentlich in den Dialog treten sollten. Grundlage der Diskussion bildet eine qualitative Bedarfsanalyse des Institutes für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) zu den Informationsbedarfen und geeigneten Vermittlungskanälen von benachteiligten Familien und älteren Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz. Aufbauend auf die Erkenntnisse der Bedarfsanalyse stellen sich zwei Praxisprojekte aus Bremen und Frankfurt vor, die mit niedrigschwelligen Methoden zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz bestimmter Personengruppen arbeiten.
Benachteiligte Menschen möchten in Gesundheitsfragen aktiv sein und entscheiden: Ergebnisse einer qualitativen Bedarfsanalyse
Beate Zschorlich1,Beate Wiegard1, Nicole Warthun2, Dr. Klaus Koch1
Organisation(en):1: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), 2: ComX Institut
Hintergrund:
Für benachteiligte Menschen ist der Zugang zu evidenzbasierten Gesundheitsinformationen oft erschwert. Die Bedürfnisse und Präferenzen in Bezug auf Inhalte, Aufbereitung und Zugangswege von Gesundheitsinformationen sind im deutschsprachigen Raum kaum untersucht worden.
Das IQWiG hat deshalb eine qualitative Bedarfsanalyse zur Ermittlung der Bedürfnisse, gewünschten Formate und geeigneten Vermittlungskanäle durchgeführt. Zudem wurden Empfehlungen für Gesundheitsinformationen abgeleitet und deren Umsetzung für das IQWiG geprüft. Es wurden folgende Gruppen ausgewählt: sozial benachteiligte Familien, ältere Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz sowie Multiplikatoren mit direktem Kontakt zu einer der beiden Gruppen.
Methoden:
Es wurden insgesamt 18 Fokusgruppen durchgeführt und inhaltsanalytisch ausgewertet. Es nahmen 58 Frauen und 23 Männer zwischen 26 und 74 Jahren teil.
Ergebnisse: Sowohl benachteiligte Familien als auch ältere Menschen haben die gleichen Ansprüche an Gesundheitsinformationen wie andere Gruppen und wollen verstehen, aktiv sein und in Entscheidungen eingebunden werden.
Der Zugang zu Gesundheitsinformationen erfolgt überwiegend über persönliche Kontakte. Darüber hinaus werden ausgewählte Online-Angebote und soziale Medien, insbesondere von Familien, genutzt.
Gesundheitsinformationen sollten den herausfordernden Alltag, die begrenzte verfügbare Zeit und die kurze Aufmerksamkeitsspanne sozial benachteiligter Familien und Alleinerziehender berücksichtigen. Kurze Texte und Videos werden bevorzugt. Ältere nutzen auch umfangreichere Formate.
Fotos und Illustrationen sind wichtige Elemente, um sich angesprochen zu fühlen und die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit Informationen zu steigern
Gesundheitsfachkräfte im Quartier – Bremen & Bremerhaven
Nicole Tempel, Marcus Wächter-Raquet, Lisann Focke, Iris Lettau, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V.
In Bremen werden seit 2021 in 18 benachteiligten Quartieren sogenannte Gesundheitsfachkräfte im Quartier (GiQs) eingesetzt. Die GiQs informieren niedrigschwellig und dialoggruppenspezifisch zu gesundheitsbezogenen Themen. Ziel ihrer Arbeit ist es, die Gesundheitskompetenz von Bewohner:innen im Quartier zu fördern. Zu den Aufgaben der GiQs gehört die Vermittlung von Gesundheitsinformationen sowie die Initiierung, Organisation und Begleitung von gesundheitsbezogenen Angeboten. Daneben werden im Projekt mehrsprachige Informationsmaterialien erarbeitet sowie Social-Media-Kanäle bedient. Die GiQs arbeiten eng vernetzt mit Stadtteilakteur:innen und vermitteln auch im Rahmen von Netzwerken relevante Gesundheitsinformationen. Bei Bedarf werden neue stadtteil- bzw. quartiersbezogene Arbeitskreise und Netzwerke zum Thema Gesundheit von den GiQs aufgebaut und koordiniert. Im Jahr 2021 informierten die GiQs insbesondere zur COVID-19-Pandemie. Im Jahr 2022 erfolgte eine Ausweitung auf weitere Gesundheitsthemen wie Ernährung, Bewegung, Gesundheitssystem in Deutschland, Frauen- und Kindergesundheit. In Bezug auf den Zusammenhang von Klima und Gesundheit gewinnen auch die Themen „Hitzeschutzmaßnahmen“ und „Sonnenschutz“ an Bedeutung. Die niedrigschwellige, aufsuchende, mehrsprachige und vernetzte Arbeitsweise der GiQs hat sich als erfolgreich erwiesen, um Gesundheitsinformationen verständlich und vertrauenswürdig zu vermitteln.
KoGi – „KLIMeinsam-Buddies“ für die Begleitung von vulnerablen Zielgruppen (alte Menschen) durch klimabezogene Extremwetterereignisse mit Einsamkeitsprävention als Synergieeffekt
Manuela Schade1, Sophia Stenzel2, Peter Tinnemann1
Gesundheitsamt Frankfurt am Main; 2: Mehrgenerationenhaus Gallus, Kinder im Zentrum Gallus e.V.
Hintergrund:
Die fortschreitende Klimakrise hat zunehmend negative gesundheitliche Auswirkungen auf Menschen in Städten (urbaner Hitzeinseleffekt). Neben Kleinkindern sind insbesondere die Risiken für ältere, chronisch kranke, alleinlebende und sozial isolierte Menschen erhöht. Wir stellen ein Konzept zur Stärkung der Gesundheitskompetenz und zielgerichteten Begleitung vulnerabler Hochrisikogruppe vor. Ziel ist durch „KLIMeinsam-Buddies“ soziale Teilhabe zu ermöglichen und erhöhte Morbidität, Hospitalisierung und vorzeitige Mortalität durch klimakrisen-assoziierte Auswirkungen auf die Gesundheit zu verringern.
Methodik:
In der Stadtgesundheitskonferenz 2023 wurde das Projektvorhaben eingebracht und in einem Workshop erörtert, welche Akteure zur Umsetzung benötigt werden, welche Zielgruppe das Projekt erreichen und der Zugang gelingen kann und was inhaltlich bei Kontakten mit der Zielgruppe thematisiert und vermittelt werden soll, insbesondere durch Kompetenzsteigerung von ehrenamtlichen Buddies.
Ergebnisse:
Unterschiedliche Akteure sind notwendig um die primäre Hochrisikogruppe - über 75 Jahre, alleinlebend, sozial isoliert und evtl. pflegebedürftig zu identifizieren und zu betreuen. Zugang zur Zielgruppe sollte über Hausarztpraxen erfolgen. Notwendige Schulungsinhalte zur Ausbildung von Buddies werden erarbeitet, u.a. zu den Themenbereichen z.B. Hitzeprävention, Erste Hilfe, verhältnispräventive Aspekte zu Hitze im Wohnraum, gesundheitsbezogene Warnzeichen erkennen.
Weiteres Vorgehen: Im Nachgang der Konferenz wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die derzeit einen Projektantrag erarbeitet. Darauf wird ein Curriculum für die Ausbildung von „KLIMeinsam-Buddies“ erarbeitet, welches als Grundlage für Schulungen ab Mai 2024 dient.
Moderierende:
Karin Wieners, Geschäftsstelle Runder Tisch Berlin - Gesundheitsversorgung bei häuslicher und sexualisierter Gewalt, S.I.G.N.A.L. e. V.,
Marion Winterholler, Geschäftsstelle Runder Tisch Berlin - Gesundheitsversorgung bei häuslicher und sexualisierter Gewalt, S.I.G.N.A.L. e. V.
International besteht Konsens darüber, dass die Gesundheitsversorgung ein ideales Setting bietet, um Anzeichen für häusliche und/oder sexualisierte Gewalt zu erkennen, Betroffene anzusprechen und ihnen Unterstützung anzubieten. Zu vielen Aspekten liegen wissenschaftliche Erkenntnisse und evidenzbasierte Empfehlungen vor. Auch Auswirkungen des Klimawandels auf geschlechtsspezifische Gewalt werden zwischenzeitlich durch erste Studien belegt. Bedrückend problematisch stellt sich allerdings bisher der Transfer von der Theorie in die Praxis dar. Fachkräfte beklagen einen Mangel an differenzierten Arbeitshilfen, an Versorgungsaufträgen, Netzwerken und Fortbildungen. Betroffene verweisen auf einen unzureichenden Einbezug der Betroffenensicht und mangelnde Berücksichtigung von Diversität.
Wir möchten in diesem Forum diskutieren, wie der Transfer von Erkenntnissen in die Praxis gelingen kann und welche Herausforderungen sich dabei zeigen. S.I.G.N.A.L. e. V. stellt dafür konkrete Beispiele vor, aus der Arbeit der Geschäftsstelle des Runden Tischs Berlin – Gesundheitsversorgung bei häuslicher und sexualisierter Gewalt und der S.I.G.N.A.L. Koordinierungs- und Interventionsstelle sowie von Expertinnen aus Erfahrung (Betroffenenrat des Traumanetz Berlin).
„Gewalt stoppen. Gesundheit stärken“ – Wirkung eines Runden Tischs für die Einbindung der Gesundheitsversorgung in Intervention und Prävention bei häuslicher und sexualisierter Gewalt“
Marion Winterholler, Geschäftsstelle Runder Tisch Berlin - Gesundheitsversorgung bei häuslicher und sexualisierter Gewalt, S.I.G.N.A.L. e. V., Karin Wieners, Geschäftsstelle Runder Tisch Berlin - Gesundheitsversorgung bei häuslicher und sexualisierter Gewalt, S.I.G.N.A.L. e. V.
Der „Runde Tisch Berlin – Gesundheitsversorgung bei häuslicher und sexualisierter Gewalt“ (RTB) besteht seit 2019. Unter Leitung der für Gesundheit zuständigen Senatsverwaltung setzen sich die Mitglieder für eine sensible und adäquate gesundheitliche Versorgung Betroffener in Berlin ein. Wir betrachten welche Wirkungen der RTB bislang entfalten konnte und welche Faktoren und Bedingungen sich dabei als förderlich und hinderlich erweisen.
„Ich werde ab sofort mehr auf Zeichen von Gewalt achten“ – Qualifizierung von Pflegeauszubildenden
Céline Simon, Koordinierungs- und Interventionsstelle S.I.G.N.A.L. e. V., Bettina Rogalski, Pflegepädagogin St Hildegard Akademie Berlin und S.I.G.N.A.L. Trainerin
Die Koordinierungsstelle von S.I.G.N.A.L. e. V. organisiert und evaluiert jährlich über 30 Tagesseminare für Pflegefachpersonen in Ausbildung. Anhand von Ergebnissen der Evaluation und Erfahrungen der Dozentinnen wird gute Praxis der Verankerung und Unterrichtsgestaltung vorgestellt. Dabei beleuchten wir die Zusammenarbeit zwischen Koordinierungsstelle, Schule und Trainerinnen.
Expert*innen aus Erfahrung informieren über die Betroffenenperspektive – Was ist wichtig im Umgang mit gewaltbetroffenen, komplex traumatisierten Patient*innen?
Alice Mari Westphal, Betroffenenrat, Traumanetz Berlin, Gaby Prossmann, Betroffenenrat, Traumanetz Berlin
Traumasensibles Vorgehen kann psychische Gesundheitsfolgen von Gewalt für Betroffene abmildern. Der Betroffenenrat Traumanetz Berlin informiert, wie die Sensibilisierung für die Betroffenenperspektive in der gesundheitlichen Versorgung gewaltbetroffener, komplex traumatisierter Frauen sowie der Wissens- und Empathie-Transfer gelingen können.
Moderierende:
Claudia Quitmann, Heidelberg Institute of Global Health, Deutschland
Der Klimawandel ist eine der größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit im 21. Jahrhundert. Auch in Deutschland führt der Klimawandel zu veränderten Gesundheitsrisiken. Ein Beispiel ist die zunehmende Anzahl von Extremwetterereignissen inkl. Hitzewellen. So kann es bei Hitze vermehrt zu unerwünschten Arzneimittelnebenwirkung kommen. Besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen sind ältere Menschen, Kinder sowie Personen mit Vorerkrankungen und einem niedrigen sozioökonomischen Status. Es ist zu erwarten, dass sich die Vulnerabilitäten zukünftig weiter verschärfen.
Das deutsche Gesundheitssystem ist bisher nicht ausreichend auf klimawandelbedingte Veränderungen vorbereitet. Es gilt, die Patient:innen und die an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen/ Organisationen stärker in die Entwicklung und Implementierung von Programmen zur klimaresilienten Versorgung einzubinden.
Projektbeschreibungen
Im Rahmen dieses Fachforums werden Ergebnisse aus zwei Studien dargestellt: Der Bayerische Covid-19 Monitor (BaCoM) ist eine dynamische Registerstudie, in dem vulnerable Personen zu ihrem Gesundheitsstatus inklusive Medikation befragt werden. Im Projekt AdaptNet wird partizipativ ein Programm zur Anpassung der haus- und fachärztlichen Versorgung an den Klimawandel entwickelt und umgesetzt.
Diskussionsbeitrag
Die Daten zeigen, dass ein Großteil an vulnerablen Personen hitzesensitive Medikamente erhält. Eine kritische Revision bestimmter Medikamente sowie engere Betreuung vulnerabler Gruppen während Hitzeperioden, wie sie im Projekt AdapNet entwickelt wird, sollten empfohlen werden. Ergebnisse beider Studien können dazu beitragen, bei der Maßnahmenimplementierung unterschiedliche vulnerable Gruppen explizit zu adressieren.
Das Projekt ‚AdaptNet‘ - Anpassung der haus- und fachärztlichen Versorgung an die Folgen des Klimawandels
Claudia Quitmann, Heidelberg Institut of Global Health,Stefanie Stark, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Merle Klanke, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Jessica Nieder, Heidelberg Institut of Global Health, Veit Wambach, Gesundheitsnetzes Qualität und Effizienz eG – QuE Nürnberg, David Shimada, Gesundheitsnetzes Qualität und Effizienz eG – QuE Nürnberg, Jörg Lindenthal, Gesundheitsnetzes Qualität und Effizienz eG – QuE Nürnberg, Alina Herrmann, Heidelberg Institut of Global Health, Susann Hueber, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,
Im Rahmen des Projekts AdaptNet werden gemeinsam mit Haus- und Fachärzt:innen sowie deren Patient:innen Werkzeuge zur gesundheitlichen Anpassung an den Klimawandel entwickelt, pilotiert und evaluiert. Zu den Werkzeugen zählen eine ärztliche Basisschulung zu Klimawandel und Gesundheit, der vorsommerliche Hitze-Check-Up für Arzneimittel, Praxis-Notfallpläne für Extremwetterereignisse und Infozepte für Patient:innen. In diesem Beitrag werden das Projekt und erste Erkenntnisse präsentiert.
Hitzesensitive Medikamente in der BaCoM Population
Caroline Floto, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Henrike Höpfner, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Thomas Kühlein, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Jochen Gensichen, LMU Klinikum, Institut für Allgemeinmedizin München, Tobias Dreischulte, LMU Klinikum, Institut für Allgemeinmedizin München, Maria Sebastiao, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Allgemeinmedizinisches Institut
380 Medikationspläne wurden hinsichtlich der Einnahme von hitzesensitiven Medikamenten mittels der Heidelberger Hitze-Tabelle analysiert. 350 (92%) der Teilnehmenden (259 Frauen und 121 Männer, Durchschnittsalter 79 Jahre) nehmen mindestens ein Medikament der Heidelberger Hitze-Tabelle ein. Die häufigsten relevanten Medikamentengruppen sind Diuretika, Beta-Blocker, Laxantien und ACE-Hemmer. 69 % der Teilnehmenden haben einen Pflegegrad, 53 % leben in einer Pflegeeinrichtung.
Der Einfluss von Vulnerabilitätsfaktoren auf Klimawandelanpassung im haus- und fachärztlichen Kontext
Jessica Nieder, Heidelberg Institut of Global Health, Claudia Quitman, Heidelberg Institut of Global Health, Susann Hueber, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Stefanie Stark, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Merle Klanke, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Veit Wambach, Gesundheitsnetzes, David Shimada, Gesundheitsnetzes, Jörg Lindenthal, Gesundheitsnetzes, Alina Herrmann, Heidelberg Institut of Global Health
In einer Querschnittsbefragung von 2658 Patient:innen wurde festgestellt, dass verschiedene objektive Vulnerabilitätsfaktoren (z.B. Alter, Bildungsstand, Einnahme von Medikamenten) nur einen geringen Einfluss auf die wahrgenommene Bedeutung von Klimawandelfolgen für die eigene Gesundheit sowie auf die empfundene Eignung von Anpassungsmaßnahmen in der haus- und fachärztlichen Versorgung haben. Stattdessen fallen Faktoren wie Wissen über die Schwere der gesundheitlichen Gefahr stärker ins Gewicht.
Moderierende:
Michael Ewers, Charité - Universitätsmedizin Berlin,
Annett Horn, Fachhochschule Münster, FB Gesundheit
Obwohl es das Community Health Nursing (CHN) in den Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung geschafft hat, ist auch in der 2. Hälfte der Legislaturperiode noch immer unklar, ob und wie diese international erfolgreiche Rollenspezialisierung des Heilberufs Pflege für eine gemeindebasierte und populationsorientierte Gesundheitsarbeit in Deutschland tatsächlich implementiert wird. In dem interaktiv angelegten Fachforum werden der aktuelle Stand der Einführung von CHN beleuchtet sowie exemplarisch einige damit verbundene Perspektiven für eine bevölkerungsorientierte regionale und sowohl partizipativ wie auch inklusiv angelegte Gesundheitsarbeit thematisiert.
Das Fachforum wird vom Fachbereich Public Health Nursing der Deutschen Gesellschaft für Public Health e.V. (DGPH) verantwortet und durchgeführt (siehe hierzu https://dgph.info/fachbereiche/public-health-nursing/)
Zum Stand der Diskussion und Entwicklung zum CHN in Deutschland
Bernadette Klapper, Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK)
In dem Beitrag wird vorgestellt, welche Arbeiten zur Einführung des Berufsbilds einer Community Health Nurse in Deutschland bereits geleistet wurden und wie sich die Debatte in der gesundheitspolitischen Fachwelt aktuell darstellt. Weitere Schritte zu der im Koalitionsvertrag angekündigten Umsetzung werden erörtert und reflektiert.
Soziale Ungleichheit im häuslichen Pflegesetting – Handlungsansätze für das CHN
Nathalie Englert, Hochschule Osnabrück
Häusliche Pflegearrangements werden neben dem individuellen Bedarf der Betroffenen maßgeblich von den verfügbaren Ressourcen zu einer gelingenden Gestaltung der Versorgungssituation geprägt. Insbesondere Menschen mit geringen finanziellen Mitteln und fehlender informeller Unterstützung sind hier vor besondere Herausforderungen gestellt. Ein Ansatzpunkt zur Versorgungssteuerung bietet das Community Health Nursing, wodurch Bedarfe frühzeitig erkannt und adressiert werden können.
Möglichkeiten des CHN zur Prävention unfallbedingter Verletzungen in gemeindebasierten Settings
Michael Köhler, Charité - Universitätsmedizin Berlin
Ein Handlungsfeld der Gesundheitsarbeit von CHN kann die gemeindebasierte Prävention unfallbedingter Verletzungen sein. Beispielsweise können partizipativ regionale Programme und Interventionen entwickelt werden, um das Sicherheitsbewusstsein der Bevölkerung zu fördern, ihr (Risiko-)Verhalten zu beeinflussen und gezielt Unfall- und Verletzungsrisiken zu minimieren. Damit kann CHN dazu beitragen, das Verletzungsrisiko in Gemeinschaften und die Belastung des Gesundheitssystems zu reduzieren.
Moderierende:
Marina Martin, Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V.
Das Ausmaß gesundheitlicher Ungleichheit ist seit Jahrzehnten empirisch belegt und wird auf dem Kongress Armut und Gesundheit bereits seit 1995 diskutiert. Wie Wilkinson und Pickett 2009 eindringlich belegten, ist das Maß der (Un)gleichheit in einer Gesellschaft jedoch für viele Politikbereiche, so beispielsweise auch die Sicherheit in der Gesellschaft, ein relevanter Faktor. Die Ergebnisse der Studie, dass Ungleichheit die Ursache verschiedener gesellschaftlicher Probleme ist, werden immer wieder neu durch empirische Ergebnisse gestützt. Obwohl interdisziplinäre Perspektiven immer wichtiger für die Bearbeitung komplexer Probleme werden, ist die sektorenübergreifende Zusammenarbeit oftmals noch kaum vorhanden. Gemäß dem Ansatz „Health in All Policies“ werden in der Veranstaltung Synergien mit anderen Disziplinen unter dem Fokus auf Ungleichheit gesucht.
Den Beginn der Diskussion bilden kurze Impulsbeiträge der Diskutant*innen, welche Relevanz das Thema „Ungleichheit“ auf ihr jeweiliges Fachgebiet hat. Darauf basierend sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie bisherige Berührungspunkte der Themenfelder diskutiert werden. Ziel der Veranstaltung ist es, die verschiedenen Fachbereiche für die Perspektive der Anderen zu sensibilisieren, Synergieeffekte und (weitere) Potenziale sowie Herausforderungen in der Zusammenarbeit zu identifizieren und für die weitere Arbeit nutzbar zu machen.
Diskutant*in(nen): Stefan Bräunling, Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit, Erich Marks, Deutscher Präventionstag, Lea Dohm, KLUG - Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V.
Moderierende:
Rajni Kerber, HAGE e.V.,
Nicole Waliczek, HAGE e.V.
Die Auswirkungen der globalen Klimakrise und die Folgen der Umweltzerstörungen stellen für die Gesundheit, Bildung und Zukunft aller Kinder große Risiken dar. Weltweit ist fast jedes Kind den Klima- und umweltbedingten Belastungen ausgesetzt. Besonders Hitzewellen, große Kälte, Überschwemmungen und Luftverschmutzungen stellen hohe gesundheitliche und psychische Belastungen für Kinder dar.
Kinder – ganz gleich, wo sie leben – brauchen eine saubere und intakte Umwelt, um sich gut und gesund entwickeln zu können. Im zuletzt erschienenen General Comment 26 des Kinderrechteausschusses der Vereinten Nationen heißt es: „Die Staaten sollen das Recht der Kinder auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt in ihre nationale Gesetzgebung aufnehmen und angemessene Maßnahmen zu seiner Umsetzung ergreifen, um die Rechenschaftspflicht zu stärken.“ (vgl. Ziffer 67, GC 26)
Das Recht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt wurde zudem im Okt. 2021 durch den UN-Menschenrechtsrat und im Juli 2022 durch die UN-Generalversammlung anerkannt. Damit wurde ein starkes und wirkungsvolles politisches Signal gesetzt, dass eine intakte Umwelt Voraussetzung für die Verwirklichung von Kinderrechten ist.
Das Fachforum beleuchtet die aktuellen Herausforderungen von Kindern in Wohlergehen aufzuwachsen, aufgrund klimabedingter Veränderungen von Lebensbedingungen, anhand fachlicher Einschätzungen zu geltenden Rechtvereinbarungen. Des Weiteren werden Umsetzungsstrategien und Praxisbeispiele aus dem Land Hessen aufgezeigt. Optional sollen Adressat*innen selber oder kommunale Praxisakteure zur Umsetzungen berichten.
Das Fachforum soll Raum und Möglichkeit zum interdisziplinären Austausch und erste Ideen für niedrigschwellige Lösungen ermöglichen.
Überblick zur aktuellen Rechtsgrundlage und Umsetzung des General Comment (No. 26) der Vereinten Nationen
Walid Malik, Deutsche Institut für Menschenrechte
Die Monitoringstelle UN-Kinderrechtskonvention des Deutschen Institution für Menschenrechte stellt in dem Fachforum den General Comment No. 26 des Kinderrechteausschusses der Vereinten Nationen vor, gibt einen Überblick zu ländervergleichenden Ansätzen sowie eine Einschätzung zu Kinderrechtsfragen im Kontext von Klimawandel und Gesundheit.
Umsetzung der Kinderrechte im Kontext von Klima, Umwelt und Gesundheit - Ein Praxisblick nach Hessen
Miriam Zeleke, Hessisches Ministerium für Soziales und Integration
Die Landesbeauftragte für Kinder- und Jugendrechte, setzt sich in Hessen für die Belange der Kinder und Jugendlichen ein und ermöglicht ihnen sich an den gesellschaftlichen Diskursen und Entscheidungsprozessen zu beteiligen, eigene Ideen und Lösungen zu entwickeln. Diese Ansätze und Praxisbeispiele aus Hessen zur Umsetzung von Kinderrechten im Kontext klimabedingter Herausforderungen werden gemeinsam mit jungen Vertreter*innen des Landesheimrats Hessen vorgestellt und diskutiert.
Moderierende:
Jan Mohning, Stadt Krefeld
Neugeschaffene städt. Koordinierungsstelle für Gemeinwesenarbeit initiiert intersektorale Zusammenarbeit u.a. mit Fachbereich Gesundheit durch Grundlagenarbeit, projekt- und strukturfördernde Ansätze im Themenquerschnitt, um Klima, Umwelt- gesundheitlicher und sozialer Benachteiligung entgegenzuwirken.
Grundlagenarbeit:
Erstellung eines Armutsberichts für Krefeld, der kleinräumig Bedarfe darstellen soll, verbunden mit einer Gesundheitsinfrastrukturanalyse und qualitative Befragungen zur Bedarfserhebung.
Projektfördernde Ansätze:
Strukturfördernde Ansätze:
Entwicklung eines Armutsberichts
David Nowak, Stadt Krefeld, Sabrina Lesch, Stadt Krefeld
Aufgabe: Sie möchten für Ihre Heimatkommune einen Armutsbericht entwerfen, der die Wechselwirkungen zwischen Armut und Gesundheit aufzeigt.
Weiterentwicklung von „Theater auf Rezept“
Sabrina Lesch, Stadt Krefeld, David Nowak, Stadt Krefeld
In der Stadt Krefeld gibt es das Programm „Theater auf Rezept“. Zur Stärkung der mentalen Gesundheit können von Kinderärzt*innen und – psycholog*innen Gutscheine („Rezepte“) für Theaterbesuche ausgegeben werden.
Moderierende:
Janna Landwehr, Universität Bielefeld,
Birte Richter, Universität Bielefeld
Interventionen der Gesundheitsförderung für Kinder fokussieren nach wie vor überwiegend edukative Ansätze der Verhaltensänderung. Jedoch bergen derartige Ansätze aufgrund des Phänomens des Präventionsdilemmas ungewollt die Gefahr, gesundheitliche Ungleichheit zu verstärken. Inzwischen ist anerkannt, dass eine Teilhabe derjenigen an Entwicklungen von Maßnahmen zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden, die aus wissenschaftlicher Sicht im besonderen Maße von diesen profitieren würden, ein zentraler Faktor für nachhaltigere und effektivere Wirkungen ist. Gleichwohl ist insbesondere die Teilhabe von Kindern (auch auf niedrigen Partizipationsstufen) selten. Oft wird auf Elternangaben zurückgegriffen, obwohl Abweichungen von Kinder- und Elternperspektiven bereits für verschiedene gesundheitsbezogenen Verhaltensweisen (z.B. Bewegung, Ernährung, Schlaf) bekannt sind. Ursachen dafür könnten sowohl in offenen ethischen und methodologischen Fragen (z.B. Generationale Differenzen, Entscheidungsmacht, Rollenkonflikte) als auch in der praktischen Umsetzung (z.B. Ressourcenintensivität, Planbarkeit) liegen.
In einem Diskussionsforum soll ein Gesundheitsförderungsprojekt in einem „sozial benachteiligten Stadtteil“ vorgestellt und mit Fokus auf Partizipation aus verschiedenen Perspektiven beteiligter Akteur*innen beleuchtet werden. Neben Hintergründen und Entwicklungen wird insbesondere auf Herausforderungen eingegangen. Vorgestellte Entscheidungen sollen anschließend um Erfahrungen des Plenums ergänzt und gemeinsam Lösungsansätze diskutiert werden. Ziel ist es, gemeinsam Ideen zur Stärkung von Partizipation in Kooperationsprojekten zu generieren, um mit diesen Ansätzen zur Verbesserung gesundheitlicher Chancengleichheit beizutragen.
Ausgangspunkt: Das Gesundheitsförderungsprojekt „Gesund in Baumheide“: Partizipation in der kommunalen Projektarbeit
Lisa Steiner, Stadt Bielefeld
Das zentrale Anliegen des Projekts ist die Etablierung einer gesundheitsförderlichen, politikfelderübergreifenden, integrierten Kommunalentwicklung unter besonderer Berücksichtigung gesundheitlicher Chancengleichheit in einem Bielefelder Quartier. Grundlage ist eine Bestands-, Bedarfs- und Bedürfnisanalyse, die bestehende gesundheitsförderliche und präventive Strukturen sowie Angebotslücken aufzeigt. Anhand ihrer Ergebnisse wurden bedarfsgerechte Maßnahmen (weiter)entwickelt und umgesetzt.
Die Kooperation mit der Universität Bielefeld: Partizipation in der Lehre
Janna Landwehr, Universität Bielefeld, Birte Richter, Universität Bielefeld
Inwiefern kann Partizipation mit Kindern in kommunalen Gesundheitsförderungsprojekten mit Hilfe von Lehrveranstaltungen gestärkt werden? Welche Herausforderungen und Lösungsmöglichkeiten entstehen aus Sicht Lehrender? Und wer partizipiert woran? Als Impulse für die Diskussion werden Einblicke in die Arbeit und Entwicklung des Kooperationsprojekts zur Bewegungsförderung mit Kindern zwischen dem zuvor beschriebenen Projekt und Praxisseminaren aus Gesundheitswissenschaften und Informatik gegeben.
Die Kooperationen mit der örtlichen Realschule: Partizipation mit Kindern in der Praxis
Yannick Hagedorn, Universität Bielefeld, Leonie Mena Heim-Scheffel, Universität Bielefeld
Im dritten Beitrag werden praktische Erfahrungen mit Partizipation aus dem laufenden Projekt zur Entwicklung einer App zur Bewegungsförderung mit Kindern beschrieben. Mit dem Ziel, trotz Projektende gemeinsam eine nachhaltige Intervention zu entwickeln, wurden entstandene Netzwerke genutzt. Als Grundlage des Beitrags von Studierenden werden ihre kritischen Reflexionen zur gemeinsamen Arbeit herangezogen, sowie Rückmeldungen und Ergebnisse von Kindern teilnehmender Wahlpflichtmodule vorgestellt.
Moderierende:
Prof.in Dr.in Swantje Notzon, Katholische Hochschule NRW
Im ersten Beitrag der Session wird das von der Techniker Krankenkasse finanzierte zum 01.11.2023 an der HS Hannover gestartete Modellprojekt, das sich mit den Gesundheits- und Nachhaltigkeitskompetenzen von Studierenden beschäftigt, und der aktuelle Projektstand vorgestellt. Durch eine umfangreiche Bestandsaufnahme und qualitative Erhebungen werden u. a. Workshops entwickelt, durchgeführt und evaluiert. In dem Beitrag werden im partizipativen Austausch die weitere Ausgestaltung des Projekts sowie mögliche Chancen und Herausforderungen diskutiert.
Der zweite Beitrag der Session befasst sich mit den Auswirkungen des Klimawandels. Im Rahmen der Untersuchung wird die Rolle von Pflegefachkräften bei der Bewältigung der Gesundheitsfolgen des Klimawandels für Menschen mit Demenz zu untersuchen. Hierzu wurde zunächst eine systematische Literaturrecherche und Analyse des aktuellen Forschungsstands auf internationaler und nationaler Ebene durchgeführt. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für eine weiterführende empirische Untersuchung. In der Präsentation werden die Ergebnisse der systematischen Literaturrecherche vorgestellt und diskutiert.
Das BMBF-geförderte F&E-Projekt SUNRISE LAB erschließt die Potenziale von Reallaboren für die nachhaltigkeitsorientierte Transformation von Hochschulen. An der Katho NRW sind Studierende der Sozialen Arbeit in diesem Rahmen dazu eingeladen, eigene Nachhaltigkeitsprojekte in Zusammenarbeit mit Adressat*innen und Vertreter*innen sozialer Einrichtungen umzusetzen. Ziel dieser partizipativen Methode der Professionsentwicklung ist es, (klimaresiliente) Gesundheit und Teilhabe vulnerabler Personengruppen zu befördern. Die Beteiligten schaffen als Nachhaltigkeitsagent*innen so gemeinsam ökosalute Lebenswelten.
Modellprojekt Gesundheits- und Nachhaltigkeitskompetenzen von Studierenden – Bildungswissenschaften und Management für Gesundheits- und Pflegeberufe
Hintergrund:
Die Auswirkungen des Klimawandels stellen die größte Bedrohung für die Gesundheit der Weltbevölkerung dar. Daraus resultierende Herausforderungen werden auch in Deutschland zunehmend deutlich, wodurch dem Thema Nachhaltigkeit eine zentrale Bedeutung zukommt. Um im Gesundheitssektor adäquat auf die Klimakrise reagieren zu können, sollte der Nachhaltigkeitsgedanke bereits in der beruflichen Bildung der Gesundheitsberufe verankert werden.
Projektbeschreibung/Methoden:
Gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse wird an der Hochschule Hannover ab November 2023 ein dreijähriges Modellprojekt durchgeführt, das auf die Stärkung und Weiterentwicklung der Gesundheits- und Nachhaltigkeitskompetenzen von Studierenden in Gesundheits- und Pflegeberufen abzielt, die zugleich als Multiplikator:innen in ihren beruflichen Handlungsfeldern fungieren.
Zunächst ist eine umfassende Bestandsaufnahme geplant, um curriculare Anknüpfungsmöglichkeiten zu identifizieren. Mittels qualitativer Erhebungsmethoden soll anschließend eine Bedarfs- und Interessenermittlung bei Studierenden erfolgen. Auf dieser Grundlage sollen in einem weiteren Schritt Lehrveranstaltungen und Workshops entwickelt und durchgeführt werden, in denen die Studierenden für nachhaltiges Handeln in ihren beruflichen Handlungsfeldern sensibilisiert und befähigt werden.
Beitrag:
Ziel ist es den Teilnehmenden sowohl einen Überblick zu ersten Projektergebnissen zu geben, als auch gemeinsam die Ausgestaltung sowie aktuelle Chancen und Herausforderungen zu diskutieren.
Ökosalute Soziale Arbeit? Partizipative Methoden der Professionsentwicklung
Die Folgen des menschengemachten Klimawandels treffen diejenigen am stärksten, die sie am wenigsten verursacht haben. Wie kann es der Sozialen Arbeit als Menschrechtsprofession gelingen, von Armut und Ausgrenzung betroffene Menschen zu ermutigen und zu befähigen, die „Herausforderungen des Lebens“ in einer Welt im Klimanotstand zu bewältigen und ihr Wohlergehen zu verbessern?
Kern der Betrachtung bildet die wissenschaftliche Begleitung einer Praxisphase im Rahmen des Studiums der Sozialen Arbeit an der Katho NRW. Darin konzipieren Studierende in diversen institutionellen Settings eigene Nachhaltigkeitsprojekte in Zusammenarbeit sowohl mit Adressat*innen als auch mit Vertreter*innen sozialer Einrichtungen und setzen diese um. Gegenstand der Projekte ist es dabei zum einen, (klimaresiliente) Gesundheit, Teilhabe, soziale Integration und Empowerment vulnerabler Personengruppen zu befördern, indem auf Co-Benefits umweltbewussten und naturnahen Verhaltens in Ernährung, Konsum oder Mobilität gesetzt wird. Gleichzeitig sollen mit einem ökosaluten Verständnis (SRU 2023) alle am Transformationsprozess Beteiligten in die Lage versetzt werden, als Nachhaltigkeitsagent*innen zu wirken und gemeinsam ökosalute Lebenswelten zu entdecken, zu erhalten oder zu schaffen. Ziel der Untersuchung ist es, Einsichten hinsichtlich der Bedarfe und Visionen, der Möglichkeiten und Restriktionen der Beteiligten auf dem Weg zu umweltbezogener Gesundheits- und Teilhabe(-förderung) in den diversen Handlungskontexten Sozialer Arbeit zu erhalten (vgl. Fehr et al. 2005).
Das Projekt ist Teil des BMBF-geförderten SUNRISE LABs, das die Potenziale von Reallaboren für die sozialökologische Transformation von Hochschulen erschließt.
Klimawandel und Gesundheit. Die Rolle von Pflegefachkräften bei der Bewältigung der gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels am Beispiel der Versorgung von Menschen mit Demenz.
Problemhintergrund:
Der demografische Wandel führt zu einem Zuwachs an Pflegebedürftigkeit, gleichzeitig wird ein bedeutender Anstieg von Demenzerkrankungen prognostiziert (WHO, 2021). Erste Untersuchungen deuten auf Zusammenhänge zwischen Demenzerkrankungen und dem Klimawandel hin (Livington et al., 2020). Zudem wird der Klimawandel als die gravierendste gesundheitliche Bedrohung des 21. Jahrhunderts betrachtet (BMG, 2022).
Zielsetzung und methodisches Vorgehen:
Trotz der Vulnerabilität und Sensibilität von Menschen mit Demenz gegenüber Umweltveränderungen wurden die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels auf sie bislang unzureichend untersucht (Schmitt et al., 2023). Im Rahmen eines Projektes ist geplant, die Rolle von Pflegefachkräften bei der Bewältigung der Gesundheitsfolgen des Klimawandels für Menschen mit Demenz zu untersuchen. Dies erfolgt in mehreren Schritten: Zunächst wird eine systematische Literaturrecherche und Analyse des aktuellen Forschungsstands auf internationaler und nationaler Ebene durchgeführt. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für eine empirische Untersuchung.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen:
In der Präsentation werden die Ergebnisse der systematischen Literaturrecherche vorgestellt. Die Recherche berücksichtigt wissenschaftliche Publikationen der letzten zehn Jahre zu Schnittstellen von Klimawandel und Demenzerkrankungen. Der Fokus liegt auf Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels auf Menschen mit Demenz. Erwartet wird, dass bisherige Publikationen diese Auswirkungen weitgehend vernachlässigen. Diskutiert wird, wie eine empirische Untersuchung daran anschließen kann und welche Herausforderungen zu erwarten sind.
Literaturangaben auf Anfrage.
Moderierende:
Dorotheé Remmler-Bellen - Berufsverband der Präventologen e.V.
In drei Beiträgen werden Projekte vorgestellt, die zum seelisch gesunden Aufwachsen beitragen wollen und hierzu unterschiedliche Aspekte wie das Setting Kommune, den Übergang zwischen Schule und Beruf, sowie die Frage nach Teilhabe und Umweltgerechtigkeit. Anschließend wollen wir zur Frage, wie seelisch gesundes Aufwachsen gelingen kann in den Austausch gehen.
"GROW HAPPY NBG – Seelisch gesund Aufwachsen im Stadtteil" ein Projekt zur Förderung der seelischen Gesundheit von jungen Menschen in Nürnberg
Hintergrund:
In Folge der Corona-Pandemie haben psychosoziale Erkrankungen / Belastungen bei Kindern und Jugendlichen zugenommen und gesundheitliche Ungleichheiten haben sich verschärft. Dies macht einen dringenden Handlungsbedarf deutlich, denn ab der frühen Kindheit werden wesentliche Weichen für die lebenslange psychische Gesundheit, Lebensqualität und Leistungsfähigkeit gestellt. Neben Kitas und Schulen ist die Kommune ein wichtiges Setting für die Förderung der psychischen Gesundheit dieser Zielgruppe.
Projektbeschreibung:
Vor diesem Hintergrund wurde das Projekt „GROW HAPPY NBG“ am Gesundheitsamt Nürnberg konzipiert und wird seit Anfang 2023 für vier Jahre von der AOK Bayern gefördert. Ziel ist es, in vier sozial angespannten Quartieren, Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit junger Menschen (0-25 Jahre) umzusetzen. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Zielgruppe, der Stadtteilkoordination und Praxispartnerinnen / Praxispartnern. So sollen z.B. Maßnahmen zur Psychoedukation, Resilienzförderung, Gewaltprävention, Elternbildung sowie Multiplikatorenschulungen realisiert werden. Ein weiteres Ziel des Projekts ist der Aufbau von stadtteilbezogenen Präventionsnetzwerken, um die Projektverstetigung abzusichern und die Förderung der psychischen Gesundheit der Zielgruppe in den Fokus zu rücken. Neben dem Präventionsdilemma besteht eine wesentliche Herausforderung darin, langfristige Netzwerkstrukturen aufzubauen, obwohl viele potenzielle Praxispartnerinnen und Praxispartner im Projektgebiet aufgrund der hohen Arbeitsbelastung über geringe zeitliche Kapazitäten verfügen. Beim Projektvortrag soll der Umgang mit diesen Herausforderungen sowie Lösungsmöglichkeiten diskutiert werden.
Im "Dauerkrisenmodus" – wie junge Menschen im Übergang Schule – Beruf in ihrer Resilienz gestärkt werden können
Die Trendstudie „Jugend in Deutschland“ (Schnetzer, Hampel & Hurrelmann 2023) spricht von der „Jugend im Dauerkrisenmodus“. Die vielfältigen aktuellen Krisen – die Corona-Pandemie, die Klimakrise, der Angriffskrieg auf die Ukraine – wirken sich auf die psychische Gesundheit von jungen Menschen aus.
Der Handlungsbedarf, die psychische Gesundheit von jungen Menschen zu stärken, ist besonders seit der Corona-Pandemie stark angestiegen.
Hier setzt das Projekt „Landungsbrücke – Ich gehe meinen Weg“ an. „Landungsbrücke“ verfolgt das Ziel, das seelische Wohlbefinden von jungen Menschen im Übergang Schule – Beruf zu fördern. Denn vor allem junge Menschen in Übergangssituationen blicken–laut der „JuCo 2“–Studie besorgt in die Zukunft (Andersen, Heyer, Lips et al. 2020).
„Landungsbrücke“ richtet sich an Fachkräfte, die mit jungen Menschen im Übergang Schule – Beruf zusammenarbeiten. Diese werden darin unterstützt, die Resilienz und die psychosozialen Ressourcen der jungen Menschen zu fördern. Um nachhaltige und strukturelle Veränderungen in den beteiligten Lebenswelten (z.B. berufsbildende Schulen, Betriebe, Träger der Jugendhilfe) zu schaffen, steht der Transfer der Projektinhalte in die beteiligten Einrichtungen im Fokus.
Auf Basis der Erfahrungen aus dem Projekt „Landungsbrücke – Ich gehe meinen Weg“ sowie der Vorgängerprojekte „Landungsbrücke – Übergänge meistern!“ und „Landungsbrücke 2“ beleuchtet der Beitrag die Frage näher, wie das seelische Wohlbefinden junger Menschen im Übergang Schule – Beruf nachhaltig und auch strukturell gefördert werden kann.
Wir bauen uns die Welt, wie sie uns gefällt - Interaktiver Umgang mit Nachhaltigkeit als Demokratisierungsprozess
In der Debatte um Umweltgerechtigkeit in der Sozial-, Umwelt- und Gesundheitspolitik gilt es nicht nur, die ungleiche Verteilung von Umweltbelastungen und den Zugang zu Umweltressourcen zu betrachten, sondern auch den Zugang zur Beteiligung bei umweltbezogenen Prozessen (Maschewsky, 2008). Deshalb bedarf es niederschwelliger Angebote, um insbesondere junge Menschen unabhängig von ihrem sozioökonomischen Status an Aspekte ökologischer Nachhaltigkeit heranzuführen und dabei sozialräumliche Ressourcen zu aktivieren.
2021 als Modellprojekt begonnen, versteht sich JuPoint als innovatives Format. Es dient als partizipatives Angebot dazu, junge Menschen von Anfang an in Entscheidungsprozesse einzubinden und von Grund auf offene Orte für sich und die Nachbarschaft zu schaffen. Durch die Verwendung von Materialien wie Altholz im Rahmen von niederschwelligen und nachvollziehbaren Bau- und Gestaltungsprozessen werden junge Menschen an Themen wie Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung interaktiv herangeführt.
Durch eine konkrete Auseinandersetzung mit Re- & Upcycling werden demokratische und (berufs-)bildende Prozesse angeregt. In heterogenen und interkulturellen Gruppen werden Sozialkompetenzen gestärkt, Resilienz aufgebaut und Selbstwirksamkeitserfahrungen gesammelt. Davon profitieren vor allem massiv marginalisierte und psychosozial belastete junge Menschen, die von Regelangeboten nicht erreicht werden. Zudem stößt JuPoint Prozesse der Selbstorganisation an, da die Gelände jederzeit genutzt werden können - insbesondere außerhalb betreuter Zeiten. Als Ressource in Sozialräumen finden Kooperationen mit Schulen, Kindergärten, Sportangeboten und anderen privaten Gruppen aus der Nachbarschaft statt.
Moderierende:
Julian Bollmann, Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V.
Maren Janella, Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V.
Die gesundheitliche Lage von Menschen wird durch unterschiedliche Einflussfaktoren (Determinanten) bestimmt. Diese Determinanten der Gesundheit umfassen sowohl biologische Faktoren als auch umfangreiche Aspekte, die außerhalb des Körpers liegen. Zu nennen sind hier v.a. das Gesundheits-/Risikoverhalten, Lebens- &Arbeitsbedingungen sowie soziale, politische, ökologische und ökonomische Determinanten der Gesundheit.
Aufgabe von Prävention und Gesundheitsförderung ist es, gesundheitliche Risiken, die sich aus diesen Faktoren ergeben, zu minimieren und Chancen für Gesundheit zu schaffen. Dabei müssen die Lebensweise und die Lebensbedingungen adressiert werden. ‚Gesundheit für alle‘ kann (und sollte) also nicht vom Gesundheitssektor allein erfüllt werden. Sie muss als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden, umgesetzt und in allen Politikfeldern verankert werden. Diese Notwendigkeit wurde auch von der WHO erkannt und in die „Health in All Policies-Strategie“ (HiAP) übersetzt (siehe Ottawa-Charta 1986).
HiAP umzusetzen steht in der Praxis vor vielfältigen Hindernissen. Dazu zählen bestehende Machtstrukturen (mangelndes/ behinderndes Interesse an HiAP) und sektorale Strukturen in Verwaltung und Politik, die die Umsetzung des Ansatzes organisatorisch, personell und kompetenzbezogen für alle Beteiligten erschweren. Nicht selten gibt es Zielkonflikte zwischen den Anliegen der einzelnen Sektoren (Böhm 2020). Darüber hinaus fehlt es an einem gemeinsamen Verständnis für Gesundheit.
Förderlich für die Umsetzung von HiAP ist hingegen, wenn gesundheitsbezogene Ziele dem Politikfeld dienlich sind. Hierbei ist eine auf Gesundheitsförderung und Prävention ausgerichtete, salutogenetische Zielformulierung hilfreich (Salutogenese).
Diskutant*in(nen): Katharina Wabnitz, Center for Planetary Health Policies, Susanne Moebus, Universitätsklinikum Essen, Anne Ellersiek, Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030
Gesundheitsinformationen in Einfacher oder Leichter Sprache: Was für wen und warum?
Beate Wiegard, Beate Zschorlich, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
Evidenzbasierte Gesundheitsinformationen übersetzen Forschungsergebnisse, um Menschen bei Entscheidungen in gesundheitlichen Fragen zu unterstützen. Um Gesundheitsinformationen möglichst verständlich zu gestalten, werden sie in der Regel in Einfacher Sprache verfasst. Doch auch Leichte Sprache kann je nach Zielgruppe eingesetzt werden.
Einfache und Leichte Sprache: Worin unterscheiden sie sich?
Eine Information in Einfacher Sprache ist beim ersten Lesen verständlich. Fachbegriffe und komplexe Sätze werden vermieden. Einfache Sprache nutzt aktive Verben und bekannte Wörter, arbeitet mit Aufzählungen und Zwischenüberschriften und macht Texte für ein allgemeines Lesepublikum verständlich.
Auch Leichte Sprache will den Zugang zu Informationen erleichtern. Sie ist eine weiter vereinfachte Form der Sprache, die vor allem für Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelt wurde. Die Regeln des Netzwerks Leichte Sprache sehen etwa vor, aktive Verben und bekannte Wörter zu benutzen, lange Wörter mit einem Bindestrich zu trennen und auf hohe Zahlen sowie Prozentzahlen zu verzichten. Zudem soll jeder Satz mit einer neuen Zeile beginnen.
Zwei Varianten und reichlich Diskussionsbedarf
Einfache und Leichte Sprache werden oft verwechselt, sind aber nicht austauschbar. Doch welche Art der Aufbereitung ist im Einzelfall am besten geeignet, etwa für Menschen, die wenig deutsch sprechen oder ungeübt im Lesen sind? Braucht es eine inhaltliche Verknappung oder geht damit Wichtiges verloren? Welche Folgen hat es, wenn Texte explizit als „Leichte Sprache“ ausgewiesen sind? Gehen dadurch Zielgruppen verloren? Eine Diskussion dieser Fragen kann einen wichtigen Beitrag zur Klärung leisten und gleichzeitig den aktuellen Forschungsbedarf aufzeigen.
Digitale Gesundheitskompetenz von Menschen mit geringer Literalität: Ergebnisse des Projekts „Liter@te – Digitale Gesundheit finden, verstehen, benutzen“
Rebekka Wiersing1,2,Saskia Müllmann1,3, Tilman Brand1,2,3
1: Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS, Bremen; 2: Leibniz Living Lab, Gesundheitswerkstatt Osterholz, Bremen; 3: Leibniz-WissenschaftsCampus Digital Public Health Bremen
Hintergrund:
In Deutschland verfügen circa 12% der Erwachsenen über eingeschränkte Lese- und Schreibkompetenzen (Literalität). Bisher ist wenig über die digitale Gesundheitskompetenz und Nutzung von digitalen Gesundheitsangeboten von Menschen mit einer geringen Literalität bekannt. Ziel des Projekts Liter@te ist es zu untersuchen, wie die digitale Gesundheitskompetenz von Menschen mit einer geringen Literalität ist und wie sie im Alltag mit digitalen Gesundheitsangeboten umgehen.
Methoden:
Dazu wurden persönliche Interviews (n=96) und 5 Fokusgruppen mit Erwachsenen zwischen 18-64 Jahren mit einer geringen Literalität geführt. Die digitale Gesundheitskompetenz wurde mit der eHEALS Skala erfasst und mit Ergebnissen einer bundesweiten Stichprobe verglichen. In den Fokusgruppen absolvierten die Teilnehmenden einen Aufgabenparcours und diskutierten anschließend ihre Erfahrungen.
Ergebnisse:
Die Befragten waren im Mittel 44 Jahre alt, 72% waren weiblich und 92% nicht in Deutschland geboren. Im Vergleich zur bundesweiten Befragung zeigte sich eine geringere Nutzung von digitalen Gesundheitsangeboten. Die Nichtnutzung ging bei Personen mit geringer Literalität häufig auf Zugangsprobleme zurück. Zudem berichteten 35% eine geringe digitale Gesundheitskompetenz im Vergleich zu 8% in der Bevölkerungsumfrage. In den Fokusgruppen zeigte sich eine deutliche Präferenz für Videos und Bilder. Um die Vertrauenswürdigkeit der Informationen zu beurteilen, spielte das persönlichen Umfeld eine zentrale Rolle.
Ausblick:
Im weiteren Projektverlauf wurde ein Workshop mit Stakeholdern zur Erstellung eines Anforderungskatalogs für eine Intervention zur Verbesserung der digitalen Gesundheitskompetenz durchgeführt.
Stärkung der integrierten Versorgung von Kindern mit komplexen Versorgungsbedarfen und Familien mit eingeschränkter navigationaler Gesundheitskompetenz: Ergebnisse semistrukturierter Interviews mit Eltern
Maike Schröder1, Silke Voges2, Bettina Wrede2, Rana Tuncer-Klaiber2,Michael Eichinger1,3
1: Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg; 2: Jugendamt und Gesundheitsamt der Stadt Mannheim; 3: Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Hintergrund:
Kinder mit komplexen Versorgungsbedarfen und Familien mit eingeschränkter navigationaler Gesundheitskompetenz sind besonders von Versorgungsbrüchen an Sektorengrenzen betroffen, da sie diese nur eingeschränkt durch eigene Koordinationsleistungen kompensieren können. Obwohl die Stärkung der integrierten Versorgung (IV) für diese Zielgruppe besonders wichtig ist, ist nur wenig über konkrete Ansatzpunkte bekannt. Wir identifizieren daher Bedarfe sowie Barrieren und Förderfaktoren der IV aus Elternsicht.
Methoden:
Derzeit führen wir mit Eltern zu folgenden Themen semistrukturierte Interviews: (i) persönliche Erfahrungen mit der aktuellen Versorgungssituation, (ii) Ansatzpunkte zur Stärkung der IV sowie (iii) hinderliche und förderliche Kontextfaktoren. Die Interviews werden anschließend inhaltsanalytisch nach Kuckartz ausgewertet. Auf Basis der Interviewergebnisse und der Expert Recommendations for Implementing Change werden wir theoretisch-fundierte Ansatzpunkte zur Stärkung der IV ableiten.
Diskussion:
Die Ergebnisse sollen gesundheitspolitisch Verantwortliche, Leistungserbringende und weitere Stakeholder bei der bedarfsgerechten Stärkung der IV von Kindern mit komplexen Versorgungsbedarfen und Familien mit eingeschränkter navigationaler Gesundheitskompetenz unterstützen. Darüber hinaus bilden die Ergebnisse die Grundlage für die Weiterentwicklung eines kommunalen Versorgungsnetzwerks mit Familienlots:innen zur Reduktion von Versorgungsbrüchen, das derzeit in einem Mannheimer Stadtteil mit vermehrten sozialen Risikofaktoren pilotiert wird. Durch die Zielgruppe und den Fokus auf Stadtteile mit ausgeprägten Bedarfslagen soll die Studie einen Beitrag zur Reduktion gesundheitlicher Ungleichheit leisten.
Moderierende:
Dr. med. Martina Franzkowiak de Rodriguez
In drei Beiträgen werden unterschiedliche Problemfelder und Herangehensweisen vorgestellt: Welche Umwelteinflüsse führen zu schwer handhabbaren gesundheitlichen Problemen? Welche sozialen Faktoren führen zu einer erhöhten Belastung und machen zudem besonders vulnerabel? Wie können Auswirkungen umweltbedingter gesundheitlicher Belastungen auf vulnerable Personengruppen gemeinsam mit ihnen analysiert werden? Wie kann es gelingen, Vulnerabilität als Expertise im Umgang mit Umweltbelastungen zu nutzen?
Hitzeschutz für obdachlose und geflüchtete Menschen
Länger dauernde Hitzeperioden in Deutschland erhöhen nachweislich die Mortalität und die Morbidität in der Bevölkerung. Eine Barriere in der Erstellung von Hitzeaktionsplänen (HAP) sind u.a. fehlendes Wissen über den Bedarf von Risikogruppen und die unklare Adressierung der Aufgabe zwischen den kommunalen Behörden. In groß angelegten kommunalen Befragungen wird bisher der Bedarf von chronisch erkrankten und von älteren Menschen abgefragt. Dagegen gibt es kaum Studien zum Bedarf des Hitzeschutzes von strukturell benachteiligten Gruppen wie obdachlose Menschen und Geflüchtete.
Um diese Forschungslücke zu füllen, werden in einer quantitativen Hauptabfrage obdachlose Menschen, die in Obdachlosenunterkünften und geflüchtete Menschen, die in Übergangswohnheimen nächtigen, zu ihren Beeinträchtigungen und ihrem Bedarf bei großer Hitze befragt. Die Befragung erfolgt als Online-Umfrage, bei der QR-Codes in verschiedenen Sprachen verfügbar sind, oder alternativ als Papier-Umfrage, die vor Ort ausgefüllt werden kann. In einer quantitativen Nebenabfrage werden Mitarbeiter:innen der Unterkünfte gebeten, einen Fragebogen zum Hitzeschutz der Notunterkünfte und Übergangsheime zu beantworten. Die Ergebnisse der Umfragen werden hinsichtlich der einzelnen Gruppen analysiert, verglichen und vergleichend mit Umfragen der Bevölkerung aus der Literatur, die diese Gruppen nicht eingeschlossen haben, reflektiert.
Die Studie soll zum einen zur Sichtbarmachung des spezifischen Bedarfs obdachloser und geflüchteter Menschen beitragen. Zum anderen sollen konkrete Handlungsempfehlungen entwickelt werden, die das Öffentliche Gesundheitswesen adressieren und in interdisziplinären kommunalen HAPs aufgenommen werden können.
Hitzefrei in Münchner Quartieren
Die Folgen des von Menschen verursachten Klimawandels werden auch in der Landeshauptstadt München spürbar, die als am stärksten versiegelte Stadt Deutschlands gilt. Aus der Klimafunktionkskarte wird die Korrelation zwischen städtebaulicher Verdichtung, Verkehrsführung und Hitzeexposition ersichtlich.
Diese Zusammenhänge sind Bewohner*innen durch ihr eigenes Erleben während Hitzeperioden bewusst, insbesondere bei Mobilitätseinschränkungen, gesundheitlicher Vorbelastung und beschränkten Ressourcen. Die Erreichbarkeit wohnortnaher Abkühlungsorte oder Durchführung präventiver Maßnahmen an ihren Wohnräumen bzw. in ihren Lebensräumen (Quartieren) kann für viele Menschen mehr als nur eine Frage der Lebensqualität sein.
Zwischen dem persönlichen Erleben und der Entwicklung vorbeugender Maßnahmen zu Hitzestress im unmittelbaren Lebensumfeld baut die im Sommer 2023 pilothaft eingeführte web-basierte Hitze-App https://hitzefrei-muenchen.de eine Brücke: Mit der bürgerbeteiligenden Sammlung und Eintragung von (Trink-)Wasserstellen und kühlen Orten im öffentlichen/öffentlich zugänglichen Raum und der interaktiven Wegefindung anhand einer tageszeitabhängigen Schattensimulation werden vier gesundheitsbezogene Handlungsebenen miteinander in Beziehung gesetzt: Gesundheitsinformation, Partizipation, Klimaanpassungsberatung und Stadtteilentwicklungsplanung.
Im mehrjährig angelegten Projekt wird ein Dialog aufgebaut zwischen (vulnerablen) Expert*innen einerseits (Bewohner*innen eines Quartiers/Stadtteils mit ihrem Wissen über die gesundheitsrelevante Qualität ihres Lebensraums) und Verantwortlichen für präventive Maßnahmen in diesem Lebens- bzw. Sozialraum andererseits - mit möglichst kreativer (analoger/digitaler) Verarbeitung der Geodaten.
Versorgungssituation für Menschen mit umweltbezogenen Gesundheitsstörungen in Deutschland
Moderierende:
Ulrike von Haldenwang, Deutscher Hebammenverband
Versorgungsprobleme in der reproduktiven Lebensphase werden in Deutschland seit Jahren intensiv diskutiert. So zeigen Untersuchungen, dass von Armut betroffene Schwangere einen erschwerten Zugang zum Gesundheitssystem und zur Hebammenversorgung haben und in einigen Landstrichen eine wohnortnahe Geburtshilfe zunehmend nicht mehr möglich ist.
Im ersten Teil unserer Veranstaltung steht die Versorgung der Frauen mit Hebammenleistungen in einem der größten Landkreise in der Bundesrepublik im Mittelpunkt. Diese Frauen auf und rund um Deutschlands größte Insel Rügen erfahren die Probleme der Unterversorgung in ländlichen Gegenden und leben zugleich in einer der Regionen mit dem deutschlandweit niedrigsten Einkommen. Der Vortrag stellt ein geplantes Promotionsprojekt an der Universitätsmedizin Rostock vor, das das Erleben der Mütter in der Versorgung rund um die Geburt erfasst und dabei die Perspektiven der dort tätigen Hebammen einbezieht.
Im Anschluss stellt Dr. Dagmar Hertle Daten und Analysen zur bundesweiten Hebammenversorgung vor. Grundlage sind die Abrechnungsdaten der BARMER der Jahre 2017-2020 (ca. 280.000 Geburten). Untersucht wurden mögliche Einflussfaktoren auf den Erhalt von Hebammenleistungen in der Schwangerschaft und im Wochenbett. Es kann gezeigt werden, dass die Frage, ob eine Frau Hebammenversorgung erhält oder nicht, maßgeblich von ihrer sozioökonomischen Lage abhängt.
Abschließend werden konkrete, klimasensible Handlungsalternativen in der reproduktiven Lebensphase vorgestellt, die Ressourcen schonen und dabei die Familie stärken wollen. „Midwives for Future“ arbeiten seit 2022 in Deutschland daran, praktikable Handreichungen und Empfehlungen für Familien und Hebammen zum Klima- und Gesundheitsschutz zur Verfügung zu stellen – hier sollen unsere Ansatzpunkte am Beispiel des Abhaltens konstruktiv diskutiert und kritisch hinterfragt werden.
Gesundheitsversorgungskonzept für das Flächenland M-V – am Beispiel einer
adäquaten und klimasensiblen Hebammenversorgung im Landkreis V-R
Jana Hartwig, Universitätsmedizin Rostock, Prof.in Dr.in Dorothea Tegethoff, Universitätsmedizin Rostock
Mein Projekt soll der Forderung nach wertschätzenden Gesprächsräumen, in denen gesundheitliche Ungleichheiten thematisiert und die Perspektive von Frauen mit Armutserfahrung berücksichtigt werden, nachkommen. Der Landkreis Vorpommern-Rügen steht im Fokus. Diese Region lebt vom Tourismus. Das führt dazu, dass für die Einheimischen die Kosten für Wohnen, Lebenshaltung u.a. gestiegen sind bei den deutschlandweit niedrigsten Löhnen. (vgl. Statista 2019) Die repräsentative IGES-Studie 2021 zur Hebammenversorgung und Geburtshilfe in M-V konnte die tatsächliche Lage in V-R nicht aussagekräftig abbilden. Inzwischen gibt es auf den Inseln vor M-V keine geburtshilflichen
Kliniken mehr, so dass auch zur Geburt weite Wege zu bewältigen sind. Für den Landkreis V-R sind gravierende Auswirkungen der Klimaerwärmung zu erwarten: Hitze, Starkregen, Überschwemmungen und Stürme. Das geplante Dissertationsprojekt soll folgende Fragen beantworten: Wie empfinden die Frauen ihre gesundheitliche Versorgung? Die Hausbesuche der Hebammen gelten als gesundheitsförderlich für Schwangere, Wöchnerinnen und ihre Familien. Wie könnten diese niedrigschwelligen Versorgungsangebote erhalten bleiben und sicherer gestaltet werden? Mögliche Alternativen? Welche Allianzen & Maßnahmen sind denkbar, um das 9. Nationale Gesundheitsziel „Gesundheit rund um die Geburt“ klimafreundlich umzusetzen? Dazu ist neben der Auswertung vorliegender Literatur eine Befragung der Betroffenen geplant. Neben einer online-gestützten Fragebogenerhebung werden vertiefende qualitative Interviews durchgeführt, um die Einschätzung der Frauen in V-R zu ihren Lebensverhältnissen, insbesondere zur Gesundheitsversorgung sowie zu den erwartbaren Auswirkungen der Klimaerwärmung zu erfassen.
Keine Hebamme in der Schwangerschaft heißt keine Hebamme im Wochenbett – betroffen sind meist Frauen mit niedrigem Einkommen
Dagmar Hertle, BARMER
Hintergrund:
In Deutschland müssen werdende Mütter sich selbst um eine Hebamme kümmern. Die vorgelegte Analyse von Routinedaten einer großen Krankenkasse untersucht mögliche Einflussfaktoren auf den Erhalt von Hebammenbetreuung.
Methode:
Aus 9 Mio Versicherten flossen 277.088 Geburten des Zeitraums 2017-2020 in die Analyse ein.
Betrachtet wurden die abgerechneten Hebammenleistungen bei Müttern unterschiedlicher
Einkommensgruppen gemäß DIW.
Ergebnisse:
Wichtigster Faktor für den Erhalt von Hebammenversorgung im Wochenbett war die
Hebammenbetreuung in der Schwangerschaft und hierfür ein möglichst früher Erstkontakt zur
Hebamme: 74,1 Prozent der Frauen ohne Hebamme in der Schwangerschaft hatten auch keine
Hebammenbetreuung im Wochenbett. Der Zeitpunkt des Erstkontakts wiederum hing stark mit dem sozioökonomischen Status zusammen. Das Alter der Mütter, Vor- oder Begleiterkrankungen, Geburtsmodus, Frühgeburtlichkeit und Mehrlinge waren gegenüber der sozio-ökomischen Lage von geringer Bedeutung.
Diskussion:
Die Abrechnungsdaten zeigen einen deutlich eingeschränkten Zugang zur Hebamme für
sozioökonomisch schwache Frauen. Bestätigt werden diese Ergebnisse von Analysen anderer Kassen. Sie stehen aber im Gegensatz zu Befragungen, bei denen über 90 Prozent der Mütter angaben, Wochenbettbesuche erhalten zu haben. Es ist daher eine Selektions- und Responsebias anzunehmen. Der Erhalt von Hebammenbetreuung wird in der frühen Schwangerschaft entschieden, ein Fehlen wird im Wochenbett nicht aufgeholt. Die Betreuungskontinuität wie sie u.a. vom Nationalen Gesundheitsziel
„Gesundheit rund um die Geburt“ gefordert wird, ist damit vor allem für sozial schwächere Frauen, die vermutlich am meisten davon profitieren würden, weniger gut gewährleistet.
Abhalten als Klimaschutzmöglichkeit zum bedürfnisorientierten Aufwachsen des Kindes & weitere Ansätze für klimasensible Hebammenbetreuung
Jana Hartwig, Kathrin Herold, Midwifes for Future
Nur selten sind Menschen so bereit, ihr Verhalten zu ändern wie in der reproduktiven Lebensphase. Trotz aller Widrigkeiten und der Bedrohung durch den Klimawandel sind Frauen guter Hoffnung und bringen Kinder zur Welt. Dabei können sie in Deutschland von Hebammen unterstützt werden. Der Internationale Hebammenverband ICM veröffentlichte bereits 2014 einen Aufruf, gegen die Klimakrise aktiv zu werden. Um ins Handeln zu kommen, fanden sich 2022 in der BRD engagierte Hebammen zusammen und gründeten Midwives for Future (M4F). Sie wollen ihre Kolleginnen über klimafreundliche, oftmals einfache, kostengünstige Handlungsoptionen aufklären und somit das Verhalten der Hebammen und infolgedessen das Verhalten der von ihnen betreuten Familien hin zu mehr Klimafreundlichkeit und Gesundheit umstellen. Denn Klimaschutz ist Gesundheitsschutz (vgl. KLUG AG 2022). M4F arbeiten an konkreten Arbeitshilfen wie z.B. Notfallplänen & Handlungsempfehlungen, 2023 u.a. zum Hitzeschutz für junge Familien. Klimaschutz geht mit Chancengleichheit einher und braucht Entscheidungskompetenz, um sich der in unserer Gesellschaft stattfindenden Externalisierung der Fürsorge für Kinder durch unnötigen Konsum entgegenzustellen (vgl. Alber 2023). In unserem Workshop möchten wir am Beispiel der Technik des Abhaltens der Kindern einen Impuls geben, wie Klimaschutz Spaß machen kann. Die Eltern werden motiviert, an ihre
Selbstwirksamkeit zu glauben, ihr Kind zu beobachten, dieser Wahrnehmung zu vertrauen und auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen. Zugleich sparen sie so Windeln, somit Geld als auch umweltbelastenden Abfall. Gemeinsam wollen wir weitere Möglichkeiten erarbeiten, wie Reproduktion für alle gesundheitsfördernder und klimaschützender sein kann.
Moderierende:
LMU München,
UK Essen,
AÖGW
Gesundheitliche Herausforderungen kennen keine Grenzen. Ob Pandemien, Antibiotikaresistenzen, Flucht/Migration, Klimawandel oder kommerzielle Determinanten von Gesundheit – globale Determinanten haben einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit auf lokaler Ebene. Aber nicht nur Herausforderungen, sondern auch Lösungsansätze lassen sich aus unterschiedlichen Kontexten übertragen. So wurde beispielsweise während der COVID-19 Pandemie ein Tool in deutschen Gesundheitsämtern eingesetzt, das zuvor in von Ebola betroffenen Ländern verwendet wurde.
Aber nicht nur im Infektionsschutz, sondern auch in anderen Tätigkeitsfeldern des kommunalen Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD), z.B. in der Gesundheitsförderung und Prävention, sind international erprobte Ansätze, Lehren von Gute-Praxis-Beispiele aus anderen Ländern oder internationale Netzwerke mit lokaler Wirkung, wie beispielsweise das Gesunde Städte-Netzwerk, hilfreich. Insbesondere die intersektorale Vernetzung, z.B. in Kooperation mit anderen Ämtern oder Akteur:innen aus Praxis und Wissenschaft, stellt hier einen bedeutsamen Ansatz für die Umsetzung von health in all policies – ebenfalls ein grundlegender Ansatz von Global Health – dar. Dies lässt sich auch im Kontext von Flucht und Migration beobachten, wo es Ansätze zur intersektoralen Zusammenarbeit gibt.
In diesem Workshop wollen wir mit und über verschiedene inhaltliche Tätigkeitsbereiche des ÖGD mit Bezug zu Global Health ins Gespräch kommen. Hierbei möchten wir anhand von Praxisbeispielen Gemeinsamkeiten, Herausforderungen und unterschiedlichen Aspekten der beiden Kontexte vergleichen, aber auch mögliche Empfehlungen zur Verbesserung der Durchlässigkeit der beiden Systeme entwickeln.
Infektionsschutz
Migration
Gesundheitsförderung und Prävention - Internationale und nationale Netzwerke
Moderierende:
Technische Universität Dresden,
Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege Abteilung Gesundheit,
Gesundheitsreferat LH München, Gesundheitsberichterstattung
Die (kommunale) Gesundheitsberichterstattung (GBE) verfolgt seit jeher das Motto „Daten für Taten“ zu schaffen, d.h. Daten sollen handlungsorientiert generiert und analysiert werden. Von hoher praktischer Relevanz ist die Kindergesundheit – zum einen ist die Kindheit für die weitere gesundheitliche Entwicklung eines Menschen sehr bedeutend, zum anderen liegen auf der kommunalen Ebene wichtige Datenquellen zur Kindergesundheit vor (z.B. Schuleingangsuntersuchung).
Das Fachforum greift konkrete Beispiele auf, wie die Umsetzung von „Daten für Taten“ im Kontext der Gesundheitsförderung von Kindern realisiert werden kann. Der erste Beitrag gibt einen Einblick in die Berichterstattung über die psychische Gesundheit von Kindern in Bayern. Im zweiten Beitrag wird die Nutzung dieses bayernweiten Berichts für die kommunale Ebene in der Landeshauptstadt München dargestellt. Anschließend werden die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen in Frankfurt analysiert, die im Kontext eines studentischen Projekts erarbeitet wurden. Schließlich werden konkrete Maßnahmen für Kindergesundheit vorgestellt, die auf die kommunale Gesundheitsberichterstattung zur Zahngesundheit in Bremen zurückzuführen sind.
Daten statt Taten? Zur praktischen Relevanz der GBE am Beispiel der psychischen Gesundheit von Kindern in Bayern.
Nutzung der bayernweiten Berichterstattung zur psychischen Gesundheit von Kindern durch die kommunale GBE der Stadt München.
Kindergesundheit vor und nach der SARS-CoV-2-Pandemie – ein Vergleich der Ergebnisse Frankfurter Schuleingangsuntersuchungen (SEU) der Jahre 2017-2022
Und sie bewegt doch! Kommunale GBE in Bremen und konkrete Maßnahmen für Kindergesundheit.
Moderierende:
Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V.,
Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V.
Der Klimawandel verursacht zunehmend Hitzetage und Tropennächte sowie längere und intensivere Hitzewellen, die eine relevante Gefährdung für die menschliche Gesundheit darstellen. Um dem Gesundheitsrisiko „Hitze“ entgegenzuwirken, hält die Gesundheitsministerkonferenz der Länder (GMK) mit Beschluss aus dem Jahr 2020 die Erstellung von Hitzeaktionsplänen in Kommunen bis 2025 für erforderlich.
Projektbeschreibung
In Berlin gründete sich im März 2022 das „Aktionsbündnis Hitzeschutz Berlin“ auf Initiative der Ärztekammer Berlin, der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege und KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. mit dem Ziel den gesundheitsbezogenen Hitzeschutz in fünf Sektoren, u. a. dem Öffentlichen Gesundheitsdienst, voranzutreiben. Im Aktionsbündnis wirken neben verschiedenen Akteurinnen und Akteuren des Gesundheitswesens insbesondere die Berliner Bezirke aktiv mit.
Ergebnisse
Im Fokus steht die Verknüpfung des Themas "Hitzeschutz" mit der kommunalen Gesundheitsförderung. Hierzu werden der aktuelle Stand auf der Berliner Landesebene sowie die Prozesse der Bezirksämter zur Erstellung von Hitzeaktionsplänen und deren Maßnahmenumsetzung in der Praxis dargestellt.
Diskussionsbeitrag
Der Lancet Countdown Policy Brief für Deutschland 2021 zeigt, dass Hitzeaktionspläne bisher nur in wenigen Kommunen eingeführt worden sind. Diskutiert werden daher die Erfahrungen der Akteur*innen aus Berlin bei der Erstellung und Umsetzung von Hitzeaktionsplänen mit Blick auf förderliche/ hinderliche Faktoren sowie die Wirkung der Maßnahmen auf die Bevölkerungsgruppen vor Ort.
„Gesundheitsbezogener Hitzeschutz: Das Aktionsbündnis Hitzeschutz Berlin“
Hitzeschutz in Steglitz-Zehlendorf
Hitzeschutz in Treptow-Köpenick
Klimaerhitzung und gesundheitsförderliche Lebenswelten für Menschen in der Rollbergsiedlung Berlin – Schwerpunkt Rolle verschiedener Akteure bei der Umsetzung von Hitzeschutzmaßnahmen
Moderierende:
Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG) im Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit),
Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V.
Krisenhafte Zeiten bergen die Chance auf Veränderungen und die Möglichkeit, Prozesse und Systeme zu transformieren. Nachhaltigkeit in der Gesundheitsförderung im Sinne von strukturell verstetigten Angeboten unterstützt dabei, das Potenzial von Veränderungsprozessen ausschöpfen zu können.
Im Rahmen des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit werden Projekte als Beispiele guter Praxis beschrieben – darunter auch im Kriterium Nachhaltigkeit. Was sind förderliche Faktoren, um Nachhaltigkeit aufrechtzuerhalten bzw. aufzubauen? Das Qualitätskriterium Nachhaltigkeit wird erläutert, außerdem werden die Ergebnisse einer kleinen Studie hinsichtlich fördernder Faktoren für den Aufbau und die Stärkung von Nachhaltigkeit vorgestellt.
Dabei drängt sich die Frage auf, wie ein ökologisches Verständnis von Nachhaltigkeit – ein verantwortungsvoller Umgang mit (Umwelt-)Ressourcen – einzubeziehen ist und welche Anforderungen dies an die praktische Entwicklung gesundheitsförderlicher Settings stellt.
Moderierende:
Umweltbundesamt
Sarah Tietjen, Umweltbundesamt
Weltweit und auch in Deutschland nehmen Urbanisierung und Verdichtung der Städte zu. Dies hat eindeutig ökologische Vorteile, wie ein sparsamerer Umgang mit Fläche, Verkehrsvermeidung, ein geringerer Verbrauch natürlicher Ressourcen und damit ein Beitrag zum Klimaschutz. Jedoch führt dies auch zu Herausforderungen für die Umwelt und Lebensqualität der Menschen. Nicht erst seit dem zunehmenden Wachstum der Städte sind oftmals sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen besonders von Umweltproblemen betroffen – von Hitze, Lärm, Luftschadstoffen und wenig Zugang zu gesundheitsförderlichen Grünflächen.
Eine gesundheitsfördernde, nachhaltige und klimaresiliente Stadt für alle zeichnet sich u. a. dadurch aus, dass sie ein hohes Maß an aktiver und barrierefreier Fortbewegung zu Fuß ermöglicht. Weniger Autoverkehr schafft zudem Räume für Bewegung und Begegnung. Diesen Raum zu nutzen und die Bewohner*innen an der Gestaltung ihres Wohnumfeldes zu beteiligen, kann auch einen wichtigen Beitrag zu einer gesundheitsfördernden und nachhaltigen Quartiersentwicklung für alle leisten.
Im Fachforum werden mit Bezug auf die Initiative des Neuen Europäischen Bauhauses der EU-Kommission u. a. folgende Fragen diskutiert: Welche Bevölkerungsgruppen sind besonders durch Umweltprobleme in ihrem Wohnumfeld belastet? Wie können zukünftig resiliente Räume mit hoher Lebens- und Umweltqualität für alle Bewohner*innen geschaffen werden? Welche Bedeutung kommt der aktiven und nachhaltigen Mobilität zu? Wie können partizipative Ansätze in den Quartieren zu mehr Gesundheit, sozialer Gerechtigkeit und zur sozial-ökologischen Transformation der Städte beitragen? Wie dabei vorgegangen werden kann, zeigt u.a. ein Beispiel aus Berlin-Neukölln.
Umweltgerechtigkeit: Sozial ungleiche Umweltbedingungen in deutschen Städten
Aktive Mobilität und Umverteilung des Straßenraums – ein Schlüssel für gesunde, umweltgerechte und resiliente Quartiere
Gesunde Fußmobilität fördern: Eine Gesundheitskarte für zwei Quartiere in Berlin Neukölln
Moderierende:
Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin,
Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin,
Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin,
Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
Die psychische Gesundheit Studierender im Hochschulkontext ist ein drängendes Problem. Zahlreiche Studien belegen, dass ein erheblicher Anteil von Studierenden unter psychischen Belastungen leidet. Dabei spielen Diskriminierungserfahrungen aufgrund unterschiedlicher sozialer Identitäten eine Rolle. Die Themen Diversitätssensibilität und Gesundheitsförderung gewinnen also im deutschen Hochschulkontext zunehmend an Bedeutung.
Die Qualität der Studienleistung, das Wohlbefinden im Studium sowie die Identifikation mit dem Studium und der Hochschule sind mit den Studienbedingungen an Hochschulen assoziiert. Diese Erkenntnisse basieren auf Daten, die zwischen Juni 2021 und März 2023 an 13 deutschen Hochschulen mit dem Bielefelder Fragebogens zu Studienbedingungen des Projekts "Studienbedingungen und (psychische) Gesundheit Studierender“ (kurz: StudiBiFra) erhoben wurden (n = 24.533).
Analysen, die diversitätssensible Determinanten berücksichtigen, können die Ausgestaltung eines studentischen Gesundheitsmanagements unterstützen und bieten somit ein großes Potenzial für die langfristige Verbesserung des Wohlbefindens der Studierenden. Auswertungen des StudiBiFra-Datensatzes verdeutlichen die Relevanz dieser Thematik.
Unser Workshop bietet eine Diskussionsplattform, auf der Strategien für eine gesundheitsfördernde und diversitätssensible Gestaltung eines studentischen Gesundheitsmanagements zusammen erörtert werden sollen. Wir diskutieren im interaktiven Austausch und am Beispiel des von der TK geförderten Projekts „Gesund-studieren@Charité“, wie Forschungsdaten für die Entwicklung von Maßnahmen genutzt werden und wie Maßnahmen diversitätssensibel gestaltet werden können.
Das Wohlbefinden Studierender in Bezug auf Diversitätsmerkmale – Analyse mit StudiBiFra-Daten
Diskriminierung im deutschen Hochschulkontext: Assoziationen mit der psychischen Gesundheit Studierender
Gesund-studieren@Charité“ – Aufbau eines studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) an der Charité – Universitätsmedizin Berlin
Moderierende:
Freie Universität Berlin,
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Der Digitalisierungsschub in der Arbeitswelt durch KI/AI verändert Arbeitsinhalte und Arbeitsprozesse. Bestimmte Arbeitsinhalte werden künftig von KI-Anwendungen übernommen. Ob dadurch Jobs vernichtet oder ergänzt werden oder ob möglicherweise neue Tätigkeitsfelder entstehen, wird intensiv diskutiert. Aber auch die durch Digitalisierung mögliche Veränderung der Organisation der Arbeit wie z.B. die Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort steht auf dem Prüfstand. Welche Modelle mobil-flexibler Arbeit erweisen sich dabei als gesundheitsgerecht?
In diesem Fachforum, das im siebten Jahr gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Public Health und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin veranstaltet wird, geht es darum, Herausforderungen für die mit diesem Wandel verbundene Gestaltung gesunder Arbeit zu benennen um Gefährdungen der (psychischen) Gesundheit der Beschäftigten entgegen zu wirken.
KI in der Arbeitswelt - Eine soziotechnische Perspektive
Wandel der Arbeit(szeit) und Gesundheit: Aktuelle Ergebnisse der BAuA-Arbeitszeitbefragung
Welche Rolle spielen atypische Arbeitszeiten für Work-Privacy Konflikte von Einsatzkräften der Bereitschaftspolizei? Eine differenzierte Inhaltsanalyse
Moderierende:
Marion Amler, Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V.
Podiumsdiskussion mit:
Moderierende:
Dr. Brigitte Joggerst, Gesundheitsamt Karlsruhe
Migrant*innen und insbesondere Geflüchtete stehen unter erhöhter psychosozialer Belastung - und vor Hürden im Zugang zu Gesundheitsressourcen.
Mind-Spring ist ein psychosoziales Präventionsprogramm mit innovativem Ansatz. Peers mit eigener Migrationserfahrung leiten als Trainer*innen eine Gruppe von 4-12 Teilnehmenden. In 9 Workshops geht es z.B. um: Stressbewältigung, Resilienz, Trauer, Identität, kulturelle Kompetenz und Suchtprävention; mit Psychoedukation, Gruppendiskussionen und praktischen Übungen, stets salutogenetisch und ressourcenorientiert. Der niedrigschwellige Ansatz verbindet individuelle Stärkung mit solidarischer Gruppenerfahrung.
Trainer*innen werden mit einem Handbuch ausgebildet, das Grundlagen und Inhalte in einfachem Deutsch umfasst. Sie leiten dann Mind-Spring-Kurse in ihren Erstsprachen. Als Expert*innen für die ‚idioms of distress/resilience‘ können sie gesundheitsfördernde Inhalte transkulturell kontextualisieren und kommunizieren. Co-Trainer*innen als Fachkräfte unterstützen bei Vorbereitung und Durchführung.
Mind-Spring ist im EU-Ausland bereits im Einsatz. In Deutschland ist das Projekt bis 12/2024 in 3 Kreisen vom Landesministerium für Soziales, Gesundheit und Integration BW und der Stiftung für gesundheitliche Prävention BW gefördert, verbreitet sich aktuell auf weitere Kreise - und ist dabei auch auf struktureller Ebene innovativ.
Denn mit Migration in der Projekt-DNA ist die transdisziplinäre, partizipative und agile Arbeitsweise ein Reallabor für zukunftsfähige Präventionskonzepte mit und nahe bei den Menschen. Daher beleuchten die Vortragenden Inhalte, Methodik, Lernerfahrungen und Perspektiven aus fachlicher, Anwender*innen- und struktureller Sicht.
Mehr Infos: www.mind-spring.info
Das Projekt Mind-Spring: Lage, Ansatz und Umsetzung
Kurse leiten, Menschen begleiten: Die Arbeit als Mind-Spring-Trainer*in
Schätze, Quellen, Brücken: Unsere Methodik in transkultureller Perspektive
Gemeinsam gehen wir weiter: Perspektiven für Gesundheitsförderung und Prävention
Moderierende:
Charité - Universitätsmedizin Berlin
Im vom BMBF geförderten Forschungsverbund RiGeV sollen empirisch fundierte Aussagen über Erfahrungen, Situationen und Deutungen rassistischer Diskriminierung in Institutionen der Gesundheitsversorgung gewonnen sowie Ansatzpunkte für organisationsbezogene Veränderungsprozesse entwickelt werden, welche rassismus-kritische Professionalität der Gesundheitsfachkräfte und der Organisationen selbst inkludiert.
Rassismen in der Gesundheitsversorgung werden multiperspektivisch aus der Perspektive von Patient*innen und Angehörigen, Gesundheitsfachkräften und den Einrichtungen der Gesundheitsversorgung unter exemplarischer Berücksichtigung stationärer Akutversorgung sowie Rehabilitation untersucht. Im Fachforum werden erste Ergebnisse der empirischen Analysen vorgestellt und diskutiert.
Rassismen in der stationären Versorgung: Ergebnisse eines Scoping Reviews
Dokumentenanalyse zu Diskriminierungserfahrungen von Patient*innen
Rassismuserfahrungen von Patient*innen und Angehörigen in der Gesundheitsversorgung: Erste Ergebnisse
Moderierende:
Frauke Koppelin, Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth),
Dirk Gansefort, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V.
Diskutant*in(nen): Lukas Murajda (Gesundheitsamt Berlin-Mitte), André Martini (Akademie für Öffentlichen Gesundheitwesen), Barbara Kowalzik (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe)
Extremwetterereignisse nehmen durch den anthropogenen Klimawandel weltweit und auch in Deutschland immer weiter zu – sowohl in Frequenz als auch in Intensität. Neben der Zunahme von Hitzeereignisse sind vor allem Starkniederschläge und damit häufiger einhergehende Überschwemmungen von großer Relevanz für die menschliche Gesundheit. Insbesondere immobile bzw. pflegebedürftige Menschen sind von Hochwasserereignissen ganz direkt gefährdet. In Katastrophenschutzplänen kommt diese Personengruppe in Deutschland bislang jedoch nicht vor.
Wie gut vorbereitet sind die ambulante und stationäre Pflege, Pflegebedürftige und ihre Angehörigen auf (Klima-)Katastrophen? Wie kann die Gesundheit und Sicherheit von Menschen mit Pflegebedarf und deren pflegenden Angehörigen geschützt werden? Welche Herausforderungen gilt es aus Sicht unterschiedlicher Akteure zu adressieren?
Auf Basis erster bundesweiter Forschungsergebnisse (z.B. Projekte AUPIK und LifeGRID) und im Sinne der Multilog-Methode sollen Impulse aus Sicht von VertreterInnen des Bevölkerungsschutzes, der Pflege, des Öffentlichen Gesundheitsdienstes und der Wohlfahrtspflege zur ambulanten und stationären Pflege in Zeiten der (Klima-)Katastrophen eingeholt und zur Diskussion gestellt werden. Neben Aspekten wie Kommunikation, Wasserversorgung, Transport und Sicherstellung der pflegerischen Versorgung in flut- und energiekritischen Gefährdungssituationen soll auch die Rolle der pflegenden Angehörigen, von potenziellen Spontanhelfenden und der professionellen Pflege adressiert werden.
Im Zentrum steht die Frage nach möglichen integrierten Strategien und Ansätzen zur Förderung der Resilienz in der Pflege sowie weiteren Handlungsbedarfen und Umsetzungsstrategien im Sinne des HiAP-Ansatzes.
Moderierende:
Gesundheitsamt Stadt Hamm & Sprecher*innenrat Gesunde Städte-Netzwerk,
Gesundheitsamt Stadt Nürnberg,
Gesundheitsamt Frankfurt - Sekretariat Gesunde Städte-Netzwerk
Durch die COVID-19-Pandemie bekam die Arbeit des öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) eine ganz neue Bedeutung. In der Pandemie zeigte sich, dass die Personaldecke nicht genügt, um einen ausreichenden Gesundheitsschutz der Bevölkerung zu gewährleisten. Der ÖGD-Pakt legt strukturelle Anpassungsbereiche fest, u.a. werden bis zum Jahr 2026 3,1 Mrd. Euro vom Bundesministerium für Gesundheit für die Personalstärkung zur Verfügung gestellt, um personelle Ressourcen im ÖGD nachhaltig aufzubauen (Bundesrechnungshof, 2023).
Der im Rahmen des ÖGD-Paktes berufene Beirat Pakt ÖGD erarbeitete in seiner ersten Amtszeit Empfehlungen in relevanten Handlungsfeldern, die den ÖGD unterstützen eine umfangreichere und sichere Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Diese Handlungsfelder umfassen Krisenmanagement, Risiko- und Krisenkommunikation, Wissenschaft und Forschung sowie Multiprofessionalität im ÖGD. Weitere Bereiche für die Stärkung des ÖGD bearbeitet der Beirat in seiner zweiten Amtszeit bis Ende 2026 (Beirat Pakt ÖGD, 2021) .
Die kommunalen Gesundheitsämter haben beim Personalaufbau unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Im Rahmen des Gesunde Städte-Netzwerkes werden die Städte Nürnberg und Frankfurt a.M. die Umsetzung des ÖGD-Pakts in den Gesundheitsämtern vorstellen, Best-Practice-Kriterien erörtern und mögliche Schwachstellen sowie eine nachhaltige Umsetzung diskutieren.
Zudem wird die Session durch eine übergeordnete Perspektive aus dem wissenschaftlichen Beirat zur Umsetzung des „Paktes für den ÖGD“ zum Thema Klimawandel und der Rolle des ÖGD ergänzt.
Die Umsetzung des ÖGD-Pakts im Gesundheitsamt Nürnberg
Die Umsetzung des ÖGD-Pakts im Gesundheitsamt Frankfurt
Die Rolle des ÖGD im Klimawandel
Moderierende:
Marina Martin und Stefan Pospiech, Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V.
Aktuelle Zahlen zu Armutslagen in Deutschland, u.a. des Paritätischen Gesamtverbandes, zeigen eine enorme Verfestigung und Ausweitung von Armut – „16,9 Prozent der hier lebenden Bevölkerung sind von Armut betroffen“ (Der Paritätische Gesamtverband 2023[1]). Der Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit ist für Deutschland umfassend und auf Basis einer breiten Datengrundlage dokumentiert. Die Befunde zeigen mit großer Übereinstimmung, dass Menschen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status deutlich häufiger von gesundheitlichen Beeinträchtigungen und schwerwiegenden chronischen Erkrankungen betroffen sind als jene mit höherem sozioökonomischem Status (Lampert, et al. 2017[2]). Darüber hinaus zeigt sich, dass die sozioökonomische Ungleichheit auch als Indikator für andere Missstände dienen kann: Länder mit großer Ungleichheit weisen beispielsweise deutlich mehr Kriminalität und Gewalt auf als solche mit weniger Ungleichheit (Wilkinson und Pickett 2009[3]).
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte auf dem Kongress Armut und Gesundheit 2023, "dass diese Zahlen eine Herausforderung für unseren Sozialstaat sind. Sie berühren nicht nur unser Gerechtigkeitsempfinden, sondern berühren den Zusammenhalt der Gesellschaft und damit das, was Grundlage und Voraussetzung jeder gelingenden Demokratie ist (…) (Steinmeier, Kongress Armut und Gesundheit 2023[4]).
Armut inmitten einer Wohlstandsgesellschaft ist nicht nur demokratiegefährdend, sondern führt auch zu einer Legitimations- und Akzeptanzkrise einer Wirtschaftsordnung, die sich als soziale Marktwirtschaft versteht. Gleichzeitig sind die Möglichkeitsräume für eine Um-/Gleichverteilung von Einkommen, Vermögen, Lebensbedingungen und Teilhabe in einer Markt- und Leistungsgesellschaft begrenzt. Im Gespräch mit den Podiumsgästen möchten wir Modelle und Konzepte kennenlernen, die Ungleichheit bekämpfen (wollen) (Bäcker et al 2021[5]).
In dieser Podiumsdiskussion möchten wir insbesondere darüber diskutieren:
Gäste der Podiumsdiskussion (in alphabetischer Reihenfolge):
[1] Der Paritätische Gesamtverband (2023): Zwischen Pandemie und Inflation. Paritätischer Armutsbericht 2022. Aktualisierte 2. Auflage. Berlin
[2] Lampert, Thomas; Hoebel, Jens; Kuntz, Benjamin; Müters, Stephan & Kroll, Lars E. (2017): Gesundheitliche Ungleichheit in verschiednen Lebensphasen. Institut Gesundheitsberichterstattung des Bundes gemeinsam getragen von RKI und DESTATIS. Berlin
[3] Wilkinson, Richard G., & Pickett, Kate E. (2009): „Income Inequality and Social Dysfunction.“ Annual review of sociology 35 (2009): 493-511.
[4] Kongress Armut und Gesundheit (2023): Eröffnungsveranstaltung Präsenzteil. Video. 21. März 2023 #KongressAuG2023: Eröffnungsveranstaltung Präsenzteil - YouTube
[5] Bäcker, Gerhard & Kistler, Ernst (2021): Dossier Verteilung von Armut + Reichtum. In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.) veröffentlicht am 05.03.2021
Auch in Sachsen wird es im Sommer vielerorts heißer, trockener und plötzlich folgt Starkregen…
Hinsichtlich gesundheitlicher Auswirkungen extremer Wetterereignisse sind vor allem Menschen in prekären Lebensverhältnissen gefährdet, die in den strukturschwachen und vom demografischen Wandel betroffenen Regionen (hoher Anteil älterer Menschen) sowie in Quartieren in den Großstädten Sachsens leben. Sozioökonomisch benachteiligte und armutsbetroffene Menschen sind häufiger gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt oder haben weniger Möglichkeiten sich vor den gesundheitlichen Folgen der Klimakrise bzw. dem „Wandel“ zu schützen.
Mit welchen Maßnahmen und Möglichkeiten können die Bewohner*innen in den betroffenen Städten und Regionen besser vor den gesundheitlichen Auswirkungen von Wetterextremen, wie Hitzewellen, geschützt werden?
Wir möchten anhand von Praxisbeispielen einen Ausschnitt aus der interdisziplinären und sektorübergreifenden Zusammenarbeit im Freistaat Sachsen zeigen und mit Ihnen anschließend gemeinsam darüber in den Austausch kommen.
Beiträge der Session
Was hat Klimaanpassung mit Gesundheitsvorsorge zu tun? Unterstützungsmöglichkeiten des Fachzentrums Klima
Dominic Rumpf,(Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), Fachzentrum Klima)
Das Fachzentrum Klima steht seit September 2021 in Sachsen als zentrale Anlaufstelle speziell für regionale Klimathemen zur Verfügung. Mit Projekten, Bildungsangeboten und Beratung begleitet es sächsische Gemeinden, Städte und Institutionen auf dem Weg zu einer klimaangepassten Entwicklung. Über das Regionale KlimaInformationsSystem (ReKIS) werden Gute-Praxis-Beispiele an die Hand gegeben und nutzerspezifische Klimainformationen in Form von individuellen Klimasteckbriefen zur Verfügung gestellt.
Gesundheitsförderliche Stadtentwicklung in der Landeshauptstadt Dresden
Dr. Paula Aleksandrowicz, (Landeshauptstadt Dresden, Amt für Gesundheit und Prävention, Strategische Gesundheitsplanung/WHO)
Dresden als kreisfreie Stadt ist Mitglied im Gesunde Städte Netzwerk Deutschland e.V. und im „Healthy Cities“-Netzwerk der WHO und macht sich auf den Weg, um das Thema „Klima & gesundheitliche Auswirkungen“ im gesamten Stadtgebiet mit amtsübergreifender Zusammenarbeit zu verankern. Beispiele dafür sind sektorenübergreifende Trainings zu gesundheitsförderlicher und partizipativer Stadtentwicklung, Stellungnahmen zu Bauleitplänen oder Maßnahmen der Hitzeanpassung.
Bildungsraum Kinder-Garten: Naturnahe Kita-Freiraumgestaltung - gesundheitsfördernd und klimaresilient
Eileen Hornbostel, (Sächsische Landesvereinigung für Gesundheitsförderung (SLfG) e.V.)
Die SLfG e.V. begleitet seit 2008 Kitas auf ihrem Weg, ihre Außenanlagen bildungs- und gesundheitsfördernd für und mit Kindern und pädagogischen Fachkräften zu gestalten. Ein naturnah angelegtes Außengelände regt die Kinder an, es zu erforschen und aktiv die Umwelt mit allen Sinnen zu erfahren. Gleichzeitig können naturnahe Gestaltungsprinzipien auch den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels positiv begegnen und damit klimagerecht gesundes Aufwachsen und gesundes Arbeiten in der Kita fördern.
Moderation:
Prof.in Dr.in Susanne Hartung, Hochschule Neubrandenburg,
Dr.in Ina Schäfer, Alice Salomon Hochschule Berlin
Die Wohnumgebung/Nachbarschaft ist ein zentrales Setting der Gesundheitsförderung. Zugleich sind die Ziele des Ansatzes komplex: U.a. sollen die Lebensbedingungen, auf die der Gesundheitssektor häufig keinen direkten Einfluss nehmen kann, verbessert werden, Vernetzungen der Akteur:innen wie der Bewohner:innen ausgebaut werden, das Wohnumfeld soll gesundheitsgerecht gestaltet werden (vgl. https://www.gesundheitliche-chancengleichheit.de/gesundheitsfoerderung-im-quartier/hintergruende-daten-materialien/das-setting-quartier/). Mit dem Ansatz der Integrierten kommunalen Strategien (IKS) ist eine Stärkung der Wirksamkeit von Ansätzen der Gesundheitsförderung verknüpft, die bisherigen Erfahrungen mit IKS sind jedoch noch begrenzt.
Im Rahmen der Veranstaltung sollen daher besonders Aspekte der praktischen Umsetzung diskutiert werden. Anhand von zwei Praxisbeispielen wird zunächst aufgezeigt, wie den Herausforderungen in dem Setting auf unterschiedliche Weise begegnet werden kann. In einem dritten Beitrag werden dann die Ergebnisse einer Recherche zu kommunalen Planungstools für Gesundheitsförderungsstrategien dargestellt. In der anschließenden, in Breakout-Sessions organisierten, Diskussion werden zwei Fragestellungen vertiefend diskutiert:
Im Rahmen der Veranstaltung sollen daher besonders Aspekte der praktischen Umsetzung diskutiert werden. Anhand von zwei Praxisbeispielen wird zunächst aufgezeigt, wie den Herausforderungen in dem Setting auf unterschiedliche Weise begegnet werden kann. In einem dritten Beitrag werden dann die Ergebnisse einer Recherche zu kommunalen Planungstools dargestellt. In der anschließenden, in Breakout-Sessions organisierten, Diskussion werden zwei Fragestellungen vertiefend diskutiert:
1. Was können wir länderübergreifend voneinander lernen, um den Herausforderungen im Setting Kommune sowie in der Umsetzung von integrierten kommunalen Strategien zu begegnen?
2) Wann werden kommunale Planungstools von den Teilnehmenden für die praktische Arbeit als hilfreich eingeschätzt?
Soziale und gesundheitliche Ungleichheiten in Wien – eine beispielhafte Gegenüberstellung zweier Bezirke
Anna Gamperl, Saskia Ehrhardt, Fachhochschule Campus Wien, Österreich
Wien ist mehrfach als lebenswerteste Stadt der Welt ausgezeichnet worden, aber nicht alle Einwohner:innen profitieren von den Vorzügen Wiens gleichermaßen. Abhängig vom Wohnbezirk sind gravierende Unterschiede hinsichtlich der Morbidität, Mortalität, klimatischen Bedingungen oder der Lebensqualität feststellbar. Bspw. trennen den reichsten Bezirk Wiens nur 5 U-Bahn-Minuten vom ärmsten. Eine Straßenbahn-Station liegt zwischen dem Bezirk mit der höchsten durchschnittlichen Lebenserwartung und dem mit der niedrigsten. Dabei gibt es in Österreich ebenfalls eine Health in All Policies – Strategie, die Gesundheitsziele Österreich. Diese wird wienweit jedoch unterschiedlich umgesetzt.
Das Problem ist bekannt. Sowohl von der Stadt Wien als auch von privaten Träger:innen wurden mehrfach Maßnahmen und gesundheitsförderliche Angebote gesetzt. Bei genauerer Betrachtung der Initiativen wird jedoch deutlich, dass diese eher vereinzelt und oftmals eindimensional ausgerichtet sind. Wir stellen konkrete Maßnahmen vor, gehen auf Best Practice Beispiele ein und leiten ggf. Handlungsbedarfe ab, die unserer Einschätzung nach nötig wären, um Ungleichheitsphänomenen konsequent entgegenzuwirken. Unser Beitrag hält fest, worin sich in Wien soziale und gesundheitliche Ungleichheiten zeigen und wie diese durch die Klimakrise noch weiter verstärkt werden. Es gibt dazu eine umfassende Datenlage, auf die wir u.a. zurückgreifen. Deutlich wird, dass es mehrdimensionale Lösungsansätze braucht, die Player aus dem Gesundheitsbereich, dem Sozialwesen und von politischen Initiativen konsequent zusammenwirken lässt und alle Bewohner:innen Wiens partizipativ einbindet.
Erfahrungsbericht zu einem Projekt zur Gesundheitsförderung bei Erwachsenen im Stadtteilsetting
Lea Wilke, Kyra Leifeld, Region Hannover Fachbereich Gesundheitsmanagement, Team Prävention und Gesundheitsförderung, Deutschland
Gemeinsam mit dem Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) und der Landeshauptstadt Hannover führte die Region Hannover das Projekt „Gesund leben – gesund bleiben“ in zwei hannoverschen Stadtteilen mit sozialem Entwicklungsbedarf durch (2019-2023), welches wissenschaftlich von der Medizinischen Hochschule Hannover begleitet und evaluiert wurde.
Innerhalb des Projektes wurde eng mit Stadtteilmitarbeitenden und lokalen Akteur*innen sowie der Kommunalpolitik und lokalen Netzwerken zusammengearbeitet. Zu Beginn wurde eine umfangreiche Bedarfs- und Bedürfniserhebung mittels verschiedener Methoden durchgeführt. Während der Corona-Pandemie konnten digitale Bedürfnisanalysen, später auch partizipative Präsenz-Veranstaltungen mit den Bewohnenden stattfinden, in denen gemeinsam Ideen für neue Angebote entwickelt wurden. Ausgehend von diesen Analysen wurden verschiedene Verhaltensangebote für Erwachsene geschaffen. Hierzu zählen unter anderem Ernährungsangebote sowie geschlechtsspezifische Bewegungsangebote. Zusätzlich wurde die Verhältnisebene in den Blick genommen: Ein digitaler „Gesundheitsplan“ bildet relevante kommunale Anbieter*innen mit gesundheitsbezogenen Themen im Stadtteil auf einer digitalen Karte ab. Darüber hinaus gab es ein Bewegungsangebot mit integrierter Multiplikator*innen-Schulung und "Fit & Relax - Stationen" (QR-Code-Plaketten mit Zugriff auf Videos) in den Stadtteilen wurden etabliert.
Alle Angebote sind so konzipiert, einen niedrigschwelligen Zugang für jede Person zu ermöglichen. Nach Projektende werden die gesammelten Erfahrungen der Öffentlichkeit in Form eines Projektberichts zur Verfügung gestellt, mit dem Ziel, die Erkenntnisse auf andere Kommunen übertragen zu können.
Partizipative Entwicklung von Bewertungskriterien zur Einordnung kommunaler Planungstools für integrierte Strategien zur Gesundheitsförderung
PatriciaTollmann 1, Janna Leimann 1, Dörte Kaczmarczyk 1, Maja Kuchler 1, Christina Plantz 2, Johanna Hovemann 2, Eike Quilling 1 - 1Hochschule für Gesundheit Bochum; 2Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Die Entwicklung und Anwendung integrierter kommunaler Strategien bietet einen vielversprechenden Ansatz zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten (NCD’s), zur Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit sowie zur Etablierung von Klimaanpassungsmaßnahmen. Für die praktische Planung und Umsetzung dieser Strategien finden kommunale Planungstools Anwendung. Eine systematische und praktikable Übersicht über verfügbare Tools, die Informationen über die Anwendbarkeit in der Praxis enthält, existiert bisher jedoch nicht. Das dargestellte BZgA-geförderte Forschungsprojekt adressiert diese Lücke.
Im Projekt wurden zunächst mittels eines Rapid Reviews sowie durch ergänzende leitfadengestützte semi-strukturierte Expert*inneninterviews geeignete kommunale Planungstools auf (inter-)nationaler Ebene identifiziert. Folgend werden in Expert*innenworkshops Bewertungskriterien zur Einordnung der Planungstools entwickelt. Diese werden anschließend innerhalb eines Gruppendelphis bearbeitet.
Im Forschungsprojekt wird anhand der genannten methodischen Stränge eine praktikable Übersicht zu Planungstools in der integrierten kommunalen Gesundheitsförderung erarbeitet. Diese Übersicht wird kommunalen Akteur*innen die Entwicklung integrierter Strategien erleichtern.
Der Beitrag wird den Teilnehmenden erste Einblicke in die Ergebnisse des Rapid Reviews sowie der Expert*inneninterviews geben. Anschließend wird im Rahmen eines partizipativen Diskurses die folgende Fragestellung mit den Teilnehmenden elaboriert: Welche Kriterien sind zur Bewertung und Einordnung von kommunalen Planungstools für integrierte kommunale Strategien zur Gesundheitsförderung notwendig?
Die Expertise der Teilnehmenden kann so in die weitere Forschung einbezogen werden.
Um Familien flächendeckend Frühe Hilfen anbieten zu können, stehen Fachkräfte und Akteure vor vielfältigen Herausforderungen. Zentrale Punkte für die Arbeit in ländlichen Räumen sind die Erreichbarkeit von Familien in belasteten Lebenslagen, die Entwicklung bedarfsorientierter Angebote sowie die dezentrale Arbeitsorganisation und Netzwerkarbeit.
Die Publikation "Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Frühen Hilfen in ländlichen Räumen" fasst Ergebnisse eines NZFH-Projektes zusammen. Ziel war es, gemeinsam mit Akteuren der kommunalen Fachpraxis ein Konzept mit zielführenden Strategien zu erarbeiten, die zur Weiterentwicklung der Frühen Hilfen in ländlichen Regionen beitragen. Ergänzt durch Ergebnisse weiterer Forschungszugänge des NZFH stellt das Eckpunktepapier zwölf Strategien vor, die vier Themenbereichen zugeordnet sind. Die Publikation ist in der NZFH-Reihe "Eckpunktepapiere und Impulspapiere" erschienen und steht als PDF-Datei zum Online-Lesen und Herunterladen zur Verfügung. Sie wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für sozialpädagogische Forschung Mainz (ISM) erarbeitet.
Im digitalen Workshop beschreibt das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) die Hintergründe zur Bearbeitung des Themas Ländliche Räume und Frühe Hilfen und darauf aufbauend wird das Konzeptpapier in seiner Struktur vorgestellt und inhaltliche Punkte durch das Institut für sozialpädagogische Forschung Mainz (ISM) dargestellt. Anhand von Empfehlungen für die operative und die strategische Ebene können sehr praktisch Impulse und Handlungsempfehlungen diskutiert werden.
Für die Teilnehmenden des Workshops besteht die Möglichkeit veigene Erfahrungen und Ideen für den Themenbereich der Frühen Hilfen in ländlichen Räumen zu teilen und anschließend zu diskutieren.
Moderierende:
Sabine Scholz-de Wall, Lea Oesterle Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e.V.
Migration und Flucht sind wichtige globale Themen, die vor dem Hintergrund diverser Krisen und Kriege zunehmend an Bedeutung gewinnen. Gelingende Integration und Überwindung von Zugangsbarrieren zu deutschen (Gesundheits-)Systemen sind somit dauerhaft relevante Herausforderungen zur Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Frauen weisen an dieser Stelle spezifische Bedarfe auf.
Der erste Beitrag zeigt Ergebnisse einer qualitativen Studie über den Zusammenhang zwischen sozialer Integration und gesundheitsbezogener Lebensqualität bei türkeistämmigen Frauen. Die meisten Migrant*innen in Deutschland kommen aus der Türkei, wobei insbesondere die Frauen hierbei spezifische gesundheitliche und integrative Probleme aufweisen. In der Session werden Einflussfaktoren auf das gesundheitliche Wohlbefinden und Verbesserungsmöglichkeiten vorgestellt.
Der zweite Beitrag thematisiert Herausforderungen, die geflüchteten Frauen rund um die Geburt in Sammelunterkünften erwarten. Zu nennen sind hier insbesondere die schwierigen Lebensbedingungen, Sprachbarrieren, Unwissenheit über eigene Rechte und die Versorgungslandschaft sowie traumatische Fluchterfahrungen. Geteilt werden erste Erfahrungen, wie dieser Problematik durch ein niedrigschwelliges Angebot in Form von Informationssprechstunden in den Unterkünften durch ein Team aus Gynäkologin, Kinderärztin und Dolmetscherinnen begegnet wird.
Beide Beiträge stellen Anforderungen an eine wechselseitige offene Haltung, interkulturellen Austausch sowie Kultursensibilität und Vernetzung der im Feld tätigen Akteure. Es werden Gelingensfaktoren für Teilhabe und aufsuchende bzw. settingspezifische Arbeit bei zugewanderten Frauen beschrieben.
Integration und Gesundheit – eine empirische Studie zum Zusammenhang von Integration und gesundheitsbezogener Lebensqualität bei türkeistämmigen Frauen
Sarah Hoenemann1, Hajo Zeeb 2, Christa Kleindienst-Cachay 3, Thomas Altenhöner 1 - Hochschule Bielefeld 1; Leibnitz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie 2; Universität Bielefeld 3
Migration ist seit jeher ein wichtiges globales Thema, vermehrt nun auch aufgrund von Naturereignissen im Kontext des Klimawandels (Chazalnoël & Randall, 2021). „Gelingende Integration“ stellt daher ein dauerhaft relevantes Thema dar bzw. nimmt in seiner Bedeutung zu. In Deutschland hat ca. jede/r Vierte einen Migrationshintergrund (Stat. Bundesamt, 2022).Türkeistämmige bilden die größte herkunftsspezifische Gruppe (Stat. Bundesamt, 2022), wobei v.a. bei Frauen dieser Gruppe spezifische gesundheitliche Probleme (z.B. RKI, 2020) bzw. Integrationsschwierigkeiten (z.B. Woellert et al., 2009) berichtet werden. Daher wurde bei dieser Gruppe der Zusammenhang von sozialer Integration und gesundheitsbezogener Lebensqualität untersucht.
In der Studie wurden mit 13 Frauen mit türkeistämmigem Migrationshintergrund der 1. und 2. Generation biografische Interviews mit narrativen Anteilen geführt. 9 der Interviews wurden fallanalytisch und unter Anwendung der Reflexiven Grounded Theory ausgewertet.
Die Ergebnisse weisen darauf, dass es sich positiv auf die Lebensqualität auswirkt, wenn die Frauen sich sowohl an der Herkunfts- als auch der Aufnahmekultur orientieren bzw. sich partiell an die Lebensweise der Aufnahmegesellschaft anpassen. Dauerhafter und ausschließlicher Rückzug in die Herkunftskultur scheint einen eher negativen Einfluss zu haben.
Eine offene Haltung aller Beteiligten und vermehrter interkultureller Austausch tragen dazu bei, Differenzaufrichtungen zu reduzieren und Teilhabe der Frauen zu verbessern. Hierbei könnte sich eine breitere sozialräumliche Verteilung auf unterschiedliche Wohnquartiere und eine zugehende Quartiersarbeit günstig auf integrative Prozesse und gesundheitliche Bedingungen auswirken.
Gesundheit rund um die Geburt für Menschen mit Fluchterfahrung – Erfahrungen und Empfehlungen mit niedrigschwelligen Zugängen
Sophia Buermeyer1, Sabine Scholz-de Wall1, Anna-Lena Mazhari1, Maryam Mohammadi2, Lea Oesterle1
1Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e.V., Deutschland; 2Flüchtlingsrat Niedersachsen e. V., Deutschland
Knapp ein Drittel der Geflüchteten in Deutschland sind Frauen. Davon ist laut UN ein hoher Anteil schwanger und benötigt die ihnen zustehende geburtshilfliche Versorgung.
Für viele Frauen sind Sammelunterkünfte für längere Zeit der zentrale Lebensmittelpunkt. Die Unterkünfte sind sehr heterogen, oft mit schlechten, beengten und fremdbestimmten Lebensbedingungen in Kombination mit einem unzureichenden Zugang zur Gesundheitsversorgung. Die Unterstützung der schwangeren Frauen bei der Inanspruchnahme geburtshilflicher Versorgung ist in dieser verletzlichen Lebenssituation besonders wichtig. Dabei sind u. a. Sprachbarrieren, Unwissenheit über eigene Rechte und Versorgungslandschaft sowie traumatische Fluchterfahrungen zu überwinden. Für einen niedrigschwelligen Versorgungszugang und zur Stärkung der Gesundheitschancen werden im Rahmen der KGC Nds. seit Frühjahr 2023 Informationssprechstunden für geflüchtete (schwangere) Frauen in Unterkünften in Hannover angeboten. Ein Team aus Gynäkologin und Dolmetscherinnen beantworten Fragen z. B. zur Schwangerenvorsorge, Geburt, Wochenbettbetreuung, Verhütungsmethoden und verfügbaren Anlaufstellen.
Um Fachkräfte im Themenfeld für die gesundheitliche Situation zu sensibilisieren, gute Beispiele aus der Praxis in Nds. aufzuzeigen und den Austausch untereinander zu ermöglichen, fand am 24.08.2023 eine Kooperationsveranstaltung der KGC Nds., des Aktionsbüros Gesundheit rund um die Geburt in Nds. und des Flüchtlingsrats Nds. zum Thema „Sicheres Ankommen und Gesundheit rund um die Geburt für Geflüchtete“ statt.
Im Beitrag werden erste Erfahrungen der Informationssprechstunden und die Bedeutung sowie Notwendigkeit von Vernetzungsformaten und regelmäßigem Wissensaustausch aufgezeigt.
Moderierende:
Prof.in Dr.in Catharina Maulbecker-Armstrong, Technische Hochschule Mittelhessen, Gießen Deutschland
Die Session „Versicherte und pflegende Angehörige in besonderen Bedarfslagen“ befasst sich sowohl mit der Situation von Menschen mit chronischen Erkrankungen als auch mit dem Einfluss von sozialen Determinanten auf die Gesundheit und die digitale Gesundheitskompetenz von pflegenden Angehörigen.
Der erste Beitrag in dieser Session fokussiert auf Basis des Panels Arbeitsmarkt und soziale Sicherung die Pflege- und Gesundheitssituation von pflegenden Angehörigen, die zugleich eine kritische, die Gesundheit belastende Lebensphase in Erwerbslosigkeit bewältigen müssen. Im folgenden Vortrag werden aktuelle Befunde aus einer deutschlandweiten Online-Erhebung unter pflegenden Angehörigen zum Thema „Digital Health Divide bei pflegenden Angehörigen“ präsentiert. Im abschließenden Sessionsbeitrag werden Erkenntnisse aus der SERVE-Studie berichtet, in der die Verminderung des Frühverrentungsrisikos bei chronisch erkrankten Personen, die explorativ über Jobcenter (JC) und Arbeitsagenturen (AA) rekrutiert werden.
Beiträge der Session
„Die Pflegesituation und Gesundheit von pflegenden Erwerbslosen in Deutschland“
Hintergrund und Fragestellung:
Die Pflege eines pflegebedürftigen Angehörigen lässt sich häufig nur schwer mit einer Erwerbstätigkeit vereinbaren und kann für Erwerbslose, die Pflegearbeit leisten, zu einem nachteiligen Effekt für den Verbleib in Arbeitslosigkeit bzw. die Integration in den Arbeitsmarkt führen. Gleichzeitig geht Arbeitslosigkeit mit einer Belastung der Gesundheit einher. Die Situation von pflegenden Erwerbslosen sowie die Auswirkungen dieser sozialen Doppelrolle auf die Gesundheit sind bisher nur wenig erforscht. Die Forschungsfrage der Studie ist, ob pflegende Erwerbslose im Vergleich zu anderen informell Pflegenden, aber auch zu Erwerbslosen, die keine Pflegearbeit leisten, einen schlechteren Gesundheitszustand aufweisen und welche Faktoren Einfluss nehmen.
Methode:
Bei der Methode handelt es sich um eine Sekundärdatenanalyse. Die Datenbasis ist das Panel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung (PASS).
Zu erwartende Ergebnisse:
Das PASS ist eine Datenbasis, mit deren Hilfe die individuellen Folgen der Pflege von pflegebedürftigen Angehörigen und von Arbeitslosigkeit bei pflegenden Angehörigen auf die Gesundheit untersucht werden können. Es ist zu erwarten, dass in den multivariaten Analysen Anforderungen, die mit der Pflege eines Angehörigen einhergehen (wie z. B. „durchschnittliche Anzahl der wöchentlichen Pflegestunden“) sowie das Merkmal „Arbeitslosigkeit“ bei informell Pflegenden einen starken Einfluss auf die Gesundheit nehmen. Auf Grundlage der Ergebnisse werden unterschiedliche Bedarfslagen zwischen pflegenden Erwerbstätigen und Erwerbslosen, die pflegen, identifiziert, woraus sich Implikationen für die Gestaltung von Strategien der Gesundheitsförderung in der Lebenswelt der informell Pflegenden ergeben.
Digital Health Divide bei pflegenden Angehörigen: Digitale Nutzungsgewohnheiten und Einflussfaktoren auf die digitale Gesundheitskompetenz
Hintergrund:
Der Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationen gehört für pflegende Angehörige zunehmend zu den Alltagserfordernissen. Zugleich scheinen sie gefährdet, vom Digital Health Divide betroffen zu sein. Der Beitrag betrachtet digitale Nutzungsgewohnheiten pflegender Angehöriger entlang sozialer Determinanten und geht der Frage nach, welchen Einfluss soziale Merkmale auf die digitale Gesundheitskompetenz (DHL) pflegender Angehöriger haben.
Methode:
Von Dezember 2022 bis Februar 2023 wurde eine deutschlandweite Online-Befragung unter pflegenden Angehörigen durchgeführt. Erfasst wurden u.a. soziodemographische Merkmale wie der sozioökonomische Status (SES), pflegebezogene Merkmale, die DHL und die Nutzung internetfähiger technischer Geräte sowie gesundheitsbezogener digitaler Anwendungen.
Ergebnisse:
An der Befragung nahmen 92 pflegende Angehörige mit einem durchschnittlichen Alter von 54 Jahren und einem mittleren SES (M=5,5) teil. Insgesamt zeigte sich bei den Befragten ein hoher Gebrauch von Smartphones. Pflegende Angehörige mit einem höheren SES nutzten jedoch insgesamt signifikant häufiger internetfähige technische Geräte (p<.001). Die durchschnittliche DHL der Befragten lag im mittleren Bereich. Zudem haben das Alter der Befragten und die Übernahme der Pflege einer Person mit Demenzerkrankung einen signifikanten Einfluss auf die selbstwahrgenommene digitale Gesundheitskompetenz.
Diskussion:
Die Befunde weisen darauf hin, dass sich bei pflegenden Angehörigen bestehende Ungleichheiten digital fortsetzen. Dies bietet einen wichtigen Ansatzpunkt für die zukünftige Entwicklung von Unterstützungsangeboten, um Teilhabe zu ermöglichen und einem Digital Health Divide in dieser Bevölkerungsgruppe entgegenzuwirken.
Sektorenübergreifende präventive Identifikation, Beratung und Unterstützung von Versicherten mit besonderen beruflichen Problemlagen - SERVE
Hintergrund:
Chron. Erkrankungen stellen ein bedeutendes Gesundheitsproblem dar und beeinträchtigen sowohl die Lebensqualität als auch die Arbeitsfähigkeit. Zudem erhöhen sie das Risiko einer Frühverrentung. Deshalb wurde die SERVE-Studie, gestartet, die aus einem randomisierten und einem explorativen Studienarm mit neuen sektorenübergreifenden Unterstützungsstrukturen besteht, um vorzeitige krankheitsbedingte Erwerbsminderungen zu reduzieren. Die Probanden werden explorativ über Jobcenter (JC) und Arbeitsagenturen (AA) rekrutiert und mit diesen gemeinsam betreut. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesprogramm rehapro des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.
Methode:
SERVE schließt Personen mit folgenden Kriterien ein: 40-60 Jahre, onkolog., orthopäd., psych. Erkrankung und/oder Long-Covid mit > 4-wöchiger Arbeitsunfähigkeit und erhöhtem Risiko für Erwerbsminderung. Die Probanden werden explorativ über JC/AA rekrutiert und betreut. Ein sozialmed. Kolloquium beschließt gezielte individ. Maßnahmen, die auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmt sind und, ggf., über die gesetzl. Leistungen hinausgehen. Das Hauptziel ist die Verringerung der Erwerbsminderung bei den Teilnehmern.
Fazit:
Im Fokus der explorativen Studie steht die Optimierung der Zusammenarbeit im med. und beruflichen Bereich über Sektorengrenzen hinweg. Durch gezielte Maßnahmen soll die Qualität in der med. und beruflichen Rehabilitation zu verbessern. Das Projekt erprobt neue Möglichkeiten, Kunden der JC/AA zu unterstützen. Die Erkenntnisse aus SERVE zeigen, wie der Therapieverlauf optimiert werden kann, um eine bessere Arbeitsfähigkeit der Kunden zu erreichen und eine vorzeitige krankheitsbedingte Erwerbsminderung zu verhindern.
Hintergrund
Jugendliche sind eine wichtige, aber bisher selten fokussierte Zielgruppe für Projekte zur Hautkrebsprävention. Aber gerade der Schutz der jungen Haut vor übermäßiger UV-Strahlung und vor Sonnenbränden ist von großer Bedeutung. Vor diesem Hintergrund haben die Krebsgesellschaft NRW und die BARMER ein Projekt zur Umsetzung an Schulen entwickelt.
Projektbeschreibung
Zielgruppe des Projekts sind Schülerinnen und Schüler im Alter von 13 bis 16 Jahren. Lehrerinnen und Lehrer fungieren als Multiplikatoren. Sie erhalten ein Medienpaket, mit dessen Hilfe sie das Thema in einer Unterrichtseinheit anschaulich bearbeiten können. Es geht um Informationsvermittlung und die gemeinsame Erarbeitung von Möglichkeiten der Hautkrebsprävention. Ziel ist, die Jugendlichen in einem gesunden Umgang mit der Sonne zu fördern und vor gesundheitsschädigenden Mengen ultravioletter Strahlung zu schützen. Über einen webbasierten Zugang zur BIG BURN - Homepage können die Schülerinnen und Schüler ihr Erlerntes noch mal einprägsam verfestigen. Jede teilnehmende Klasse kann zum Projektabschluss an der BIG BURN Challenge, einem NRW-weiten Wettbewerb teilnehmen.
Schlussfolgerung/Ergebnisse
Aufgrund der Ergebnisse von Fragebögen ist davon auszugehen, dass die Schülerinnen und Schüler nach Projektdurchführung sowohl über eine Wissenserweiterung als auch größere Umsicht um Umgang mit UV-Strahlung verfügen. Zudem können Tendenzen zu einer positiven Veränderung in Bezug auf Einstellung und Verhalten der Jugendlichen festgestellt werden.
Informations-/Diskussionsbeiträge
Das Projekt wird von verschiedenen Perspektiven beleuchtet (Krankenkasse, Krebsgesellschaft, Dermatologie und Schule). Dabei werden Chancen und Grenzen vorgestellt und diskutiert.
Beiträge der Session
The BIG BURN Theory - Projekt zur Hautkrebsprävention an Schulen in NRW
Gesundheitsrisiko UV-Strahlung
Erfahrungsbericht aus Sicht der Schule
Der Hamburger Gesundheitskiosk vereint seit fast sechs Jahren alle Anforderungen an ein strukturiertes Konzept niedrigschwelliger interdisziplinärer Versorgung, in dessen Mittelpunkt die Förderung und Stärkung der Eigenkompetenz von Menschen in sozial benachteiligten Regionen steht. Evaluationen der Universität Hamburg haben nachgewiesen, dass sich bei steigender Zahl von Arztbesuchen die Häufigkeit von Besuchen der Notaufnahmen in Krankenhäusern signifikant verringert hat. Zentrale Frage bleibt allerdings, welche Strukturen notwendig sind, das Konzept der Förderung individueller Kompetenzen in das Gesamtkonzept der Veränderung von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen einzubetten. Voraussetzung dafür ist ein nachhaltiges gemeinsames Handeln aller relevanten Akteure in der Region. Wie dies erreicht werden kann angesichts unterschiedlichster politischer, standespolitischer und ökonomischer Interessenkonflikte, die bis in die Region hineinreichen, soll Diskussionsgegenstand dieser Arbeitsgruppe sein.
LGBTIQA+ Menschen im Allgemeinen, trans* Menschen im Speziellen, werden auch heute noch in der Gesellschaft, v. a. aber auch im Gesundheitswesen, diskriminiert. Diskriminierung kann sich bspw. durch (chronischen) Stress negativ auf die Gesundheit und Gesundheitschancen auswirken. Eine diskriminierungssensible Gestaltung von Gesundheitsförderung und/oder Prävention kann dazu beitragen, die Gesundheitschancen dieser Zielgruppen ressourcenorientiert zu stärken.
Davon ausgehend werden in dieser Session zwei Forschungsprojekte beispielhafte Einblicke in ihre Ergebnisse geben. Die zentrale Frage, die beide Projekte in ihren Vorträgen dabei adressieren, lautet: Wie kann Gesundheitsförderung bzw. Prävention diskriminierungssensibel und ressourcenorientiert gestaltet werden. Von den Projektergebnissen und -erfahrungen ausgehend soll im Anschluss die konkrete Umsetzungspraxis sowie das Forschen zu/mit diesen Zielgruppen (selbst-)reflexiv diskutiert werden. Fragen, die hierbei relevant sein können, sind z. B.: Wie kann die Reproduktion von Stereotypen im Umgang mit den Zielgruppen vermieden werden? Welche Rolle spielt die Analysekategorie Gender neben anderen im Forschungsprozess? Um diese und weitere Fragen gemeinsam zu diskutieren, laden wir sowohl Praktiker*innen als auch Forscher*innen dazu ein, ihre Erfahrungen (selbst-)kritisch in die Diskussion einzubringen.
Ungleichen Gesundheitschancen von trans* Menschen entgegenwirken
Miriam Tariba Richter, Ray Trautwein, Lando Lankenau, HAW Hamburg
Trans* Menschen identifizieren sich nicht oder nur teils mit dem ihnen bei der Geburt zugeordneten Geschlecht. Im Vergleich zu cis Menschen, die sich mit diesem identifizieren, haben sie ungleiche Gesundheitschancen (Trautwein et al. 2023). Sie erleben generell häufiger Diskriminierung und diese gerade massiv im Gesundheitswesen, v.a. durch Tätige im Gesundheitswesen (TdG). Für Deutschland wurde erhoben, dass dort fast jede zweite trans* Person negative Erfahrungen macht (LesMigraS 2012). Die Forschungslage zeigt negative gesundheitliche Folgen einer bedarfsungerechten Versorgungsqualität und vielfältiger Diskriminierung (BMA 2022). Trans* Menschen sind so eine vulnerable Gruppe, bei der von einem hohen Bedarf an Gesundheitsförderung auszugehen ist. Die Studienlage zeigt einen Bedarf an einer lebensweltnahen und trans*sensiblen Gesundheitsförderung, um der Diskriminierung und den ungerechten Gesundheitschancen entgegenzuwirken.
Im Forschungsprojekt GeLebT* wurden u.a. 36 episodische Einzelinterviews mit trans* Menschen erhoben und in Anlehnung an die Dokumentarische Methode ausgewertet. Am Beispiel von TdG zeigen die Ergebnisse, dass die Gesundheit von trans* Menschen in ihren Lebenswelten unterstützt/ gestärkt werden kann, bspw. durch einen trans*sensiblen Umgang (z.B. Anpassung des Anmeldeverfahrens in Einrichtungen des Gesundheitswesens), die Aneignung von Fachkompetenz (z.B. Weiterbildung bzgl. Leitlinien) und den Einbezug relevanter Lebenswelten (z.B. Trans*Communities). Wir stellen schließlich dar, dass eine trans*sensible und bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung Teil einer adäquaten Gesundheitsförderung für trans* Menschen ist.
Wie kann gendersensibel auch queer-inklusiv sein? Sichtweisen LGBTQIA+-Jugendlicher auf Genderaspekte einer Virtual Reality-basierten Alkoholprävention
Christina Prediger1,Katherina Heinrichs1, Hürrem Tezcan-Güntekin2, Gertraud Stadler3,Laura Pilz González1, Christiane Stock1
1: Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft; 2: Alice Salomon Hochschule Berlin; 3: Charité - Universitätsmedizin Berlin, Gender in Medicine
Gendersensible Interventionen in der Alkoholprävention für Jugendliche sind oft auf die Unterscheidung zwischen Mädchen und Jungen beschränkt oder zielen auf geschlechtliche und sexuelle Minderheiten ab, da diese als Hochrisikogruppen gelten. Spezifische Interventionen können effektiver sein, gleichzeitig besteht jedoch die Gefahr, Stereotype zu (re-)produzieren und exklusiv zu sein. Wie aber können Interventionen im Hinblick auf Gender sowohl spezifisch als auch offen genug konzipiert werden, um ebenso LGBTQIA+-Jugendliche zu adressieren? Diese Frage wurde anhand eines virtuellen Kompetenztrainings für Jugendliche zum Umgang mit Peer Pressure bezüglich Alkoholkonsum untersucht.
16 LGBTQIA+-Jugendliche nahmen nach individuellem Ausprobieren der Simulation an Einzelinterviews teil. Die Datenauswertung erfolgte in Orientierung an der reflexiven thematischen Analyse nach Braun und Clarke.
Zentrales Ergebnis war der Wunsch nach mehr Repräsentation von Vielfalt unter den dargestellten Charakteren sowohl hinsichtlich geschlechtlicher und sexueller Vielfalt als auch z. B. von rassifizierten Peers. Sexuelle Orientierung sollte neben hetero- und gleichgeschlechtlichen Optionen auch bi- und aromantische/asexuelle Optionen beinhalten.
Die vorliegende Forschung betont die Bedeutung der expliziten Einbeziehung von LGBTQIA+ Jugendlichen sowie die Berücksichtigung weiterer Differenzkategorien und ihrer möglichen Überschneidungen bei der Entwicklung digitaler Angebote zur Alkoholprävention. Gendersensible Interventionen sollten ein komplexeres Verständnis von Gender-Identität und sexueller Orientierung beinhalten, welches über Binarität hinausgeht und Vielfalt in ihrer Mehrdimensionalität und Intersektionalität widerspiegelt.
Hintergrund:
Häusliche und sexualisierte Gewalt stellt ein zentrales Risiko für die Gesundheit von Frauen dar. In Deutschland erleben 40 % der Frauen sexualisierte und/oder körperliche Gewalt (Müller/Schröttle 2004). Frauen mit einer Behinderung sind 2- bis 3-mal häufiger betroffen als der weibliche Bevölkerungsdurchschnitt. Eine Studie der Weltnaturschutzunion (IUCN) zeigt, dass der Klimawandel geschlechtsspezifische Gewalt in der gesamten Welt noch verstärken könnte (IUCN 2020).
Seitdem die Istanbul-Konvention 2018 in Deutschland in Kraft getreten ist, gibt es für die gesundheitliche Versorgung nach Gewalt neue Anforderungen. Bisher fehlen systematische Übersichten über regional bestehende gesundheitliche Angebote und Vernetzungsformen. Ziel ist, die Versorgungsangebote und deren Vernetzungsformen in Hessen zu erfassen.
Methoden:
Es wurden 34 Epert*inneninterviews mit Gesundheitsfachkräften und weiteren relevanten Akteur*innen geführt, welche mit der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Gläser und Laudel (2010) ausgewertet wurden.
Ergebnisse:
Die Ergebnisse zeigen, dass eine adäquate Gesundheitsversorgung nach häuslicher und sexualisierter Gewalt nicht in jeder Region in Hessen gewährleistet ist. Insbesondere im ländlichen Raum existieren Versorgungslücken, welche zu ungleichen Chancen für die Betroffenen führen. Frauen mit Beeinträchtigungen scheinen dabei nur selten in der Gesundheitsversorgung anzukommen. Eine regelmäßige Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gesundheitseinrichtungen und weiteren Akteuren fehlt bisher.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine adäquate Gesundheitsversorgung im Sinne der Istanbul-Konvention bisher nicht gewährleistet werden kann und weiterer Handlungsbedarf besteht.
Moderierende:
In dieser Veranstaltung werden folgende Beiträge diskutiert:
Bekämpfung häuslicher Gewalt als interdisziplinäre Aufgabe
Hilde Hellbernd, S.I.G.N.A.L. e.V.
Das EU finanzierte, interdisziplinäre Projekt IMPROVE („Improving Access to Services for Victims of Domestic Violence by Accelerating Change in Frontline Responder Organisations“) mit 16 Partnern aus 7 Ländern will Hürden bei der Hilfesuche Betroffener von häuslicher Gewalt senken und Unterstützungsmöglichkeiten verbessern. Das beinhaltet die Entwicklung und Erprobung eines AI-Chatbots als ein niedrigschwelliges, anonymes Angebot für Betroffene. Weiter sollen Interventionsstrategien bei häuslicher Gewalt durch innovative Trainingsprogramme und -materialien für Fachkräfte im Gesundheits- und Sozialbereich, der Polizei und Justiz, durch Workshops und Öffentlichkeitsarbeit nachhaltig gefördert werden (www.improve-horizon.eu).
Einen Meilenstein des Projekts bilden Interviews mit Betroffenen von Gewalt in Paarbeziehungen mit Fokus auf vulnerable Gruppen (Flucht/Migrationshintergrund, Behinderungen, psychische Erkrankungen, LGTBIQ+), um Informationen über Barrieren bei der Suche nach Unterstützung und zur Akzeptanz neuer Informationswege über AI-Chatbots zu erhalten. Mitarbeiterinnen von dem Verein S.I.G.N.A.L. e.V., Berlin und der Deutschen Hochschule der Polizei, Münster führten von April bis Juni 2023 Interviews mit gewaltbetroffenen Frauen (n = 16) in Deutschland durch. Die Ergebnisse zeigen, welchem Ausmaß an Bedrohungen und Desinformationen Betroffene ausgesetzt sind, welche Einschränkungen aufgrund gesundheitlicher Gewaltfolgen, fehlender Ressourcen und mangelnder gesellschaftlicher Unterstützung bestehen – sowie positive Erfahrungen, Wünsche und Vorschläge über die Betroffene berichten. Sie verdeutlichen vielfältigen gesellschaftlichen Handlungsbedarf.
Lebenslagen und Belastungen von ungewollt schwangeren Betroffenen von Partnergewalt - Ergebnisse des Teilprojektes ELSA-VG
Prof.in Dr.in Petra J. Brzank, Hochschule Nordhausen ISRV
Hintergrund:
Von Partnergewalt betroffene Frauen weisen eine hohe Prävalenz von ungewollten Schwangerschaften auf. In Beratung und Versorgung wird die Gewalterfahrung meist nicht thematisiert oder adäquat begegnet. Mit den Schlussfolgerungen des ELSA-VG Projektes kann die Beratung und Versorgung dieser Gruppe verbessert werden.
Methode:
Zur Erfassung der „Erfahrungen und Lebenslage ungewollt Schwangerer – Angebote der Beratung und Versorgung“ (ELSA) werden Daten von gewollt Schwangeren mit den ungewollt Schwangeren verglichen. Das Teilprojekt ELSA-VG fokussiert auf die von Partnergewalt Betroffenen. Von insgesamten 5112 Frauen bejahten 333 die Frage zu Partnergewalt.
Ergebnisse:
Aus der Online-Befragung zeigen sich für diese Gruppe etliche Zusammenhänge wie Angaben zu Schwangerschaften, die Inanspruchnahme von psychosozialer Beratung oder medizinischer Versorgung, die Partnerschaftssituation, Schwangerschaftsabbruchsaspekte, Soziodemografie und Lebenslagen.sowie Bedarfe bzgl. der Informationsvermittlung zu Partnerschaftsgewalt.
Diskussion:
Erste Empfehlungen können für die Beratung und Versorgung dieser Gruppe abgeleitet werden.
Gesundheitsversorgung für Frauen nach häuslicher und sexualisierter Gewalt am Beispiel des Landes Hessen
Stefanie Haneck, Hochschule Fulda
Hintergrund:
Häusliche und sexualisierte Gewalt stellt ein zentrales Risiko für die Gesundheit von Frauen dar. In Deutschland erleben 40 % der Frauen sexualisierte und/oder körperliche Gewalt (Müller/Schröttle 2004). Frauen mit einer Behinderung sind 2- bis 3-mal häufiger betroffen als der weibliche Bevölkerungsdurchschnitt. Eine Studie der Weltnaturschutzunion (IUCN) zeigt, dass der Klimawandel geschlechtsspezifische Gewalt in der gesamten Welt noch verstärken könnte (IUCN 2020).
Seitdem die Istanbul-Konvention 2018 in Deutschland in Kraft getreten ist, gibt es für die gesundheitliche Versorgung nach Gewalt neue Anforderungen. Bisher fehlen systematische Übersichten über regional bestehende gesundheitliche Angebote und Vernetzungsformen. Ziel ist, die Versorgungsangebote und deren Vernetzungsformen in Hessen zu erfassen.
Methoden:
Es wurden 34 Epert*inneninterviews mit Gesundheitsfachkräften und weiteren relevanten Akteur*innen geführt, welche mit der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Gläser und Laudel (2010) ausgewertet wurden.
Ergebnisse:
Die Ergebnisse zeigen, dass eine adäquate Gesundheitsversorgung nach häuslicher und sexualisierter Gewalt nicht in jeder Region in Hessen gewährleistet ist. Insbesondere im ländlichen Raum existieren Versorgungslücken, welche zu ungleichen Chancen für die Betroffenen führen. Frauen mit Beeinträchtigungen scheinen dabei nur selten in der Gesundheitsversorgung anzukommen. Eine regelmäßige Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gesundheitseinrichtungen und weiteren Akteuren fehlt bisher.
Schlussfolgerung:
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine adäquate Gesundheitsversorgung im Sinne der Istanbul-Konvention bisher nicht gewährleistet werden kann und weiterer Handlungsbedarf besteht.
Die Sicherstellung institutionell verankerter Wissenstransferprozesse zwischen Praxis und Wissenschaft ist eine zentrale Voraussetzung für evidenzinformiertes Handeln im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD). Effektive, wissenschaftsbasierte Arbeit im ÖGD erfordert daher nicht nur einen entsprechenden Ressourceneinsatz, sondern legt auch den Grundstein für eine kooperative Infrastruktur zwischen Akteur:innen aus Wissenschaft und Praxis, die idealerweise einen beidseitigen Erkenntnisgewinn zum Ziel hat.
Auf dieser Basis wurde 2023 im EvidenzÖGD-Projekt ein Qualifikationskonzept pilotiert, welches Personen für die Arbeit an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis im kommunalen ÖGD vorbereiten soll. Die teilnehmenden Trainees erwerben im Rahmen einer institutionenübergreifenden Rotation sowohl theoretische, als auch praktische Kompetenzen zur Umsetzung eines funktionierenden Wissenstransfers.
Im Fachforum „Wissenstransfer im ÖGD“ wird das zugrundeliegende Traineemodell vorgestellt, sowie die mit der Implementierung verbundenen Barrieren und Chancen reflektiert. Auf Basis der begleitenden Modellevaluation wird dargestellt, welche Aspekte bei der Konzeption von Qualifikationskonzepten im ÖGD zu beachten sind und wie sich diese auch in andere Kommunen übertragen lassen. Letzteres soll in einem interaktiven Format gemeinsam mit den Teilnehmenden diskutiert werden. Wir laden vor allem Vertreter:innen aus dem (kommunalen) ÖGD sowie aus der Wissenschaft ein, an dem Forum teilzunehmen und gemeinsam Ansätze zur Verstetigung von Kooperationsformen und Qualifikationskonzepten im ÖGD zu diskutieren.
Beiträge der Session
Ein praxisorientiertes Trainingsprogramm für den ÖGD zur Koordination kommunaler Wissenstransferprozesse – Erfahrungsbericht der Trainees
Institutionelle Barrieren und Chancen bei der Umsetzung von Kooperationsprojekten zwischen Wissenschaft und Praxis im ÖGD – Perspektive der Mentor:innen
Förderung des Wissenstransfers in der Kommune: Evaluation und Verstetigung eines Qualifikationskonzeptes für den ÖGD
Der Klimawandel stellt eine der größten Herausforderungen für die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen dar (Watts et al., 2021). Auch in Deutschland werden in Folge des Klimawandels Extremwetterereignisse wie Dürren, Starkregen, Hitzewellen oder Waldbrände zunehmen (Romanello et al., 2022 and IPCC, 2022). Im Jahr 2022 wurde die hitzebedingte Sterblichkeit in Europa auf 61.672 Fälle geschätzt, wobei Deutschland zu den Ländern mit der höchsten hitzebedingten Sterblichkeit in diesem Sommer gehörte (Ballester et al., 2023). Dabei spielen soziale und gesundheitliche Ungleichheiten eine entscheidende Rolle (Paavlova, 2017). So sind beispielsweise Bevölkerungsgruppen wie ältere Menschen, Kinder, Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status und Obdachlose besonders von den gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze und Hitzewellen betroffen (Romanello et al., 2022). Somit können der Klimawandel und seine Folgen zu bereits bestehenden gesundheitlichen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten beitragen und diese weiter verschärfen (IPCC, 2022). Ziel dieses Fachforums ist es, den derzeitigen Kenntnisstand zu den Zusammenhängen zwischen Hitze und den sozialen Determinanten der Gesundheit durch verschiedene Akteure und Projekte vorzustellen, diese miteinander und mit Teilnehmenden zu vernetzen und die Implikationen der Ergebnisse für die Public-Health-Praxis sowie identifizierte Forschungslücken zu diskutieren. Hierfür sind ein Auftaktbeitrag zu den Zusammenhängen zwischen Klimawandel und gesundheitlicher Chancengerechtigkeit, und zwei Inputbeiträge zu Hitze und sozialen Determinanten in Bezug auf Hitzeexposition und Gesundheit vorgesehen
Klimawandel und gesundheitliche Chancengerechtigkeit
Hitze und gesundheitliche Ungleichheiten in den Forschungsergebnissen
Soziale Ungleichheiten bei subjektivem und objektivem Hitzestress: Eine systematische Literaturübersicht zur Unterstützung von Anpassungsstrategien zur Begrenzung der negativen gesundheitlichen Auswirkungen extremer Hitze
Moderierende:
Julian Bollmann, Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V.
Maike Voss, Deutsche Allianz Klima und Gesundheit
Statement:
Dr. Bettina Hoffmann, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Podiumsdiskussion:
Prof.in Dr.in Claudia Hornberg, Vorsitzende des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU), als wissenschaftliche Vertreterin für das Sondergutachten des SRU
Dr.in Kirsten Kappert-Gonther, MdB, Bündnis 90/Die Grünen (als stellvertretende Vorsitzendes des Gesundheitsausschuss im Bundestag)
Prof. Dr. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes (als Vertreter der Bundesbehörde des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz)
Prof. Dr. Raimund Geene, Berlin School of Public Heath (als Vertreter für die Public Health Wissenschaften)
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